Die Ausreise verläuft geschmeidig, auf turkmenischer Seite gelangen wir auch recht schnell bis zum Abfertigungsgebäude. Nachdem wir unseren Guide getroffen haben, darf ich die unorganisierteste Zollabfertigung ever erleben. Trotz einer Begleitperson, die der Landessprache mächtig ist, werden wir offenbar nur von einem Ahnungslosen zum nächsten geschickt. Nochmal und nochmal wir nachgefragt. Letztlich dient alles in unseren Augen nur dazu, soviel Cash wie nur möglich zu generieren. Das Auto wird desinfiziert (wir fahren durch ne Wasserpfütze), es wird ein Coronatest gemacht, man bezahlt eine Einfuhrsteuer, man bezahlt pro Kilometer (282$, die Kosten von 5$ für eine Tankfüllung relativieren sich da ein gaaaanz klein bisschen), man bezahlt Bearbeitungsgebühr und ganz zum Schluss Bankgebühren (??). Das Auto wird erst als Auto berechnet, dann aber doch als Minibüs. Als wir es bis zum Zoll geschafft haben, darf ich mir anhören, dass das Auto getönte Scheiben hat, was in Turkmenistan verboten ist. (Wußte ich, hatte ich aber verdrängt). Ich sage, dass ich dann wohl umdrehen müsse, was aber nicht die erwünschte Reaktion ist. Es wird diskutiert, bis auf Benjamin verstehe ich kein Wort, und selbst das weiß ich nicht zu deuten. (Herr Franklin, der von der 100$-Note grüßt). Mein Guide fragt mich letztlich, ob 50$ für mich ok wären, da ich zu dem Zeitpunkt nicht weiß, dass ursprünglich das Doppelte im Raum stand, sag ich erstmal nein. Ich biete 30 an, die es dann auch werden. Es erscheint einer der Gebührenberechner, dem, wie auch immer, aufgefallen ist, dass das Auto ja nur 5 Sitzplätze hat, was für einen Minibüs ganz schön wenig ist. Daher bekomme ich also wieder Geld zurück. Abzüglich Bearbeitungsgebühren 33$…
Unsere erste neue Erfahrung in Turkmenistan ist, dass uns junge Leute auf der Straße ansprechen, um sich mit uns zu fotografieren. Susi findet es ok, ich und der MarcoPolo, der meistens gar nicht gefragt wird, eher so mittel. Nach einem dringend nötigen Essen schauen uns wir ein paar Sehenswürdigkeiten in Konya-Urgench an, bevor wir uns auf die 270 Kilometer Holperpiste zum Darvaza Gas Krater machen. Wir bemerken eine Beule an einem unserer Reifen, sowohl Guide als auch Fahrer winken aber müde lächelnd ab. (Ein Taxifahrer, dem sie zwei Tage später auch auffällt schaut aber ziemlich besorgt…) Die Straße ist sehr schlecht, lediglich etwas besser als die bei der Einreise nach Usbekistan. Beim ständigen Bremsen und Gas geben geht zu allem Überfluss irgendwann auch noch die Motorkontrollleuchte an. Später wird es zumindest für mich aber noch unangenehmer. Wir treffen erst gegen 22:30 am Krater ein, essen dann noch ein bisschen was und trinken auch noch das unterwegs eingekaufte Bier. Als ich mich in der Jurte in den Schlafsack lege ist es halb zwei oder so. Ich liege aber nicht lange, da ich schneller aus der Jurte heraus sein muss, als mein Mageninhalt aus mir. Das Ganze erfolgt multidirektional. Aufgrund der Nähe zu unserer Toilette verbringe ich die restliche kurze Nacht zusammengeknickt auf der Rückbank unseres Autos. Aber wenigstens gut zugedeckt.
Ich trinke am nächsten Tag nur Tee, aber zusätzliche Toilettenpausen sind wegen mir zumindest nicht nötig. Die Straße wird dann irgendwann langsam besser, wir lassen dann unser Auto waschen, der Fahrer samt Fahrzeug wird komplett ausgetauscht, da Menschen aus der Provinz nicht in die Hauptstadt dürfen. (Ein Konzept, dass für Thüringen auf jeden Fall meine Stimme gehabt hätte…) Ebenfalls nicht in die Hauptstadt dürfen nichtweiße Autos. Das ist dem MarcoPolo aber egal. Wir werden zwar aufmerksam von den Polizisten, die ungefähr an jedem zweiten Kreisverkehr stehen, angeschaut, aber nicht angehalten. Zwecks Risikominimierung sind wir aber damit einverstanden, am Nachmittag und Abend bei Fahrer und Guide mitzufahren. Dazwischen wird geruht bzw. im Pool geplanscht. Abends gehen wir in einer Shopping Mall nen Happen essen, wo wir auch unsere „Reise“ bei dem Mann vom Reisebüro bezahlen, bei dem wir sie über Whatsapp gebucht hatten. Es gibt auch einen Spielbereich für Kinder, in dem Ida sich nur gar zu gern abparken lässt. Bei der nächtlichen Stadtbesichtigung sind ihre Augen dann genauso groß wie unsere, da wirklich alles mit bunten LEDs illuminiert ist.
Der Morgen/Vormittag ist für Mensch und Maschine sehr erholsam, über eine mautpflichtige Autobahn rollen wir etwa 300km nach Mary. Das kleine Restaurant, in dem wir essen hätten wir allein nie gefunden, da es von außen aussieht wie der Seiteneingang einer Garage. Das Essen ist aber sehr gut und sehr günstig. Unser Auto bleibt wieder stehen und wir besichtigen die Ruinen der antiken Stadt Merv. Uns fallen zwei ältere Frauen auf, die scheinbar gelangweilt durchs Gelände trotten. Wir erfahren, dass dies Beludschen seien, wenn es geregnet hat (wir haben keinen Regen gesehen, aber offenbar hat es das dann wohl) durchstreifen sie immer die Gegend, in der Hoffnung, freigespültes Gold zu finden.
Quasi zum Abschied gehen wir im Gartenrestaurant des Hotels einen Happen zu Abend essen. Die Bestellung erfolgt ganz modern über Tablet, lediglich die Preise hat man mal wieder vergessen. Der Service hingegen ist unterirdisch, unser Bier dauert länger als die Pizza.
Nach Volltanken und Lunch in einer Truckerkneipe begleitet uns unser Guide auch noch zur Grenze, nach dem üblichen Schraps-hat-den-Hut-verloren und weiteren 10$-Fantasiegebühr sind wir wieder raus aus Turkmenistan.