Norwegen Teil 2

I´ve been looking for Sweden

Während die hilfsbereiten Schweizer ihren T6 California Supersonic Haumichblau in wenigen Sekunden wie einen Regenschirm zusammenklappten und fahrbereit machten, köchelte auf unserem Campinggaz Kocher gerade mal das Kaffeewasser. Aber das durfte ja auch so sein.

Wir fuhren weiter Richtung Sognefjord, machten auf dem Weg dahin aber eine längere Pause in Voss, bei der wir unser Equipment um eine Campingdusche (Solarenergie und so) erweiterten. Nach Susis Aussage würde nun eigentlich keinerlei Bedarf mehr bestehen, alle paar Tage ein airbnb zu buchen. (Der geneigte Leser möge dies im Hinterkopf behalten). Um auch einmal Herrn Baedeker zur Ehre zu gereichen, kauften wir uns auch noch ein norwegisches Softeis. War ok. Ich besorgte mir noch eine weitere norwegische Straßenkarte, da irgendein Gewinnmaximierungsfuchs die schlaue Idee gehabt hatte, Südnorwegen noch in Nord und Süd zu unterteilen und logischerweise getrennt zu verkaufen. Nach der Überquerung des Sognefjord per Fähre war unsere Unterkunft auch schon fast erreicht, wir schliefen bei Nico in Nessane , in einer Doppelhaushälfte mit 2 Bädern und 5 Schlafzimmern.

Da mich die absolute Spontanität der vergangenen Tage doch etwas beunruhigte, hatte ich mir vorgenommen, abends gemütlich bei ein paar Bierchen die nächsten Tage zu planen. Bierchen liefen prima, die Planung war leider nicht den aktuellen Gegebenheiten, sprich: dem Wetter, angepasst. Dafür gelang es mir recht erfolgreich, den halboffenen Kamin fehlzubedienen und den Wohnbereich ordentlich einzuräuchern.

Am nächsten Tag gab es zuerst einen Fotostopp am Eggenipa, wo ich mal wieder feststellte, dass mein Fotoapparat Scheiße ist. Oder ich nicht fotografieren kann…Danach ging es weiter nach Grotle auf der Insel Bremanger, wo es einen der tollsten weißen Sandstrände Norwegens geben sollte. Den gab es prinzipiell auch, allerdings fing es exakt mit unserer Ankunft an, zu regnen. Auf der Habenseite war lediglich zu verbuchen, dass man uns die Parkgebühr von 50 Kronen erließ, da wir beteuerten kein Bargeld zu haben. Ob die Gebührenerhebung durch zwei Teenager prinzipiell legal war sei mal dahingestellt.

Nach ein paar Fotos mit Schirm am Strand beschlossen wir, weiter Richtung Südosten zu fahren, da der Regen in den nächsten Tagen anhalten sollte. Der Skandinavier als solcher händelt ja offenbar die Jahreszeiten wie die Bundeswehr (ab 15. Mai : Sommer) und läuft auch gern bei Regenwetter in kurzer Kleidung herum. Wir hatten aber keine Lust auf Schlechte-Laune-Wetter und befürchteten vor allem, dass es nachts im Auto für Ida zu kalt werden würde.

Irgendeine Outdoorapp hatte uns noch einen einfachen Spaziergang im beschaulichen Ferienort Stryn angeboten, den wir (nach meiner Planung) auch ins Programm aufnahmen. Der Spaziergang/ die Wanderung als solches/solche war auch nicht schlecht, man unterschätzt nur leider als Anfänger die Schwergängigkeit eines Kinderwagens auf mit frischem Rindenmulch belegten Wegen. Wir schafften es an diesem Abend im Dauerregen noch bis zum Geirangerfjord und übernachteten auf einem Parkplatz mit prima Aussicht auf den Fjord. Wir hatten spätabends noch eine Runde durch den Ort gedreht, waren aber nach der Ruhe der letzten Tage doch ziemlich vom Tourismus geschockt. Von der prima Aussicht des Parkplatzes wussten offenbar auch sämtliche Busfahrer des Landes, denn wir hatten am anderen Morgen trotz geöffneter Schiebetür Probleme, die Leute davon abzuhalten, unseren Kocher umzurennen. Wie zu erwarten fiel uns der Abschied ziemlich leicht…

Zu meiner Enttäuschung verzichteten wir auf eine Fjordrundfahrt, und versuchten stattdessen mit einer Ausweichbewegung nach Osten dem Regen zu entkommen. Irgendwie war der Regen aber meistens vor uns da. Über Lom, in dem wir unsere erste Stabkirche besichtigten, führte uns der Weg nach Lillehammer, wo es in einem Moment sich lichtenden Nebels einen kleinen Ausflug zur Olympiaschanze gab. Wir waren allerdings bergauf zu langsam, bei Ankunft waren schon wieder nur Schemen zu erahnen.

Anschließend fuhren wir noch etwas weiter und übernachteten in der Nähe eines Badestrandes, schon ziemlich in der Nähe der schwedischen Grenze. Susi beschwerte sich zum ersten Mal über Mücken. Was sie aber nicht davon abhielt, am nächsten Morgen nach einem Frühstück am Strand, den See zu bebaden. Temperaturbedingt verzichtete ich darauf.

Norwegen Teil 1

Früher (gute, alte Zeiten, alles besser und so…) wurde hier ja noch täglich reportiert. Dann wenigstens noch pro größerer Stadt, nunmehr offenbar nur noch pro Land. Norwegen mir!!

Eine Sache, nämlich den größten Schreck der Reise, hatte Susi übrigens verschwiegen: Beim Einchecken auf die Fähre gab ihr die junge Frau am Schalter ihren Reisepass nämlich umgehend zurück, da dieser bereits 2010 abgelaufen war. Zum Glück hatte sie noch ihren Perso dabei. Postnatale Demenz vermutlich.

Die erste Nacht an einem kleinen Fjord verlief trotz unserer späten Ankunft gut, wie üblich verließen wir als letzte den Stellplatz und fuhren nach einem Unterwegsstopp mit erfolgreichem Wanderschuherwerb nach Stavanger, wo Susi ein airbnb gebucht hatte. Da bis zum Check-In noch etwas Zeit war, wollten wir noch fix ein paar Lebensmittel einkaufen. Mir war klar, dass Norwegen teuer ist, aber ehrlich gesagt nicht soo teuer. Zwei TK-Pizzen, eine Packung Chicken Wings und 4 Bananen: 25 Euro… Nach dem Bezug der Wohnung fuhren wir zum Hafen, wo der Kinderwagen noch mal ordentlich bewegt und die Wanderschuhe eingelaufen wurden. Stavanger ist ganz nett und vor allem sehr windig.

Am nächsten Tag stand die in meinen Augen Wanderschuhe erfordernde Aufgabe an, vom 25€ teuren Parkplatz zum Preikestolen zu laufen. (Habe irgendwo gelesen, dass sich dank sozialer Medien die Besucherzahl innerhalb von fünf Jahren von 1000 auf 100.000 jährlich erhöht hat, der Parkplatzpreis hat sich da wohl genötigt gesehen, nachzuziehen) Die vorgegebene Zeit von zwei Stunden pro Richtung konnten wir trotz Kind in der Babytrage gut einhalten. Oder auch gerade deswegen, sobald nämlich der Vortrieb stoppte wurde gehampelt, gezappelt, gequengelt oder gefitzt. Als Motivator ist Ida kaum zu schlagen. Da es sehr windig war, waren wir über unsere Fahrplanmäßigkeit ganz froh,  es wäre wohl schwierig gewesen, ein zugfreies Plätzchen zum Stillen zu finden. Übernachtet wurde auf einer Wiese in der Nähe eines Flusses. Die allabendliche Recherche hatte ergeben, dass wir in der Nähe zweier Nationalparks waren. Einer davon, der Folgefonna, tauchte in unserem Reiseführer gar nicht erst auf (Apropos Reiseführer: Vor der Abreise wurde noch bei Susis, mit Second-Hand-Medien handelndem Arbeitgeber bestellt. Beim Skandinavienführer fehlte die Karte und statt des Stellplatzführers Nordeuropa kam der für Südeuropa…) und wurde somit zum Ziel unserer Wahl. Ein bisschen vielleicht auch, weil es angeblich eine kinderwagengeeignete Wandertour gab. Beim Abbiegen von der Hauptstraße Richtung Parkplatz fuhren wir beinahe Freunde aus Ohrdruf über den Haufen. Wir wussten zwar (Watsappstatus und so..) dass sie in Norwegen sind, hatten aber bis dahin keine Standorte ausgetauscht. Dieser Zufall wurde einige Zeit später mit einem holländischen Bier aus pfandfreier tschechischer Quelle begossen. Der Weg, der übrigens zum Bondshussee führte, war für Kinderwagen durchaus geeignet, die 150 zu überwindenden Höhenmeter erforderten aber durchaus elterlichen Körpereinsatz. Die Begeisterung für die tolle Kulisse am See konnte auch Ida nicht verhehlen und schrie sie fröhlich hinaus. Einen Stellplatz zu finden dauerte mal wieder etwas länger, der kleine, aber feine Platz am Freilichtmuseum Nesheimstunet am Lønasee entschädigte aber mit einer tollen Aussicht und hilfsbereiten Schweizern.

Entlang der Margeriten Route durch Dänemark

Micha wählte für uns einen Teil der Margeriten Route in Dänemark aus, denn wir wollten nicht über die Autobahnen jagen und von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten fahren. Wir wollten es ruhig angehen lassen und auch mal an Orten halten, wo nicht der Tourismus lebt.

Unser erstes Ziel war die älteste Stadt in Dänemark, Ribe (vergleichbare Größe wie meine Heimatstadt Ohrdruf). In Ribe gab es eine prima kinderwagentaugliche 2,8 km Schieberunde. Gut ausgeschildert und sehr idyllisch.

Leider meinte es der Wettergott in Dänemark nicht so gut mit uns und wir wurden das erste, aber nicht letzte Mal, nass.

An diesem Tag machten wir uns noch auf den Weg zum Meer, hier fanden wir ein sehr ruhiges und einsames Plätzchen zum nächtigen, zwar nicht direkt am Meer, aber für uns alleine. Den Abschluss des Tages bildete unsere leckere Dosensuppe vom Lidl aus Flensburg. Lidl lohnt sich ;).

Nach einem Frühstück im Grünen spazierten wir zum jüngsten Leuchtturm von Dänemark und ich tauchte meine Füße in Nordseewasser.

Aalborg lag auch noch auf unserer Route. Zur Abwechslung mal eine sehr moderne Stadt mit vielen Geschäften, welche leider 17 Uhr am Samstag schlossen. Aber wir wollten ja auch nicht shoppen, obwohl ein paar Wanderschuhe benötigte ich noch. Meine hatte ich vergessen. Der Reiseführer hatte mir auch nicht gesagt, dass wir die brauchen.

Ein weiteres Highlight in Dänemark war, neben dem jüngsten Leuchtturm auch den Ältesten zu sehen, der sich in Skagen befindet. Bevor wir mit der Fähre nach Norwegen übersetzten, schauten wir uns noch den Zusammenfluss von Nord- und Ostsee an. Leider nur von Weitem, denn mit dem Kinderwagen kamen wir da nicht hin. Man merkt übrigens erst jetzt wie Barriereunfreundlich manche Sachen sind.

Vor der Fährfahrt hatte ich Bedenken. Eine 3,5 Stunden Fahrt von 20:45 bis 23:59 Uhr mit Ida. Zu ihrer besten Schreizeit. Naja aber wir kamen nicht drumrum. Neben Ida befanden sich noch etliche weitere kleine Wesen in Idas Alter auf der Fähre und all diese wurden abwechselnd von Mama oder Papa getragen, geschoben und bespasst. Ida hingegen war nahezu entspannt und beobachtete alles aufmerksam. Welch gutes Kind. Gegen 0 Uhr befuhren wir dann norwegischen Boden. Was wir dort alles erleben, könnt ihr später erfahren.

Tatütata in Flensburg

Nach Hamburg führte unser Weg zunächst nach Laboe. Hier konnten wir zur Abwechselung mal die Sonne genießen (wir wollten ja den heißen Temperaturen entkommen) und einen Strandspaziergang mit Ida in der Trage machen.

Pünktlich um 15 Hundert holten wir einen Fußballfreund von Micha und den besten Facebookliker von Haus Sonnenschein in Kiel ab. Er zeigte uns die Kieler Promenade, die Schleuse von Kiel samt Schleusenvorgang sowie eine kleine Fährfahrt ans andere Ufer von Kiel und zurück.

Später am Abend fuhren wir noch nach Flensburg und suchten uns einen Parkplatz zum Übernachten. Dank Park4Night gelang und dies prompt und wir verbrachten eine weitere Nacht im Bus.

Der nächste Morgen begann für uns wie immer gegen 10 Uhr, wir suchten in Flensburg den nächsten Mc Donalds und Lidl auf. In dieser Zeit sahen wir, an ein und derselben Kreuzung, sieben Krankenwagen im Einsatz. So viele sieht man in Gröbern wahrscheinlich das ganze Jahr nicht.

Dann hieß für uns Drei auf nach Dänemark. Ida verließ das erste Mal Deutschland.

Barrierefreiheit für Hamburg!

Nachdem wir Familie und Freunde in und um Berlin besucht,uns durchgefuttert sowie die erste Nacht im Bus verbracht haben, geht es auf nach Hamburg. Für Hamburg haben wir uns für zwei Nächte ein Airbnb etwas außerhalb im Grünen gebucht.

Dort wurden wir herzlich begrüßt und erkundeten mit dem Kinderwagen noch die nähere Umgebung sowie den nächsten Aldi. Am Abend entschlossen wir uns den nächsten Tag Hamburg zu Fuß auf einer sechs km Route zu erkunden. Wir dachten das ist das Beste für Ida und uns.

So ging es am nächsten Morgen nach dem Ausschlafen mit dem ÖPNV zum Hamburger Hauptbahnhof. Hier gab es bereits die ersten Höhenunterschiede mit dem Kinderwagen zu überwinden. In Hamburg angekommen, begrüßte uns der Himmel mit ein paar Tropfen und etwas Wind. Dick eingepackt machten wir uns auf den Weg vorbei an der Elbphilharmonie, den Speichern sowie dem ältesten Hutmacher Hamburgs. Wir hatten uns extra eine barrierefreie Route gewählt, leider mussten wir doch hin und wieder feststellen, dass dem nicht so war. Pünktlich nach vier Stunden endete unsere Route am DM und wir konnten die Bedürfnisse von Ida stillen (im wahrsten Sinne des Wortes).