Der Berg ruft

Gegen zehn Uhr am Morgen wurden wir von mehreren lauten Geräuschen geweckt. Als erfahrene Soldaten dachten wir an Schüsse, hielten es aber zunächst für ausgeschlossen. Als Micha dann in der nähren Umgebung eine Bushaltestelle mit der Aufschrift Schießplatz entdeckte, war uns allen klar, wo wir da übernachtet hatten und was uns geweckt hat.

Nachdem wir die letzten Tage entspannt und die schönen Seen genossen hatten, ging es nun Richtung Berge weiter. Genauer gesagt zum wohl bekanntesten Berg dank Benno Fürmann (kleiner Spaß), dem Eiger.

Zunächst schauten wir uns nach einem geeigneten Schlafplatz für die Nacht um. Park4Night schlug uns was Nettes in der Höhe mit schönem Blick vor, leider war dieser Platz schwer zu erreichen und der Weg dahin war von etlichen Verbotsschildern gezeichnet. Am Ende war der Platz nicht zum Schlafen geeignet. Aber für die Zubereitung des Hafer Dinkel Schmelzflocken Brei mit Blick auf den Eiger war er super. Zum Glück waren wir bereits am frühen Nachmittag in Grindelwald Grund (hier startet die Zahnradbahn zum Eiger) angelangt. Grindelwald Grund war zur Zeit eine riesige Baustelle, dies stellte sich später noch als Glück für uns heraus. Micha war jedoch ziemlich genervt von der vergeblichen Parkplatzsuche. Sonst sahen wir immer Gleichgesinnte aber diesmal sahen wir nur unsere chinesischen Freude. Wir waren gedanklich bereits soweit uns auf den örtlichen Campingplatz zu stellen, bis wir den Parkplatz der Baufahrzeuge mit der Aufschrift Parkplätze zum Übernachten entdeckten. Sicherlich meinten sie nicht die Art von Übernachtung die wir planten, aber da stand zum Übernachten. So taten wir dies auch. Wir tarnten den Streifenwagen, verdunkelten ihn und versuchten uns leise zu verhalten, abgesehen von Ida. Alles verlief super und ohne Störungen. Das ist einer der Vorteile keinen Wohnwagen oder Wohnmobil zu besitzen.

Am nächsten Morgen fuhren wir mit der Bahn auf ca. 2300 m und entdeckten während der Bahnfahrt das Strohhotel. Hier hatte Micha 2015 mit den Erfurter Wandervögeln übernachtet und bereits den Eiger erkundet. Manch einer von ihnen, hat dort so gut wie nie zuvor geschlafen. Wir hatten uns für heute den Eiger Trail zum Wandern ausgesucht. Eine leichte Wanderung bergab entlang der Nordwand. Nach gut zwei Stunden und sechs km erreichten wir die Gastwirtschaft Alpiglen und belohnten uns mit einem deftigen Mahl. Nach der Bergabfahrt ging es frisch gestärkt und bei strahlendem Sonnenschein sowie besten Blick auf die Eiger Nordwand weiter Richtung Genfer See.

36 Grad und es geht noch heißer…

Durch die anhaltende Hitze und nichtfunktionstüchtige Klimaanlage im Streifenwagen strichen wir alle Städte in Deutschland von der Planung und suchten stattdessen Badegewässer auf. Anstatt uns Nürnberg anzuschauen, badeten wir in einem kleinen See bei Ellwangen. Hier kamen wir auch in den Genuss der neuen Jugendsprache, zwei Pupertiere warfen sich im Wasser einen kleinen Ball zu und feierten sich ständig mit den Worten: War der close Alter…, der war voll Premium…‘ Armes Deutschland.

Voll Premium fuhren wir am späten Nachmittag noch Richtung Schaffhausen und suchten uns wie die Nacht davor ein schönes Plätzchen im Wald mit Park4Night.

So konnten wir die Nächte ruhig und etwas kühl schlafen und worden am Morgen nicht durch die Sonne in aller Früh  aus den Federn geworfen.

Übrigens schlief Ida in der ersten Nacht im Streifenwagen fünf Stunden am Stück, das hat sie das letzte Mal in Stavanger gemacht. Sie ist halt ein richtiger Camper;)!

Am Dienstag stand der Rheinfall auf dem Programm. Ich war bereits 2013 mit der Sachsen-Anhalt Reisegruppe dort, Micha jedoch noch nie. Aber auch ein zweiter Besuch war lohnenswert und kein Reinfall! Zudem entdeckte ich auf der Parkplatztoilette noch eine Dusche, welche wir auch gleich nutzten.

Frisch geduscht ging es zum Greifensee um noch etwas zu entspannen. Da Ida seit kurzem Abendbrei zu sich nimmt, kochten wir hier noch einen leckeren Hafer-Dinkel-Schmelzflocken Brei. Mmmh wie lecker. 

Zum Abschluss des Tages besichtigten wir Zürich. Wir schlenderten am Hafen entlang und etwas durch die Altstadt. Auch Ida schien das ehr relaxte Zürich zu gefallen, sie lachte uns aus dem Kinderwagen heraus an und war das glücklichste Baby der Welt.

Ich glaub es geht schon wieder los…

Nach zweieinhalb Wochen zuhause sowie arbeiten für Micha gehts nun ab in den Urlaub, diesmal nur 14 Tage. Ist ja auch Urlaub und keine Elternzeit.

In den letzten Wochen haben alle Daniels unter Hochdruck an ihren Projekten gearbeitet. 

Micha bei der DB und dem Umbau des Streifenwagens. 

Ida bei der Umsetzung von Nachtschicht sowie der Einführung von Brei und ich mit dem Schlafmangel.

Diesmal geht die Reise in den Süden, da es nur 14 Tage sind, wollen wir nicht so weit fahren. Außerdem sollen die Nachttemperaturen nicht unter 10 Grad sinken. 

Da es der Wettergott jetzt schon sehr gut mit uns meint, werden wir erst gegen Abend starten und nochmal den Gröberner See besuchen. Denn ohne Klima ist es im Streifenwagen unerträglich.

Alles weiter folgt wie immer 😉

Wir sind wieder Zuhause und nun?!

Pünktlich letzten Montag um 23:58 Uhr erreichten wir Gröberner Boden und um 23:59 Uhr machte Ida die Augen auf und vor 2:20 Uhr nicht mehr zu, wir haben sie wohl  etwas aus dem Rhythmus gebracht. Aber keine Sorge am Dienstag war alles wieder beim Alten;).

Einen kleinen Schreck erhielten wir jedoch, als wir zunächst unseren Haustürschlüssel nicht fanden und fast die Nachbarn wecken mussten.

Nach einem gepflegten Frühstück am Dienstag gegen 11 Uhr war uns allen ein wenig komisch. So viele Räume und so viel Platz auf einmal wieder zu haben. Nicht nach dem Frühstück loszufahren und was Neues zu erkunden. Irgendwie war uns schon etwas langweilig, so bestand doch unser Tag die letzten Wochen aus:

Aufstehen gegen 10:00 Uhr

Gemütlich Frühstücken bis 11 Uhr

Alles zusammen packen bis 12 Uhr

Autofahrt bis ca. 14 Uhr

Neue Gegend erkunden bis ca. 17/ 18 Uhr

Autofahrt bis ca. 19 Uhr

Platzsuchen für die Nacht/ Auto umbauen bis 20 Uhr

Gemütlich den Abend ausklingen lassen

Aber zum Glück hatten wir Bergeweise Wäsche von der FeWo zu bewältigen. 

Hier noch ein paar Tipps falls ihr mal die Route nachfahren möchtet:

Fangt die Route andersrum an, zuerst nach Polen, dann kann man sich nochmal günstig mit Lebensmitteln eindecken. Kauft auf der Fähre die Getränke, denn die sind pfandfrei oder in Polen. Denn alle skandinavischen Ländern haben unterschiedliche Pfandsysteme. 

Norwegen war für uns zwar das teuerste Land aber auch landschaftlich das Schönste. Wenn man dieses Land als letztes auf der Route hat, ist man total geflasht. 

Kauft Mückenschutz in Schweden, dann hilft es wenigstens. Ein Moskitonetz ist auch empfehlenswert.

In allen skandinavischen Ländern gilt das Jedermannsrecht (auch noch in Estland, Lettland und Dänemark) d. h. Wildcampen für 24 h erlaubt und dank der App Park4Night findet man immer einen Platz, wenn auch nicht immer beim ersten Versuch. Ein Campingplatz ist damit überflüssig. Wir haben auch nicht einen Einzigen angefahren. Das war uns zu teuer und zu voll. Dafür haben wir uns aller paar Tage ein Airbnb genommen (darüber werde ich nochmal berichten).

Wie es bei uns weiter geht und ob wir schon an der nächsten Tour planen, erfahrt ihr bald.


Polen

Der Zwei-Städte-pro-Tag-Besichtigungsrhythmus wurde beibehalten und es ging als erstes nach Bialystok. Eigentlich ein Umweg, aber um eines morgendlichen Kaffees willen wollten wir doch noch bei Decathlon eine (hoffentlich) passende Gaskartusche erwerben. Zu unserer großen Freude war der Parkplatz ziemlich leer. Zu unserer großen Enttäuschung war der Decathlon ziemlich zu. Obwohl sowohl meine blöde Karten-App als auch die Beschriftung etwas anderes aussagten. Das Internetz verriet uns dann, dass man in Polen dabei ist, die Ladenschlussgesetze zu ändern, und die Läden nur noch einen Sonntag im Monat geöffnet haben dürfen. Damit war Decathlon für uns zumindest entschuldigt. Da wir nun schon einmal da waren, wollten wir uns wenigstens die Innenstadt anschauen. Schwieriger als gedacht, da ewig kein (zu bezahlender) Parkplatz zu finden war. Es klärte sich auch schnell auf, warum: sonntags kostenlos. Irgendwann hatten wir doch einen gefunden und spazierten zwischen vielen Menschen, von denen im Schnitt jeder drei Kugeln Eis in der Hand hatte, durch einen recht großen Park Richtung Marktplatz. Dabei stachen wir aus der Masse nicht nur wegen unseres lauten Kinderwagens heraus, sondern vor allem, weil sich irgendwie alle außer uns ordentlich in Schale geschmissen hatten.

Dem Kinderwagen verordneten wir dann erstmal etwas Ruhe in Form einer Autofahrt bis zur nächsten Sightseeing-Station. Das war Warschau. Ich war vor einigen Jahren im Rahmen einer meiner Deutsche Bahn Rettungsmissionen schon mal hier, hatte aber außer Stau, Tiefgaragen und Bürohochhäusern nicht viel gesehen. Also wurde altstadtnah geparkt und erst mal der auf der Anfahrt ausgemachte „Oooh-Springbrunnen“-Fontänenpark aufgesucht, für den es aber noch zu früh, soll heißen zu hell war, um die Beleuchtung richtig zur Geltung zu bringen. Nachdem wir einige Schritte Richtung Barbakan gemacht hatten, begann, völlig unerwartet, der Kinderwagen wieder zu lärmen. Auch das Katzenkopfpflaster brachte entgegen sonstiger Erfahrungen keine Besserung. Das Kind auf den Arm genommen, dass es mit eigenen großen Augen die Tanzgruppen, Feuerschlucker und Hütchenspieler (nee, Witz) beobachten konnte und schon war Ruhe. Manchmal kann es so einfach sein. Nach einer  letzten Soloübernachtung (wieder Wald, wieder zu dunkel. Aber keine Alternativen… 😉 ) hielt der letzte Tag endlich mal etwas für mich bereit: Shopping. In Lodz kauften wir zuerst eine Gaskartusche, die wir auf dieser Reise aber nicht mehr benötigen würden und zudem günstige Genussmittel. Anschließend gab es für alle Familienmitglieder noch was von  tkmaxx. Ich hatte mir für den Abend vorgenommen, bis nach Hause zu fahren, und setzte deswegen durch, auf eine Innenstadtbesichtigung in Lodz zu verzichten. Nach weiteren zwei Stunden Fahrt wurde aber noch eine Pause eingelegt um dem Kind ein wenig Schlaf zu rauben. Zwischen erneut kiloweise Speiseeis verdrückenden Polen suchten wir in Poznan den Weg zum Alten Markt Stary Rynek. Den wir zum Glück fanden, und der für mich persönlich auch die Nummer 1 der Marktplatzhitliste unserer Reise wurde. Auf dem Rückweg zum Auto mussten wir noch einigen versteckten Fontänen in der Fußgängerzone ausweichen, was Susi sehr erfreute. Wir blieben aber trocken, was mich sehr erfreute. Es gab dann noch einen kurzen Imbissstopp inklusive Toilettengang und dann gings durch bis Gröbern. Montagabend um 23:58 Uhr zog ich die Handbremse des Streifenwagens auf dem weißen Kies der Einfahrt nach 7267km fest.