Ritter desRadkreuzes

Eigentlich fehlt ja noch mindestens ein Beitrag aus der Schweiz, aber da mich Cliffhanger-Susi etwas in Zugzwang gebracht hat, geht es erstmal hier weiter.

Der zweite Morgen begann mit einem gehörigen Schrecken, als wir beim Bremsen im Auto unschöne Geräusche hörten, die kurz darauf als abgefahrene Bremsbeläge diagnostiziert wurden. Da wir ja irgendwie noch mehr vor hatten konnte das nicht so bleiben, und wir entschieden während unseres Spazierganges durch Salzburg (das ich eher so mittel fand, kann aber auch an meiner Abneigung gegenüber gewissen Getränkeproduzenten liegen), so schnell wie möglich Ersatz zu besorgen..Bei ATU waren die Beläge leider nicht vorrätig, also zu Opel. Die hatten sie auch da, zum Preis möchte ich aber lieber nichts sagen. Nur soviel: bei gutem Licht kann man den Goldstaub glitzern sehen, aus dem sie hergestellt wurden. Zeit für einen Einbau war leider nicht, da wir für die Nacht schon in Karlovac in Kroatien eine Unterkunft gebucht hatten.

Wenn wir schon nichts für unser Auto tun konnten (außer möglichst wenig bremsen) so blieb uns immerhin die Möglichkeit, den Ausbau und die Instandhaltung des europäischen Fernstraßennetzes zu fördern. Mit dem Erwerb der österreichischen und slowenischen Vignette (für den Bus unverschämt teuer) sowie diversen zusätzlichen Abgaben für Tunnel oder Autobahnabschnitte machten wir davon reichlich Gebrauch.

Das airbnb in Karlovac war richtig schick eingerichtet, weswegen wir beschlossen, Vermieterin Dijana noch etwas Gutes zu tun, und in ihrem Restaurant im Erdgeschoss zu Abend zu essen. Da sich Ida in der Öffentlichkeit meist als braves Kind präsentiert hatten wir auch keine Bedenken, sie mitzunehmen. Blöd war, dass wir die einzigen Gäste waren, was wohl auch dem Baby nicht entging und es daher alsbald laut und fröhlich vor sich hin schrie.

Am nächsten Tag fuhren wir bis an die Küste, nach Zadar, wo auf dem Parkplatz eines Baumarktes die Bremsen frisch gemacht werden sollten. Ich hatte zwar eine Grundausrüstung an Werkzeug dabei, fehlende Spezialteile konnten aber so bei Bedarf noch schnell nachgekauft werden. Rad und Bremssattel bekam ich nach einer ersten Runde durch den Baumarkt dann auch flott runter, das Zurückdrücken der Bremskolben ging aber irgendwie nicht. Also wurde irgendwie geklemmt und gehebelt, bis es ordentlich schnackelte, ich fluchend über den Parkplatz sprang, den Handschuh von meiner Hand zerrte und rund ums Auto alles mit Rot volltropfte. Nachdem die kinderwagenschiebende Susi zurück war und mich verarztet hatte konnte ich weiteres Werkzeug kaufen, dieses für meine Zwecke modifizieren und die Reparatur fertigstellen.

Wir fanden einen schönen Platz an einer Bucht zwischen Halbinsel und Festland, und nachdem alle versorgt waren konnte ich mich voll und ganz meiner schmerzenden Hand hingeben. (War etwas geschwindelt, hab mir zwei Ibu eingeworfen)

Elternzeit Part 2- Wo fahren wir diesmal hin?

Nun waren wir doch tatsächlich mal über einen Monat am Stück zuhause bis es wieder hieß Elternzeit.

Ida ist nun sieben Monate alt, hat enormen Bewegungsdrang und macht die ersten Krabbelversuche.

In dem einem Monat zuhause haben wir auch so einiges erlebt: Mama hatte Fieber und dachte mal wieder vom Klo fallen zu müssen, Ida hatte Fieber und wir dachten Zähnchen kommen. Ida schläft nun in ihrem eigenem Bett und im eigenen Zimmer, was sie aber nicht dazu anhält, durchzuschlafen. Vielleicht liegt es daran, dass außer ihrem Bett und ein paar Kartons noch nix eingerichtet ist:). 

Ein genaues Ziel hatten wir bis vor Kurzem auch noch nicht ins Auge gefasst, fest stand nur es soll ins Warme gehen. Ich wollte zunächst Richtung Frankreich, Portugal und Spanien.

Micha der die Franzosen nicht so mag, wollte Richtung Griechenland und Ida wollte dahin wo Mama und Papa hin fahren.

Entschieden hat am Ende die Klimakarte. In Griechenland soll es 5 Grad wärmer sein als in Portugal.

Da es in Deutschland mittlerweile schon recht frisch war, buchte ich uns zwei Airbnb für die Fahrt in den Süden. Das erste in Taching am See und das zweite gleich hinter der Grenze zu Kroatien in Karlovac. 

Es lagen also zunächst zwei Fahrtage vor uns mit jeweils fünf bis sechs Stunden Autofahrt.

Beide Ziele erreichten wir immer erst in der Dämmerung.

Einen kleinen Zwischenstopp legten wir in Salzburg ein und bummelten ein wenig durch die Stadt und begaben uns auf die Suche nach einem ATU. Warum und was dann geschah, könnt ihr im nächsten Beitrag lesen.

Gegen das Vergessen

Um das Geschehen nicht noch später nur noch anhand von Handyfotos rekonstruieren zu müssen, will ich versuchen die noch einigermaßen frischen Erinnerungen zu Blog zu bringen.

Im Gegensatz zum vorangegangenen Morgen nahm diesmal die Zahl der Parkenden nicht ab, sondern zu. Den Anfang machte ein österreichisches Paar mit Kleinkind, später kamen noch zwei Italiener dazu. Bis auf das Kleinkind versuchten sich alle an verschiedensten Kletterrouten an der für Laien, also uns, aus einiger Entfernung eigentlich fast senkrecht und auch ziemlich glatt aussehenden Wand. Bei Kaffee und Ovomaltinebrot dabei zuzusehen ist etwas, an das man sich gewöhnen kann.

Wir fuhren gegen Mittag zu einem Einkaufscenter (sonntags geöffnet) in Gravellona Toce um die üblichen täglichen Erledigungen durchzuführen. Bei einem Cappu bzw. Latte quälten wir irgendwelche Hotspots und ich entschied mich für ein Jahresabo von park4night, um die App auch offline nutzen zu können. Meine Datenverbindung war immer noch kaputt… Im Supermarkt kauften wir noch ein paar Lebensmittel. Ich nahm mir zwei Tüten Mehl „Doppio Zero“ mit. Laut dem internetz ist dies nämlich das beste Mehl, um selber Pizzateig zusammen zu rühren. In Deutschland kostet es ab 3€ aufwärts, in Italien so viel wie jedes andere Mehl.

Dann machten wir uns auf die Suche nach einer Bademöglichkeit am Lago Maggiore, was sich als schwieriger als erwartet herausstellte. Die Straße führte malerisch fast die ganze Zeit am Ufer entlang, dadurch gab es aber nicht allzu viele und meist recht schmale und schattenlose Badestellen. Fündig wurden wir dann in Cannobio wo wir zwar den Parkplatz bezahlen mussten, der Strand war aber frei. Als Unterhaltungsprogramm gab es eine immer größer werdende Gruppe Italiener, die mit abenteuerlichsten Konstruktionen versuchte, einen Volleyball aus einem Baum zu befreien. Erfolg brachte dann eine hochkant festgehaltene Sitzgruppe und eine aus mehreren Einzelteilen hergestellte ca. 6-7m lange Stange. Ein wirkliches Highlight war eine kostenlose heiße Dusche. War zwar outdoor, es wurde sich aber trotzdem ordentlich abgeseift.

Einen Platz für die Nacht hatte ich beim Rumliegen am See schon ins Auge gefasst. Das Rumgeheule der Wohnmobilisten über die kurvenreiche und enge Anfahrt hatte ich als Mimimi abgetan, die in der Offlineversion fehlenden Bilder als unwichtig eingestuft… Nach etwa anderthalb Stunden für etwa 20 km den Berg hoch hatten wir den Platz erreicht, der uns aber gar nicht zusagte. Ida hatte dies wohl geahnt, denn sie schrie schon seit fast einer Stunde. Sie ließ sich zwar kurz beruhigen, nachdem wir uns auf den Weg den Berg wieder runter gemacht hatten ging es aber weiter.

Mangels Alternativen und wegen der fortgeschrittenen Stunde entschieden wir uns für den Parkplatz des Friedhofes von Cambiasca, auf dem wir eine ruhige Nacht verbrachten. 😉

Am nächsten Vormittag fuhren wir dann erneut die Uferstraße Richtung Norden, da wir am Abend eine Schleife gefahren waren. Wunder über Wunder: meine mobilen Daten funktionierten wieder.

In Locarno stellten wir das Auto in einer Tiefgarage ab und bummelten dann zu einem Park neben der (kostenpflichtigen) Badeanstalt. Da das Wetter leicht wechselhaft war, war auf beiden Seiten des Zaunes nicht allzu viel Betrieb. Die Wasserqualität war allerdings deutlich schlechter als am Vortag. So blieb wieder viel Zeit, sich einen Stellplatz zu suchen, es wurden diesmal alle Kommentare gelesen und auch die Bilder gesichtet. Über Lugano fuhren wir am Luganer See entlang zurück nach Italien und in der Nähe von Menaggio am Comer See auf einen Wanderparkplatz. Es gab zwar wohl nur ein oder zwei Plätze, von denen man den See sehen konnte, einer davon war aber zu meiner großen Freude unserer.

Senk ju vor träwelling

Am nächsten Morgen waren die Spanier zwischen der ersten und zweiten nächtlichen/morgendlichen Futterpause des Kindes abgereist, wodurch wir drei riesige Picknickbänke für uns allein hatten. Daneben gab es noch ein Rohr, aus dem man das Wasser des vorbeifließenden Baches entnehmen konnte. Das hatte ich abends im Dunkeln leider nicht gefunden und war mehrfach mit Stirnlampe zum Bach hinuntergeklettert. „Gestört“ wurde unser, wie meistens aus Nescafe Gold (Polnische Arme-Leute-Edition), Toast, Butter, Käse, Globuswurstgläsern und Nußnougatcreme (Aldi. Musste erst aufgegessen werden, bevor das kürzlich erworbene Ovomaltine Crunchy ins Spiel kam) bestehendes Frühstück durch eine sich nähernde Horde Wanderer. Die sich aber bei näherer Betrachtung als die „Jeunesse Chalais“ entpuppte, die, mit Müllsäcken bewaffnet, dabei war, den Picknickplatz und auch den Wanderweg (der wohl zu einem Wasserfall führte) von Unrat aller Art zu befreien.

Heute stand der zweite „Signature“ Berg auf dem Programm. Wir fuhren nach Täsch, das ist der letzte für normale Verkehrsteilnehmer erreichbare Ort, wenn man nach Zermatt und/oder zum Matterhorn möchte. Ab da geht es nur mit dem Zug weiter, kostenpflichtige Parkmöglichkeiten werden selbstverständlich in ausreichender Menge vorgehalten. Da die Schweizer nicht blöd sind, haben sie das Matterhorn so hingebaut (oder das Tal so gelegt, je nachdem, wem man Glauben schenkt), dass man es von Täsch aus nicht sieht. Mit dem Shuttlezug ging es also erst nach Zermatt und dann mit einer Standseilbahn (unterirdisch) zur Sunegga-Alm auf knapp 2300 m. Auf dem Weg zur Bahn entgleisten der Mutter mal kurz die Gesichtszüge, da sie die kühlhausähnlichen Temperaturen Böses ahnen ließen. Oben herrschten aber moderate Temperaturen mit Sonne, etwas Wind und etwas Nieselregen. Das Aussichtspech blieb uns leider wie schon am Eiger treu und wir erhaschten nur ein paar kurze Blicke auf das Matterhorn. Die meiste Zeit zeigte es sich als wolkenverhangener dunkler Schemen. Unsere kleine Wanderung zu zwei Seen (in denen sich der Berg bei guten Bedingungen spiegelt) war daher fototechnisch nicht sehr ergiebig.

Wir wurden gefragt, wie alt denn das Baby bei mir im Brustbeutel sei, und ob es denn seine „höchste“ Erfahrung wäre. Bei letzterem konnten wir lässig abwinken und auf den Eigergletscher verweisen. Nach knapp anderthalb Stunden fuhren wir zurück ins mondäne Zermatt, wo sich das Matterhorn selbstverständlich ohne Wolken präsentierte…

Zurück im Parkhaus wurde erstmal der Babybrei zubereitet (mit 12V-Fläschchenwärmer) und ich hatte die blöde Idee, mich auf der Toilette mit Einwegrasierern zu Rasieren. Das Ergebnis war nicht nur blutig sondern erhöhte unsere Gesamtparkzeit auf 4:06 h was wiederum mit dreieinhalb Franken mehr zu Buche schlug als es vier Stunden getan hätten.

Im Vorfeld hatte ich ein wenig mit einem Parkplatz geliebäugelt, der von allen wegen der Aussicht gelobt wurde, die Meereshöhe von 2200 Metern war aber nicht vermittelbar. Deswegen fuhren wir noch über den 2005m hohen Simplonpass und fanden auf italienischer Seite in der Nähe von Domodossola einen Parkplatz an einem Kletterfelsen, den wir ganz für uns allein hatten.

Wer hat´s erfunden?

Die abendliche Parkplatzsuche dauerte, wie inzwischen fast üblich,  mal wieder länger. Die von mir bei park4night favorisierte Kategorie „Umgeben von Natur“ neigt gerade im bergigen Terrain dazu, eine zeitraubende Anfahrt zu haben und sich in höheren Lagen zu befinden. Was dann wiederum dazu führt, dass die Nachtschlaftemperaturüberwachungsbeauftragte namens Mutter mit ihrem Veto dazwischengrätscht. Diesmal lag allerdings der erste winzige Platz nur etwa 50 Meter von einem offenbar bewohnten Gebäude entfernt, der zweite war schlicht und ergreifend voll. Also fuhren wir wieder, abwechselnd im ersten und zweiten Gang, die Serpentinen hinab und stellten uns auf einem Parkplatz, der wohl zu einem Skigebiet gehört. Am Morgen entdeckten wir zudem in wenigen Metern Entfernung den Weiher von Rathvel. Der dürfte den Amphibienkundlern unter uns ja ein Begriff sein, da er laut der aufgestellten Schilder ein geradezu herausragendes Paradies für sich vermehrende Amphibien ist. Das konnten wir nicht nachprüfen, die angegebene Länge der Uferlinie von 220 Metern bei einem kleinen Morgenspaziergang schon.

Ebenfalls anhand von Schildern, Ortseingangsschildern nämlich, stellten wir fest, dass wir inzwischen offenbar im französischsprachigen Teil des Landes angekommen waren. Aus dem Generell über der 50, die über jeder dieser Tafeln angebracht ist, war ein Limite générale geworden. Allgemein scheint der Eidgenosse ja gern und oft und überall Hinweis- und fast noch lieber Verbotsschilder mit möglichst viel Text anzubringen. Was mir bei meiner ersten Reise in die Schweiz noch als die Paranoia eines sich möglicherweise zu oft in sauerstoffarmer Luft aufhaltenden Hüttenwirtes erschienen war ( selbst im Waschraum, der im Prinzip nur aus Waschbecken, Kaltwasserhähnen und irgendeiner Kühlbox bestand, gab es drei oder vier Zettel oder Schilder, was alles nicht erlaubt war. Das Umrücken der Tische im Gastraum übrigens auch nicht…)  scheint bei genauerer Betrachtung ja eher eine nationale Attitüde zu sein.

Jedenfalls suchten wir gewohnheitsmäßig erstmal eine goldene Möwe zwecks Toilettengang und Internetverbindung. Durch Ignorieren des Kleingedruckten und ohne groß weiteres Zutun hatte ich die Obergrenze meiner Handyrechnung erreicht (10kB -> 7 Cent) und auch der Wechsel der Tarifoption schien nicht zu greifen. Mobildatentechnisch war Ebbe. Die Planung des kommenden Übernachtungortes musste also gleich mit erfolgen. Öffentliche Hotspots sind in der Schweiz nach meinem Empfinden eher rar, wenn man einen hat muss man sich fast immer mit der Mobilfunknummer registrieren. Nur mal zum Thema Digitale Servicewüste Deutschland. Wir fanden einen Parkplatz in der Nähe eines Badestrandes und notierten einige Übernachtungsmöglichkeiten.

Den Nachmittag verbrachten wir an einem Badestrand am Genfer See in der Nähe von Lausanne, meiner Meinung nach dem klarsten der allesamt sehr klaren Schweizer Seen. Der Weg dorthin führte malerisch durch Weinberge und direkt am See entlang. Wir durchquerten auch die Ortschaft Chardonne, die allerdings trotz Weinbergen in Hülle und Fülle nicht namentlich mit Chardonnay in Verbindung zu bringen ist.

Nach dem Baden wurde auf dem Parkplatz noch Brei gekocht und ins Kind eingefüllt. Dann wurde noch etwas Richtung Osten gefahren und schon der zweite Platz in der Nähe von Sion erregte unseren Wohlgefallen. Außer unserem auch den einer Gruppe Spanier, die sich den Abend mit Produkten vertrieb, die man gemeinhin mit Holland in Verbindung bringt. Es handelte sich aber weder um Tulpenzwiebeln noch um Holzschuhe….