Transit Russland

Die Ausreise verläuft problemlos, die Einreise anfangs auch. Wir müssen kleine Zettelchen ausfüllen, das gelingt aber während des Vorrückens in der Fahrzeugschlange. Passkontrolle klappt scheinbar auch, ich darf schon weiter um mal wieder alles am Auto zu öffnen. Nachdem ich alles geöffnet und auch wieder geschlossen habe steht Susi aber immer noch am Passschalter. Offensichtlich gibt es Probleme mit der Maschinenlesbarkeit von Idas maschinenlesbarem Pass. Irgendwann gibt die Beamtin aber auf und winkt uns weiter. Der Öffnungsüberprüfungsmann weist mich an, zu parken und dann zu ihm zurückzukommen. Mache ich, tausche meine kurze gegen eine lange Hose, und erhalte einen Schnipsel (Talon) und drei DIN A4 Seiten. Bitte ausfüllen und dann zum zweiten Fenster. Mache ich im Auto, meine kluge Frau legt mir nahe, mir noch eine Jacke und die Wanderschuhe anzuziehen. Mit ausgefüllten Zetteln und Talon begebe ich mich dann zum zweiten Fenster, vor dem die Hölle los ist. Wenn sich das Fenster (verspiegelt) öffnet, drängen alle nach vorn und wedeln mit ihren ausgefüllten Zetteln. Zettel werden herein- und herausgereicht, nach kurzer Zeit schließt sich das Fenster wieder erbarmungslos. Alles ist völlig undurchsichtig. Nachdem ich irgendwann begriffen habe (büße dadurch eine Position ein, die vermutlich 20-30 Minuten entspricht), dass ich erstmal meinen Talon abgeben muss, beginnt das große Warten. Wenn man aufgerufen wird, darf man seine Zettel hineinreichen. Dafür wird eine Nummer aufgerufen, die ich zwar akustisch verstehe, deren Bedeutung mir aber unklar ist. Ich befürchte kurz, die Nummer auf meinem Talon übersehen zu haben, werde dann aber aufgeklärt, dass es sich hierbei um die Zahlen des Nummernschildes handelt. Bei wirklich jedem ist irgendwas nicht richtig ausgefüllt, alle versuchen dann, in aller Eile noch irgendwas auf ihre Zettel zu kritzeln. Einem chinesischen Paar versuche ich zu erklären, dass sie ihren Talon abgeben müssen. Englisch verstehen beide offenbar nicht, das hält den Mann aber nicht davon ab, in der Folge immer wieder zu versuchen sich vorzudrängeln. Glücklicherweise ist er damit bei den Georgiern an der völlig falschen Adresse. Irgendwann wird auch Seda Wosjemm aufgerufen, es fehlt allerdings die Heimatadresse. Für Irritation sorgt zudem, dass ich nirgends in Russland übernachten möchte. Ich erkläre dies und darf erst mal wieder warten. Dann möchte die Beamtin das Auto sehen, ist zufrieden, und ich darf nochmal warten. Irgendwann bekomme ich meine Zettel und darf weiterfahren. Allerdings nicht, ohne den jetzt abgestempelten Talon einem weiteren Beamten an einer Schranke auszuhändigen. Da ist es 15:45 Uhr.
Wir tauschen noch etwas Geld und erwerben eine Versicherung, bevor wir nach weniger als 10 km in die erste Polizeikontrolle kommen. Die Frage, wo wir gerade herkommen, empfinde ich schon als ziemlich dämlich, da es genau diese eine Straße direkt von der Grenze her gibt. Es wird aber noch etwas besser. Da ich die Frage nach der Zollerklärung (für die ich vier Stunden angestanden habe) falsch verstehe und nur meine Versicherungspolice zücke, werde ich in den Container gebeten. Hier wird mir wenig subtil eine Spende für die Kaffeekasse nahegelegt. Da ich vorgebe nicht zu verstehen (hauptsächlich aber eher geschockt bin) werde ich aber nach wenigen Minuten entlassen. Alle anderen Polizeikontrollen in den nächsten Tagen laufen problemlos ab.
Da meine russische SIM-Karte noch nicht aktiviert ist, begeben wir uns im mit Transparenten zum Tag des Sieges zugepflasterten Wladikawkas auf WLAN-Suche. Finden wir auch, in Form eines KFC. Funktioniert aber nicht. Nach einer weiteren Runde und mit größer werdendem Hunger ordnet Susi an, einen Sushiladen aufzusuchen, der auch WLAN hat. Es sind schon lange keine Röllchen mehr auf dem Teller, als wir herausfinden, dass öffentliche WiFis offenbar keine VPNs zulassen. Da nun alles passt, kaufen wir vor Freude gleich auch noch Bier und Konfekt.
Lust noch weiter zu fahren haben wir keine und übernachten daher in Wladikawkas auf einem Parkplatz in der Nähe des Flusses und eines Tretbootteiches, der auch mit einem Umlauf, Spielplätzen und Kaffeeautomaten aufwarten kann. Alles wird von uns genutzt, Idas übelst eingestaubtes Fahrrad kommt nach Säuberung zum ersten Großeinsatz.
Wir wählen den kürzesten Weg Richtung Kasachstan und fahren weiter durch Tschetschenien und schauen uns das schon von weitem glänzende und funkelnde Grosny an. Es mutet stellenweise wie ein kleines Abu Dhabi an, irgendwo aus der Richtung kam sicher auch das Geld… Kurz vor Schluss falle ich noch unangenehm auf. Der erste junge Mann begrüßt mich, heißt mich willkommen und weist freundlich darauf hin, dass das mit meiner kurzen Hose nicht so angebracht ist. Die nächsten beiden schreien einfach aus dem geöffneten Autofenster.
Da das Kaspische Meer am nächsten Tag gar nicht soweit entfernt scheint, versuchen wir in Lagan, uns irgendwie Richtung Wasser zu bewegen. Das scheint im Wolgadelta allerdings recht aussichtlos. Die örtliche Moped-Gang hält an und bestätigt unsere Vermutung. Zur Begrüßung nimmt ein Junge meine Hand in seine beiden Hände, ich hatte davon gelesen, bin aber doch kurz irritiert. Er und seine Freunde bieten uns an, uns ein nettes Plätzchen zur Erholung zu zeigen. Wir nehmen an und haben einen schönen Nachmittag an einem Bade-/Picknickplatz an einem Kanal. Susi wäscht Wäsche, ich versuche zu Angeln, Ida lässt Drachen steigen.
An unserem letzten kompletten Tag in Russland besuchen wir Astrachan. Wir schauen uns den Astrachaner Kreml an und gehen etwas an der Uferpromenade spazieren. Da unser Hochzeitstag ist laufen wir auch noch zum Wedding Palace. Das sieht aber eher spuckig aus, wir lassen uns lieber in einem der unzähligen herumstehenden Herzen ablichten. Auf dem Rückweg treibt uns der Hunger in eine Art Kantine. Die Dame hinterm Tresen rattert gleich ihr komplettes Angebot herunter von dem wir jedoch nur Pelmeni verstehen. Die handgeschriebene Speisekarte vermag ich auch nicht zu entziffern. Zum Glück gibt es ein paar Beispielgerichte zum Draufzeigen und wir bestellen Pelmeni, Schnitzelchen (die sich als panierter Fisch herausstellen) und einen Salat. Alles zusammen kostet etwa 3,70€. Wir fallen wieder unangenehm auf, da das extrem entkräftete Kind leider seinen Teller samt halber Portion runterschmeißt.
Vom letzten Bargeld wollen wir noch Tanken, da die erste Tankstelle auf kasachischer Seite 40 km hinter der Grenze sein soll (Stimmt allerdings nicht). Ich zögere zulange, und auf einmal sehen wir schon die russische Ausreisekontrolle. Also fahren wir nochmal zurück in die letzte Stadt. Und haben vermutlich gleich wieder die Hälfte der getankten neun Liter verfahren. Zum Abschied bekommen wir von Russland noch einen sehr schönen Sonnenuntergang.
Die Ausreise am nächsten Tag läuft geschmeidig, die Einreise noch geschmeidiger. Die kasachische Fahrzeugkontrolle dauert etwa sieben Sekunden. In einem Container, dessen sämtliche Wände, Decken, Böden, Möbel aus OSB-Platten bestehen tauschen wir noch Geld und erwerben eine Versicherung, wenige Meter weiter tanken wir voll. Alles zusammen hat deutlich unter zwei Stunden gedauert, russischer und kasachischer Grenzposten liegen zudem fast 10km voneinander entfernt.

Georgien

Unsere ersten Kilometer mit dem eigenen Auto auf georgischem Boden beginnen auf echt üblen Straßen und gleich mal mit einem Stau. Es hat einen Unfall gegeben, aber nach kurzer Zeit drängeln sich von beiden Seiten PKW durch und auch wir reihen uns ein.
Das Wetter bleibt, wie in den letzten Tagen, ziemlich regnerisch. Daher versuchen wir eher kleinere Programmpunkte in die Route einzubauen. Unser im Vorjahr als aktuell erworbener Reiseführer aus dem Trescher-Verlag empfiehlt, in Dashbashi von der Kapelle in die Schlucht abzusteigen und dort bis zum Wasserfall zu wandern. Wir finden zwar zur Kapelle, allerdings ist die Schlucht inzwischen komplett eingezäunt und es gibt eine Hängebrücke, eine Zipline und direkt gegenüber ein Ferienressort. Zumindest können wir im WLAN des Ressorts unsere eSIM aktivieren.
Die Fahrt geht weiter nach Bolnisi (deutsch: Katharinenfeld ), das wohl Mitte des 19. Jahrhunderts von schwäbischen Auswanderern gegründet wurde. Es gibt tatsächlich eine georgisch-deutsche Ausschilderung, einige Häuser vom Beginn des 20. Jahrhunderts sind noch recht gut erhalten (gibt’s in Gröbern aber auch…).

Mit ziemlich viel Luft im Tank fahren wir am nächsten Tag zum Höhlenkloster David Gareja, ein Ort den wir aus Zeitgründen im Vorjahr nicht geschafft hatten. Eine Sackgasse führt uns fast 50km Richtung aserbaidschanische Grenze. Unterwegs scheitert der Versuch der Bargeldbeschaffung kläglich. Da, wo Google Maps einen Geldautomat vermutet, ist nur eine Art Handyshop. Oder vielleicht auch ein Büro der Wasserwirtschaft… Letztlich sind diese Sorgen aber unbegründet, da man keinen Eintritt verlangt. Leider ist aber (inzwischen?!) nur noch das Kloster Lawra zu besichtigen, den Weg zu den weiter oben liegenden Höhlen und Kapellen verwehren zwischen den Büschen sitzende georgische Grenzpolizisten. Und dabei hatte der Reiseführer eigentlich eher vor aserbaidschanischen Ordnungshütern bei unsachgemäßer Nutzung des Grenzgeländers(!!) auf dem Bergrücken gewarnt.

Dermaßen wandermäßig unterfordert führt uns der Rückweg zunächst an eine Tankstelle (69L für 65€ bei 70-L-Tank) und dann ins Kloster Bodbe. Hier sollen die Gebeine von Nino, der Schutzheiligen Georgiens, liegen. Leider ist auch hier ein Teil der Anlage wegen Bauarbeiten gesperrt. Das Kloster Bodbe gehört zur Stadt Signagi, die einige hundert Meter weiter oben auf dem Berg liegt. Oder wenige Kilometer bergab und wieder bergauf, wenn man, wie wir, falsch abbiegt. Im Reiseführer als Ort mit mediterranem Flair angepriesen, entpuppt es sich als nettes, aber seeeehr touristisches Örtchen mit zugegebenermaßen grandioser Aussicht auf den Großen Kaukasus. Susis Zuneigung zu Georgien erhält eine weitere kleine Delle, als sich der einzahnige Drachen hinter dem Schiebefensterchen einer öffentlichen Toilette partout nicht darauf einlassen will, dass nur eine Person zahlt, da ja nur das Kind zu Toilette muss. Two Lari!! Ida stört es nicht, dass sie fünf Meter weiter abgehalten wird.


Den Osten Georgiens, in dem wir uns befinden, haben wir ja im letzten Jahr gar nicht gesehen, daher soll auch noch eine Wanderung in einem der beiden größeren Nationalparks absolviert werden. Wir entscheiden uns für den Lagodekhi-Nationalpark und das Wetter sich gegen uns. Nicht nur wegen unserer beschränkten Trocknungsmöglichkeiten ist an Wandern im strömenden Regen nicht zu denken. Da erhöhter Wäschewaschbedarf besteht und wir nur in der Hauptstadt entsprechende Etablissements finden führt unsere Route zurück nach Tbilisi. Über den Umweg Telavi, dem unser Reiseführer zumindest drei Sehenswürdigkeiten zugesteht. Sowohl die Cholokashvili-Street mit den Häusern mit den Holzbalkonen als auch der Basar sind recht zügig gefunden. Im wieder stärker werdenden Regen muss sich die fast 900-jährige Platane aber mit einem Drive-by zufriedengeben.


In Tbilisi ergattern wir einen der letzten Plätze auf DEM park4night-Hotspot direkt an der Sameba-Kathedrale. Dann begehen wir mehrere Fehler: wir gehen erst essen, wir bestellen viel zu viel, ich bestelle ein zweites Bier. Danach suchen wir den Waschsalon auf, aufgrund der geringen Auslastung werde ich zum Auto zurückbeordert, um auch noch die Bettwäsche zu holen. Anderthalb Kilometer und auch noch den Berg hoch sind mit vollem Bauch nicht ganz so schön, zumal mir die Strecke auch noch ein weiteres Mal bevorsteht. Am Auto sind dann alle (bis vielleicht auf das Kind) völlig im Eimer. Die Nacht in der frisch gewaschenen Bettwäsche entschädigt aber durchaus.


Auf unserer Einkaufsliste gibt es ein paar Langzeitpatienten, einen davon, ein Ladekabel für Susis Smartwatch können wir am nächsten Tag in einer Shopping Mall eliminieren. Zudem gibt’s für Susi zehn Minuten Massagesessel, während Vater und Kind durch die angeschlossene Kinderspielhölle schleichen, ohne eine geeignete Attraktion zu finden.
Auf unserem Weg entlang der georgischen Heerstraße nach Norden geben wir unsere vermeintlich letzten Laris für Kaffee und Autowäsche aus. Hätten wir uns beides sparen können, da der Kaffee eher wässrig schmeckt und das Auto nach wenigen Kilometern wieder genauso dreckig ist wie vorher. Wir übernachten kurz vor Gudauri, dem wohl bekanntesten Wintersportort Georgiens, in dem wir am nächsten Tag einen kurzen Stopp einlegen. Der Preis für den Tagesskipass in der Nebensaison beträgt etwa 17€. Da das Wetter schon den zweiten Tag fast gänzlich ohne Regen auskommt ziehen wir noch mal die Wanderschuhe an. Der Reiseführer empfiehlt das Truso-Tal und zumindest der Startpunkt ist auch leicht zu finden. Der Weg dann auch, allerdings sind noch viele Stellen durch Erdrutsche oder Schneeverwehungen blockiert. Hier kommen die kürzesten Beine im Team an ihre Grenzen und nach einem außerplanmäßigen Strumpfwechsel entscheiden wir, umzukehren. Es war trotzdem sehr schön, und vielleicht wagen wir ja auf dem Rückweg einen zweiten Versuch. Mit der aufgesparten Energie wandern wir noch (das letzte Stück) zur Gergeti Trinty Church hinauf. Proportional zur Anzahl der Sonnenstrahlen (verglichen mit unserem letztjährigen Besuch) ist aber auch die Anzahl der Besucher gestiegen. Wir übernachten am selbem Platz wie im Vorjahr und erreichen am nächsten Tag um 10:00 Uhr die georgisch-russische Grenze. (Zeit mal merken…)

Anatolien

Die Nacht wurde neben einem Krankenhaus verbracht, dessen (automatisch übersetzte) Googlebewertungen am Vorabend noch für einige Heiterkeit gesorgt hatten. Wir fahren erstmal einkaufen, Ida bekommt ein Trinkpäckchen, dass sie sich noch während des Verstauens der Einkäufe über T-Shirt und Hose kippt. Nach dem Umziehen fällt uns auf, dass wir wohl Idas andere Hose, die zum Trocknen über dem Fahrradträger hing, vergessen haben, einzupacken. Also zurück zum Stellplatz wo aber keine Hose zu sehen ist. Erst nach erneuten 500 Metern Richtung Einkaufsgelegenheit ist sie rechts im Gras zu finden. Mein geschmeidiger Fahrstil halt…
Nach drei Tagen City brauchen wir dringend etwas Natur und fahren daher zum (von Susis Kollegen Timur empfohlenen) Wasserfall Saklıkent Şelalesi. Unterwegs schmeißt Ida ihre Wasserflasche runter. Natürlich ohne Stöpsel drauf. Beim Wasserfall sitzt unten ein Paar mit Campingstühlen neben dem Bach, weiter oben, wo man hinlaufen muss, die Aussicht aber bedeutend schöner ist, treffen wir niemanden. Zurück am Auto setzt Ida sich genau dahin, wo vorher ihre Wasserflasche gelandet war. Und braucht die nächste Hose. Der Wasserfall ist wirklich schön, allerdings ist die Anfahrt ziemlich mistig. Das gilt umso mehr auch für Timurs nächsten Tipp, den Yedigöller Naturpark. (Da Susi den Gag nicht verstehen würde nenne ich ihn ab da gedanklich nur noch Timur und sein Tipp…) Google Maps wirft eine merkwürdige Route aus, wir einigen uns darauf, der Ausschilderung zu folgen. Die Schilder sind zwar teilweise handgeschrieben und die Kilometrierung inkonsistent, am Ende schlagen wir aber Google um mehr als eine Stunde.
Der Park kostet Eintritt (für unseren „Minibüs“ knapp zehn Euro), allerdings ist niemand am Kassenhäuschen. Dafür treffe ich vier Ranger an der Cafeteria, die mir verständlich machen, dass ich wieder zum Kassenhäuschen muss, es würde jemand kommen. Nach wenigen Minuten kommen alle vier angedackelt, einer hat aber jetzt die Kasse dabei. Alle sind sehr bemüht, einer kommt mit Google Translate extra nochmal zur Cafeteria, um uns zu sagen, dass wir auch den anderen Parkplatz nutzen können. Wir wundern uns, schließlich sind das nur etwa 300m Fußweg. Verstehen es aber, als wir sehen, dass die (wenigen) anderen Besucher offensichtlich am liebsten mit dem Auto an eine Picknickbank fahren, dort alles ausladen und maximal noch ein paar Fotos der Seen (eher Teiche) machen. Diese liegen terrassenförmig hintereinander und sind durch gut gewartete Wege miteinander verbunden. Vom unteren Parkplatz zum obersten See sind es etwa anderthalb Kilometer Fußweg. Wir haben also noch eine gute nachmittägliche Trainingseinheit, verlassen den Park aber am Abend noch.
Es soll jetzt langsam Richtung Kappadokien gehen, da wir unbedingt Ballonfahren wollen. Eine Zwischenstation ist der Salzsee Tuz Gölü. Neben etwa fünf vorbeifahrenden Autos treffen wir an diesem für uns ebenso unwirklichen wie faszinierenden Ort genau einen Menschen: einen Schafhirten. Überraschenderweise spricht dieser besser Englisch als die meisten anderen Leute, mit denen wir bislang Kontakt hatten.
Beim Tanken auf dem Weg nach Ihlara kommt es an einer Tankstelle zu einer ungeplanten Reiseunterbrechung. Wie wir inzwischen herausgefunden haben, schaltet ein Tankwart immer erst die Säule frei, tankt auf und schickt einen mit einem Bon zum Bezahlen in den Shop. Nach dem Bezahlen erhält man vom Kassierer mehrere Bons, einen davon bekommt der Tankwart dann wieder. Wird vielleicht nach Leistung bezahlt… Hier geht der Tankwart mit seinem Bon selber mit in den Shop, bedient das POS-Terminal und ich soll 3040 Lira (knapp 90 €) zahlen. Das erscheint mir irgendwie zu hoch und ich protestiere erstmal. Daraufhin eilen zwei vor dem Shop sitzende Personen zu Hilfe, die beide Französisch mit mir sprechen wollen. Einen der beiden, der wohl Schweizer ist oder zumindest dort lebt, kann ich nachhaltig damit verwirren, dass ich ihm auf Französisch sage, dass ich kein Französisch spreche. Der andere ruft gleich eine deutschsprechende Person an, um das Missverständnis zu klären. Man betont immer wieder, dass aufgrund der Kartenzahlung eine Steuer in Höhe von 40 Lira zu entrichten sei (Haben ab da extra drauf geachtet, kam aber nirgends anders vor) Was allerdings nur mir auffällt, ist dass Tankwart Zitterhand 400 statt 40 eingetippt hat. Nachdem das geklärt ist werden alle zu einem Tee eingeladen.
Am nächsten Tag wird mal wieder gewandert, und zwar durch die Ihlara-Schlucht. Für 15€ Eintritt kann man die Schlucht betreten, in die Felsen beidseitig des Flüsschens sind verschiedene „Gebäude“ und zweifelsfrei mehrere Kirchen geschlagen. Ida hat hauptsächlich am Überqueren des Flusses auf selbstgebauten Baumbrücken Spaß. Zurück auf dem Parkplatz unterhalten wir uns mit dem Felix (oder Philipp, Susi und ich sind verschiedener Meinung) aus Forst, der gesehen hat, dass wir zu dritt unterwegs sind und sich gern mal unser Auto anschauen möchte, da auch er bei der Familienplanung den nächsten Step gehen möchte. Obwohl er uns noch vor dem extrem touristischen Göreme warnt, fahren wir noch am Nachmittag genau dorthin und versuchen eine Ballonfahrt zu buchen. Was stimmt und was nicht können wir mangels Türkischkenntnissen letztlich nur vermuten, aber offenbar gelingt es, für den nächsten Tag noch drei Plätze bei einem anderen Büro zu ergattern. Wir zahlen und bekommen später die Nachricht, dass wir uns um 5:15 am Büro einfinden sollen. Da ist am nächsten Tag natürlich niemand und ich schreibe erstmal ne Whatsapp. Geht durch, aber keine Reaktion. Um 5:30 rufe ich an und habe eine verschlafene Person dran, die mich zurückrufen will. Tut sie dann auch und teilt mit „Flight is canceled!“ Dolle Wurst! Wir vereinbaren einen weitern Termin für den Nachmittag und legen uns nochmal schlafen. Bei leichtbewölktem Himmel machen wir eine echt schöne Wanderung durchs Tauben- und Liebestal. Am Nachmittag einigen wir uns letztlich auf einen Termin für den übernächsten Tag, da ein kurzfristiger Anruf am (nächsten) frühen Morgen definitiv mit unserer Logistik kollidieren würde. Da wir doch gut k.o. vom frühen Aufstehen und Wandern sind fahren wir am nächsten Tag etwas durch die Gegend und schauen uns die unterirdische Stadt von Derinkuyu und den Markt und die Innenstadt von Nigde sowie auf der Rückfahrt eine Shell-Tankstelle an. Der Himmel öffnet alle Schleusen und wir drängeln uns mit anderen Fahrzeugen dicht unterm Dach der Tankstelle zusammen, um zumindest dem Hagel etwas zu entgehen. Am Abend erhalten wir die Nachricht, doch bitte um 4:00 Uhr am Büro zu sein.
Wir stehen also um 3:00 Uhr auf, treffen um 3:56 Uhr am Büro ein und werden um 3:59 Uhr abgeholt. Diesmal klappt alles und wir genießen (gemeinsam mit mehreren Hundertschaften Chinesen…) ein absolut unvergleichliches Erlebnis. Mir ist bewusst, dass das Werbesprech ist, aber es ist wirklich so. Wir nutzen den noch jungen Tag und fahren über 500km nach Osten. Mittags und abends machen wir eine größere Pause an einem der vielen Picknickplätze, die auch von den Einheimischen sehr stark genutzt werden. Es gibt viele Sitzgruppen/Pavillons, Spielplätze, Toiletten und natürlich eine kleine Moschee. Der Gebetsraum für die Frauen ist über den Toiletten. Es wird gegrillt, als gäbe es kein Morgen. Beim ersten Halt bekommen wir für die Benutzung unseres Feuerzeugs Kuchen geschenkt, beim abendlichen Stopp (vermutlich aus Mitleid beim Anblick unserer Bärlauchpestonudeln) die besten Köfte, die ich bisher gegessen habe.
Die letzten Tage war es außer am Morgen meistens bedeckt und hatte spätestens ab Mittag geregnet. Daher fahren wir weiter relativ viel Strecke, in Erzurum in Ostanatolien besichtigen wir – na klar!- die Skisprunganlagen. Mehr so aus Mangel an Alternativen. Alternativlos sind hingegender Ishak Pasha Palast und die Ruinenstadt Ani. Bei ersterem ärgern wir uns, dass sich der Ararat nicht richtig zeigen will und lösen anschließend beim Kauf eines Broilers einen Stau aus (eigentlich nicht, hätte keiner weiter dämlich geparkt wäre alles gut gewesen). Die Ruinen der ehemaligen armenischen Hauptstadt Ani besuchen wir am nächsten Tag. Sie bleibt uns fast verwehrt, da hier nur (türkisches) Bargeld akzeptiert wird. Haben wir aber leider nicht mehr in ausreichender Höhe. Wir werden aber umgehend gegenüber der Kasse auf einen Tee eingeladen und der Schankwirt ruft einen Englisch sprechenden Menschen an, dem wir unser Problem schildern, und der uns bittet, kurz auszuharren, er würde unser Problem lösen. Es geht dann aber fixer als gedacht, als uns eine in Georgien lebende US-amerikanische Familie anspricht, die gestern das gleiche Problem hatte. Zu einem fairen Kurs tauschen wir Euro gegen Lira und noch einige Besichtigungstipps in der Türkei, Georgien und Armenien.
Am späten Nachmittag überqueren wir die Grenze nach Georgien, alles läuft (auch durch Hinweise verschiedener LKW-Fahrer) recht zügig ab. Lediglich der georgische Zollbeamte hat wohl noch freie Kapazitäten und nutz daher eines seiner zehn Worte Englisch recht inflationär: Open! Was leider nicht ganz einfach ist, da konstruktionsbedingt gewisse Abhängigkeiten vorhanden sind. Slipeinlagen sieht er offenbar zum ersten Mal in seinem Leben.
Da wir das Versicherungsbüdchen kurz nach der Grenze nicht gefunden haben, nutzen wir den Stau nach einem Unfall wenige Kilometer weiter, um mit dem letzten Fitzelchen Turk Telekom-Empfang noch eine Versicherung online abzuschließen.

Bulgarien auf die Schnelle und Istanbul

Es ist zwar etwas kühler als noch vor ein paar Tagen, aber da die Sonne scheint geben wir uns ausgiebig den schönen Dingen des Lebens hin. Ida lässt Drachen steigen, ich die Drohne und Susi wäscht Haare. Dann lässt auch Susi Drachen steigen und kurz danach steige ich ebenfalls. Mit Hackwerkzeug auf einen Baum… Wir räumen noch das Auto ein wenig auf und um und fahren erst am frühen Nachmittag los. Bis zum Kloster Aladja, das wir mangels Cash nicht besichtigen. Das kleine Naturschutzgebiet daneben nutzen wir aber für eine Wanderung. Wir übernachten sehr ruhig an einem Strandparkplatz in Nessebar und wollen uns die Altstadt eigentlich am nächsten Tag anschauen. Dazu hatte mir ein guter Kumpel vom Fussballstammtisch mit bulgarischen Wurzeln auch geraten. Es ist allerdings so regnerisch und windig, dass dies wenig Spaß verspricht. Zudem fürchtet die Mutter eine Spontanerkrankung des Kindes. Da tröstet es auch wenig, dass die Parkuhren noch nicht in Betrieb sind. Wir gönnen uns einen zweiten Kaffee bei einer Fastfoodkette, buchen eine eSIM für die Türkei und fahren weiter nach Burgas. Dort verzweifeln wir fast bei der Parkplatzsuche, ehe wir uns im Gastropub_313 den Bauch vollschlagen. Rückblickend war das eine der besseren Ideen des Tages. Da das Wetter bescheiden bleibt überlegen wir uns, heute noch in die Türkei einzureisen und dort noch ein paar Meter zu machen. Die Einreise läuft ziemlich zügig, wir sind einer von wenigen PKWs am etwa 600m hoch gelegenen Grenzposten. Die Temperatur von 5° lässt aber wenig Freude beim Öffnen verschiedener Türen und Kisten aufkommen. Die Straßen auf türkischer Seite sind dann aber um Längen besser.
Davon abgesehen klappt dann aber nicht mehr so viel: meine super eSIM scheint irgendwie nicht richtig zu funktionieren (inzwischen läuft sie prima, keine Ahnung was da war), die von Susi angefragten AirBnBs teilen alle mit, dass sie die eigentlich versprochenen Ausstattungsdetails nicht bieten können. Beim einen gibt es keinen Parkplatz, beim nächsten ist die Waschmaschine kaputt. Die park4night-Stellplätze, die wir anfahren (darunter einer auf einer Autobahnraststätte, da ich offenbar zu blöd zum Lesen war, und der uns auch noch Maut kostet) sind durch die Bank alle Mist. Zumindest sagen sie uns nicht so recht zu. Wir kommen zwar immer weiter Richtung Istanbul, aber Ida ist längst eingeschlafen und wir sind nur noch genervt. Gegen 22:30 haben wir aber keine Energie mehr und stellen das Auto auf einem Feldweg neben der Straße ab, achten aber zumindest bei leichtem Nieselregen noch darauf, dass die Antriebsachse auf festem Untergrund steht. Wir sind zu diesem Zeitpunkt über sieben Stunden unterwegs.
Am Sonntagmorgen rollen wir dann noch die eine Stunde bis Istanbul oder genauer gesagt zum auserkorenen WoMo-Stellplatz. Der kostet zwar etwa 14 € pro Tag bietet aber Dusche, Toilette und Waschmaschine. Wir bekommen zu Susis großer Freude einen Platz direkt neben der Waschmaschine zugewiesen und waschen alsbald auch fröhlich drauf los. Eine deutsche Wohnmobilistin schenkt uns ihre noch gut gefüllte Istanbul-Card und nutz dies auch gleich, um nach dem woher und wohin zu fragen. Das merken wir uns…
Da der Tag noch jung ist geht es nach einem kleinen Mittagessen auch gleich zu Fuß Richtung Hagia Sophia und blaue Moschee, die ebenfalls in der Altstadt liegen. Als wir eine größere Straße erreichen, die zu beiden Moscheen führt, sind wir von der punktuell enormen Polizeipräsenz etwas überrascht. Das Bild fügt sich erst langsam zusammen, offenbar kommen viele Leute von einer propalästinensischen Demonstration hier entlang und die Polizei hat die Aufgabe, die hässlichen Ausgeburten des US-Imperialismus zu schützen: Mäkkes, BK und Starbucks. Als wir dann den Innenhof der blauen Moschee betreten ruft der Muezzin gerade zum Gebet; religionstechnisch ist es uns eher egal, der Moment ist aber doch beeindruckend. Wir erwerben die Standard-Fastfoodartikel Istanbuls, gegrillten Mais und Sesamkringel und beobachten das bunte Treiben. Meine Frau sieht einen Mann, der ihrer Meinung Taubenfutter in Pappbechern verkaufen will. Kurz darauf rennt dieser aber mit Cay,Cay-Rufen durch die Reihen. Wir beschließen den Abend mit gefüllten Weinblättern, Champions mit Käse, Falafel und Döner (Recherche des Lokalnamens unmöglich). Auch wenn es nicht auf der Karte steht: es gibt Bier!
Am nächsten Morgen oder genauer gesagt späten Vormittag machen wir uns wieder zu Fuß auf den Weg. Wie am Vortag erstmal bergauf, nicht wie am Vortag aber über den großen Basar ( der da nämlich geschlossen hatte). Durch viele Gassen mit noch mehr Läden und Lädchen bergab Richtung Galata-Brücke, da dort Sea and Land Tavel ein Büro haben soll, bei denen wir am Vorabend über getyourguide eine Bootstour auf dem Bosporus gebucht haben. Haben sie tatsächlich und wir verbringen die Zeit bis zur Abfahrt mit Essen, Klo gehen und Fotos knipsen. Beim Besteigen des Dampfers sehen wir eine etwa 25-köpfige Kindergruppe in blauen Trainingsanzügen vorm Schiff beim Gruppenfoto. Wir hoffen, dass sie nicht mit zu uns an Bord kommen, tun sie aber natürlich. Aber unsere Bedenken sind vollkommen überflüssig, sie verhalten sich sehr diszipliniert. Erst deutlich nach der Hälfte der Tour, als ihnen (wie allen anderen auch) aufgrund der immer weniger werdenden Ansagen des „Tourguides“ etwas langweilig wird, fangen sie an zur immer mehr werdenden Partymukke zu tanzen. Und man muss neidlos anerkennen, dass fast alle Kinder (ca.10-11) dies hervorragend können. Meine etwas komplizierte Recherche (da ich das Logo auf den Trainingsanzügen nicht recht entziffern kann) ergibt, dass es sich um eine Jugendmannschaft des FC Pakhtakor Taschkent handelt, des Rekordmeisters der usbekischen ersten Liga. Da wir ihn noch nicht gesehen haben, nehmen wir auf dem Heimweg noch einen kleinen Umweg über den ägyptischen Basar (auch nicht anders, vielleicht etwas schicker) in Kauf. Wieder im Auto überlegen wir, ob wir den nächsten Tag auch noch in Istanbul verbringen wollen.
Wollen wir, allerdings mit den Öffis. Die Website der Metro, die laut einem Türkeireiseportal gar nicht mal schlecht sei, lediglich der Routenplaner mache Probleme… ist allerdings nicht erreichbar. Wir laufen wenige hundert Meter zum Vorortzugbahnhof Yenikapi, der auch eine Metrostation beherbergen soll. Diese versteckt sich aber etwas vor uns. Der Mitarbeiter auf dem Bahnsteig spricht zwar eher wenig Englisch, wurde aber sauber gebrieft, wie mit dummen Touris zu verfahren ist, die die Metro nicht finden: Stairs down! Left! Left! Klappt. Wir erwerben eine zweite Istanbul-Card und fahren zum Taksimplatz. Erwähnenswert weil für mich unverständlich ist, dass es unterwegs eine Station direkt auf einer Fußgängerbrücke gibt.
Vom Taksim-Platz schlendern wir dann Richtung Galata-Turm und suchen unterwegs eine Postfiliale. Finden wir auch, hat aber wegen des nationalen Kindertages geschlossen. Den Rückweg legen wir dann mit der historischen Straßenbahn zurück. Nicht ganz das San Francisco Cable Car, kostet aber, genau wie eine Metrofahrt auch nur etwa 55 Cent. Mit der Istanbul-Card kann man übrigens auch die Drehkreuze vor den Toiletten auf den Metrostationen freischalten. Das kostet nicht mal 10 Cent.
Der Tradition folgend schenken wir unsere Karten zwei Jungs mit nem WoMo, die uns auf dem Stellplatz gegenüber stehen. Und horchen sie, ebenfalls der Tradition folgend, nebenbei noch ein bisschen aus. Wir bezahlen, gehen alle nochmal Duschen und fahren dann durch den Eurasientunnel noch etwa 200 km nach Osten.

Rumänien

Der nächste Tag bringt uns unseren ersten „richtigen“ Grenzübertritt, zumindest will man unsere Pässe und auch einmal in den Kofferraum sehen. Der Anblick unseres Bettzeugs hält aber die junge Beamtin von einer genaueren Inspektion ab. Wir fahren entlang der rumänisch-ukrainischen Grenze, unser Ziel ist der kleine Ort Sapinta, der durch seinen fröhlichen Friedhof hohe Bekanntheit erlangt hat. Alle „Grabsteine“ aus Holz werden bzw. wurden von einem Künstler erschaffen, der jedem Verstorbenen ein kleines, oft ironisches Gedicht mitgibt. Google Translate ist aber komplett überfordert, sehr schön anzusehen ist der Friedhof trotzdem. Eigentlich kostet es auch Eintritt, mangels Kartenlesegerät und fehlender Barschaft unsererseits werden wir aber durchgewunken. Wir lassen aber trotzdem noch etwas Geld im Ort, essen im Restaurant Blanca. Die Begeisterung über das Essen auf Damenseite hält sich aber sichtlich in Grenzen.
Der Hauptprogrammpunkt des nächsten Tages ist nochmal deutlich touristischer, war aber auch spontan der erste Rumänien-Tipp von Milan. Die Salina Turda ist ein ehemaliges Salzbergwerk, in das man neben einem Therapiezentrum auch einen kleinen „Freizeitpark“ eingebaut hat. In etwa 80m unter Tage kann man Billard oder Tischtennis spielen, Kahn oder Riesenrad fahren. Zudem ist das ganze ziemlich nett beleuchtet. Selbstverständlich werden alle Höhenmeter zu Fuß überwunden.
Deutlich aufregender wird es beim anschließenden Einkauf in der örtlichen Pennyfiliale: die Dame in Securityuniform gibt mir zu verstehen, dass ich meinen Rucksack nicht mit in den Laden nehmen darf. Es gibt eine Schließfachanlage, in der ich vorschnell einen Euro versenke, da ich nicht gesehen habe, dass es offenbar keine Schlüssel gibt. Die Dame gibt mir zu verstehen, dass sie persönlich meinen Campingbeutel bewachen wird. Das hat Susi mitbekommen und schreitet unverzüglich ein: Sie wendet das Kind in der Gemüseabteilung und schnappt sich den Rucksack, um damit im Auto auf uns zu warten. Da im Rucksack alle wichtigen Dokumente sind wittert sie eine gar garstige Betrugsmasche. Wohl zu viel Aktenzeichen xy geschaut…Richtig dumm wird es aber dann nach dem Bezahlen: Möglicherweise ist sie ja sauer über das ihr verweigerte Vertrauen, jedenfalls untersagt mir die Securitydame, meinen Plastik-Einkaufskorb (da Ida den großen Wagen nicht schieben kann, besteht sie meistens auf einen kleinen Wagen oder alternativ auf Korb) mit auf den Parkplatz zu nehmen. Da Susi nicht in der Nähe ist biete ich ihr als Pfand mein Handy, was sie aber nicht mal mit der Wimper zucken lässt. Einzige Option ist also, einen Wagen vom Parkplatz zu holen, zwischendurch noch dem wegrennenden Kind hinterherzuschreien und dann im Eingangsbereich alles umzupacken. Das mit dem Rucksack kann ich einsehen, mangelnde Flexibilität weniger.
Der Abend wird recht entspannt, da das nächste auserkorene Ziel gleichzeitig einen super Übernachtungsplatz bietet. An der Roten Schlucht, Rapa Rosie ist zum Sonntagabend zwar noch ziemlich Betrieb, es übernachten aber neben uns nur noch Paar aus der Schweiz mit LKW und ein paar aus UK in einem Vito. Der Schweizer, Tom, quatscht uns auch gleich an und fragt nachdem woher und wohin. Und hat sogar eine Visitenkarte mit sämtlichen Social Media Accounts für uns. Da die Briten zeitig weiterfahren, können wir unter fröhlichem Gejauchze auch noch in aller Ruhe unsere neu erworbene Dusche testen. Duscht!
Mein geheimes persönliches Highlight Rumäniens, den Transfagarasan Highway, möchte ich heute eigentlich angehen. Da Google Maps aber merkwürdige Routen auswirft ergibt die (übliche Kurz-vor-knapp-) Recherche, dass der Pass vermutlich nicht vor dem 1.Juli öffnet. Ähnlich schön wie Serpentinen fahren ist nur Shoppen und so ergänzen wir stattdessen in Shopping City Sibiu unsere Ausrüstung. Die Kugel Eis kann preislich übrigens mit Mitteleuropa locker mithalten.
Wir überqueren die Karpaten alternativ durch das Olttal und übernachten in Schlagdistanz zur Hauptstadt nahe des Flusses Arges.
Die letzten knapp 100km sind am nächsten Tag schnell gefahren, auch durch Bukarest kommen wir recht geschmeidig und parken direkt vor dem Palast des Volkes. Was für ein Trümmer… Jetzt wird es aber erst mal etwas zäh, da ein Parkticket zu lösen ist. Per SMS oder App. Trotz VPN bekomme ich aber die App nicht installiert (scheint es wohl nicht mehr zu geben) und die SMS zu schicken verweigert das mobile Endgerät ebenfalls. Irgendwie funktioniert es dann aber doch und wir drehen eine kleine Runde durch die (jahreszeitbedingt?) doch recht entspannte Hauptstadt. Allgemein empfinde ich Rumänien sehr angenehm. Da sind, gerade auch im Straßenverkehr, die exjugoslawischen Staaten doch ein ganz anderes Kaliber.
Um zum Donaudelta zu gelangen geht es jetzt erstmal nach Norden, in die Nähe des kleinen Tals Cheile Dobrogei, in dem wir am nächsten Tag auch eine kleine Wanderung unternehmen. Dann nach Tulcea, dem Ausgangspunkt für Touren ins Donaudelta. Tulcea ist eine typische Hafenstadt: ziemlich hässlich. Um einen Ausflug klar zu machen soll man laut Werbetafeln meistens irgendwo anrufen, Präsenzoptionen gibt es leider keine. Lediglich von einem auf einer Bank chillenden jungen Mann werden wir mit „Looking for a tour?“ angequatscht. Susi hat aber irgendwas mit Foto verstanden, ruft schnell No, no und bringt ihr Kind in Sicherheit. Nur weil er neben sich eine 1L-Flasche Whiskey stehen hat… Immer diese Vorurteile.
Auf unsere Anfrage per Mail hat bis heute niemand reagiert und da wir abends ständig Unwetterwarnungen aufs Handy bekommen und die Temperaturen rapide fallen wird das Donaudelta leider nach „Unerledigt“ verschoben. Wie erwartet regnet es am nächsten Tag (wenn auch in unserer Gegend nicht extrem lange und viel) und an vielen Stellen steht Wasser auf der Straße. Wir schaffen es aber unbeschadet bis kurz vor die bulgarische Grenze, wo wir in Eforie einen kleinen Spaziergang am Meer machen. Unsere letzten Lei geben wir für Süßigkeiten und die Autowaschanlage aus, bevor wir die Grenze überqueren und uns einen ruhigen Platz in Strandnähe zum Übernachten suchen.