Kein Mittagsschlaf im Barrierefeindlichen Heidelberg

Nach dem Ausschlafen von Ida um 8:30 Uhr (sie ist jetzt im Urlaubsmodus) und einem Frühstück mit Blick in den Nebel (zuhause schien übrigens die Sonne) ging es auf nach Heidelberg. 

Heidelberg lag nahe unseres nächsten Airbnb. Von einem Kumpel von Micha hatten wir uns am Abend zuvor noch ein paar Tipps für Heidelberg geben lassen. 

Erstes Ziel war ein Parkhaus, dies wurde auch gefunden nur leider nicht der Fahrstuhl dazu, den gab es nämlich nicht. Womit unsere Odyssee bereits ihren Lauf nahm, da wussten wir noch nicht wie oft wir an diesem Tag den Queridoo samt Kind Treppe hoch, Treppe runter tragen würden. Erstes Ziel war das Schloss oberhalb von Heidelberg, dahin gibt es einen Weg zu Fuß über 313 Treppenstufen oder einen Pflastersteinweg nach oben. Leider war der letztere gesperrt, somit fiel also das erste Ziel flach. Auch ein geplanter Spaziergang am Neckar war nur mit großer Mühe möglich (Queridoo Treppe hoch und wieder runter). Was genauso wenig erfolgreich an diesem Tag war, war der Mittagsschlaf von Ida. Eigentlich schläft sie immer im Auto oder Queridoo ein. Heute aber hielt sie durch, trotz zwei Stunden Auto- und zwei Stunden Queridoofahrt fielen die kleinen Augen nicht zu. 

Gegen 15 Uhr bezogen wir dann unser neues Airbnb und das war ein voller Erfolg. So viele tolle Spielsachen warten hier auf Ida, alles war total auf Kinder eingerichtet und besonders auf Kleinkinder. Nach einer Erkundungstour durch den Ort und dem Abendbrot war dann ganz schnell Ruhe eingekehrt im vorübergehenden Hause der Familie Daniel. 

Kell, Top of Andernach

Nachdem wir den Streifenwagen im August zu einem super Preis veräußert hatten und bis dato noch kein neues Gefährt (was allen der Familie gefiel) gefunden hatten, hieß es nun Urlaub mal anders zu machen.

Da sich die Corona Lage auch überall wieder verschärfte, planten wir in Deutschland zu bleiben. Eigentlich wäre Italien angedacht gewesen.

Seit gut zwei Wochen haben wir uns von Freunden einen Skoda Oktavia geliehen.

Da es in der Eifel um diese Jahreszeit immer noch schön warm sein sollte und es dort schöne Wanderwege gibt war das Ziel schnell gewählt. Es sollte erstmal Richtung Koblenz gehen. 

Über Airbnb buchte ich die ersten Nächte eine schöne Ferienwohnung in Andernach, genauer gesagt in Kell, einem Stadtteil von Andernach.

Nach einer zähen Anreise erreichten wir gegen 17:30 Uhr auch unser Ziel und wurden freundlich begrüßt. Da bei allen der Hunger groß war ( die Miniontorte während der Fahrt hat uns nicht gesättigt), suchten wir uns am Rhein einen gemütlichen Biergarten mit Flammkuchen und Butterbrezel. 

Am Abend entdeckten wir beim Durchstöbern der Prospekte in der Fewo die Traumpfade. Wanderwege direkt vor der Fewo Tür. Als erstes durchliefen wir die Trasshöhlen und die Wolfsschlucht auf einem 12 km Wanderweg. Als zweite Wanderung suchten wir uns den Nette-Schieferpfad aus inklusive Durchqueren eines alten Bahntunnels. In Italien wäre man hier wahrscheinlich heute noch mit dem Auto durchgefahren.  

Ida freute sich immer schon auf die Trage und wollte sofort einsteigen, wenn sie diese sah. Sie schlief übrigens auch immer zu den unpassenden Momenten in dieser ein. Immer kurz vor dem Ziel. Im Auto weiterschlafen oder in der Fewo war aber nie angesagt, stattdessen tönte es auf der Rückbank immer: „mal mal mal“. Das sagt sie zur Zeit zu allem.

Natürlich stand auch Koblenz auf unserer Programmliste. Am Deutschen Eck angekommen, machte Ida gleich beim Aussteigen aus dem Qeridoo ihren Ummut, dass es heute keine Wanderung gibt klar. Sie warf sich erstmal direkt in den Dreck schön neben den ganzen Zigaretten Resten. Im Laufe des Tages wurde ihre Laune beim Inlinern durch die Weinberge aber besser. Zum Abschluss versprach Micha uns ein Eis, beim Bestellen der ersten Portion stellten wir fest, ups, Geld vergessen. Ein bisschen Kleingeld für die erste Portion konnten wir zum Glück noch zusammenkratzen.

Am Abend wurde dann noch das nächste Airbnb für die kommenden Tage gebucht. 

Ostdeutschland!

Dass die zurückliegende Nacht unsere letzte im Streifenwagen in der Natur war wussten wir am nächsten Morgen noch nicht. Was wir wussten, war, wo es heute hingehen sollte. Dem Haus Sonnenschein waren Freikarten für das Elefantendorf Platschow zugeschickt worden, um sie unter den Gästen zu verteilen. Da wir aber keinem unserer werten Gäste zumuten wollten, 270 km eine Richtung für eine Ersparnis von 10€ zu fahren, haben wir uns die Tickets kurzerhand selber gegriffen. Zusätzlich sollte dies auch ein kleiner Testballon bezüglich möglicher Zoobesuche mit Ida in der näheren Zukunft sein.

Ich hätte ja ehrlich gesagt erwartet, dass außer uns kaum jemand in der Coronakrise den Weg dorthin findet, am Parkplatz angekommen war aber schon klar, dass ich da falsch lag. Das Elefantendorf hatte komplett schließen müssen und erst vor Kurzem unter Auflagen wiedereröffnet. Eine war, dass es keine Shows geben dürfte, öffentliche Fütterungen hatte aber niemand untersagt… Alles in allem kann man den Hof für Familien mit kleineren Kindern empfehlen, die Preise sind moderat und es gibt eine Menge Tiere zu sehen. Kleines Highlight war die Seelöwenshow, Verzeihung!, -fütterung mit Itchy und Scratchy, die man wohl erst kürzlich günstig in Kalifornien erworben hatte. Am Abend übernachteten wir zwar nochmal im Streifenwagen, aber bei Sarah und Tobi in Falkensee vor deren Haustür. Im Preis eingeschlossen waren eine heiße Dusche, kaltes Bier und tote Tiere vom Grill. Sowie Vewirrung mit den I-A-Zwergen, Ria, Pia und Ida. Unser Kind war aber das einzige, das schon auf eigenen Füßen über irgendwelche Hindernisse stürzen konnte.

Am nächsten Morgen wurden wir von der Müllabfuhr geweckt, die hier die Mülltonnen vollautomatisch auflädt, entleert und wieder ablädt. Personal kommt an der Tonne nur zum Einsatz um einen Zettel dran zu pappen, wenn man so blöd war, die Tonne falschrum hinzustellen. Es lebe der Fortschritt! Für die kommende Nacht war unser Bett auch schon gebucht. Es stand auf einem Hausboot auf dem Plauer See bei Brandenburg an der Havel und war eigentlich gar kein Bett sondern eine umzubauende Sitzgruppe. Zustande kam die Übernachtung, da Finanzminister Susi nicht nur die Barmittel sondern auch sämtliche Gutscheine im Blick hat. Einer von mydays war vom Ablaufen bedroht und wurde daher kurzerhand in eine Übernachtung umgewandelt. Da bis zum Check-In (auf einem Campingplatz) noch Zeit war drehten wir noch eine kleine Runde in Brandenburg mit dem Aussichtspunkt „Optischer Telegraph Nr. 7 auf dem Marienberg“ als spontan festgelegtem Ziel. Die Parkanlagen rundherum waren recht ansehnlich, im Rahmen irgendeiner Gartenschau hatte man sich hier ordentlich ausgetobt.

Auf dem Campingplatz trafen wir dann auf unseren „Vermieter“, der uns sofort das Du anbot und einen auf Kumpel machte. Im Nachhinein betrachtet hätten wir da schon stutzig werden müssen. Das Gute an unserem „Boot“ (Blechplatten auf alte Fässer geschweißt und Bungalowfragmente darauf angebracht) waren die Lage in der ersten Reihe und eine megabunte Außenbeleuchtung. Der Rest war einfach nur eine Frechheit und nicht ansatzweise das Geld wert. Das Wetter, es begann abends zu regnen und hörte auch am nächsten Tag nicht wieder auf, tat ein übriges. Es sorgte auch dafür, dass wir am nächsten Tag nicht eine weitere Runde Fläming Skate fuhren sondern nach Hause, um den Streifenwagen für seine letzte Reise bereit zu machen.

Ost-,

Bevor es am nächsten Morgen weiter ging wurde noch kurz die nähere Umgebung erkundet. Die bestand neben dem Finow-Kanal vor allem aus einem verfallenen ehemaligen Firmengelände, Lost Place, wie der Brandenburger sagt. Was genau sich dort früher befand war aber nicht herauszufinden. Danach ging es zum Schiffshebewerk Niederfinow, wo ich meiner verschwommenen Erinnerung nach als Kind schon mal war, als wir meinen Vater in der Kur besuchten. Genauere Infos gab es erst, nachdem Mutti mein Statusbildchen gesehen hatte… Wir hatten weder am Vortag noch am Morgen auch nur ein Schiff auf dem Kanal gesehen und waren daher umso überraschter, dass wir tatsächlich ziemlich genau 20 Sekunden, nachdem wir an der Talstation angekommen waren ein Schiff beim Gehobenwerden bestaunen durften. Das neue Schiffshebewerk (nur wenige Meter entfernt) wurde ebenfalls noch kurz bestaunt. Aber wirklich nur kurz, da es technologisch dem alten sehr ähnlich scheint und es außerdem anfing zu regnen. Das nächste Ziel des Tages war Rheinsberg, wo unser Wanderbuch mal wieder eine tolle Route zu wissen glaubte. Da das Schloss nicht zu den Geheimtipps Brandenburgs zählt, waren für uns auch mal wieder Parkgebühren fällig. Mit Ida im Hänger liefen wir, am Schloss beginnend, eine ganze Weile durch Wald und Feld. Mein einzig wahres Ziel, der dritte Li-See namens Linowsee wurde leider deutlich verfehlt. In meinen Augen hauptsächlich wegen hoher Diskrepanz zwischen abfotografiertem Kartenmaterial und vorhandenem Wegenetz. Vielleicht aber auch wegen Kartenfehlinterpretation und ablaufender Parkzeit. Zu unserer Schande mussten die letzten Kilometer sogar auf Asphalt entlang einer Hauptstraße zurückgelegt werden. Der Abend sorgte dann auch noch für etwas Verärgerung, da der ausgesuchte Übernachtungsplatz mit selbstlaminierten Schildern versehen war, die auch ein Übernachten in „zur Übernachtung geeigneten Fahrzeugen“ verboten. Ein schilderloses, wenngleich auch nicht besonders einsames Plätzchen fanden wir dann ein Bundesland weiter am Ufer des Plätlinsees. (Li in der Mitte. Zählt das?)

Nach dem Frühstück zwischen vier anderen Sparfuchscampern fuhren wir weiter nach Waren (Müritz). Das Parken auf dem Parkplatz des Nationalparks war löblicherweise kostenfrei, obgleich man auch hier keine Übernachtungsgäste haben möchte. Die (ebenfalls mit unserem Wanderbuch geplante) Wanderrunde fanden wir problemlos, leider blieben uns Blicke auf den See die meiste Zeit verwehrt. Stattdessen sahen wir sehr lange die Bewohner und Unterkünfte eines benachbarten Campingplatzes. Das Internet pries diesen als toll und günstig an, Freunde, die etwas nach uns dort waren dementierten aber beides. Ein diesmal wirkliches kleines Schmankerl war der Bohlensteg an den Wienpietschseen, bei dem etliche Vetreter der Gattung Kriechtiere von Nahem beobachtet werden konnten. Lediglich das Fahren des Qeridoo gestaltete sich aufgrund der Enge etwas schwierig. Als Belohnung gönnten wir uns hinterher einen Eisbecher am Hafen in Waren. Für Verwunderung sorgten neben den gepfefferten Preisen auch die offenbar außer Kraft gesetzten Coronaregeln. Waren eine Woche zuvor in Bayern Personal und Gäste noch peinlichst bemüht, waren hier Masken bei manchen Kellnern das einzige Anzeichen für das Jahr 2020.

Die Nacht verbrachten wir am Preddöhler Stausee, der sich zwischen Pritzwalk und Parchim befindet.

Ost-,

Irgendwie ist es jedes Jahr dasselbe mit den Berichten der letzten Urlaubstage: sie werden aus Faulheit gar nicht erst verfasst. Da aber so doch ein Großteil unserer Stationen ungenannt bleiben würde, will ich mich kurz vor dem nächsten Urlaub mal an einer Rekonstruktion versuchen.

Da unsere Ausdauersportaktivitäten mit Idas Geburt stark zurückgegangen waren, hatten wir uns überlegt, mit Inlinern und Qeridoo mal auf dem Fläming Skate zu fahren. Das Schild an der A9 hatte ich schon oft gesehen, hatte aber erst nach kleiner Internetrecherche eine genauere Vorstellung. Mit zuhause frisch gewaschenen Klamotten und aufgefülltem Wasserkanister fuhren wir in einen Vorort von Luckenwalde, um einen 12 km-Rundkurs abzurollern. Da bei sonnigem Wetter große Teile der Strecke im Schatten verliefen, wenig Leute unterwegs waren und auch der Qeridooinsasse für keine ungeplanten Unterbrechungen sorgte war es uns ein echtes Vergnügen und bekommt auch eine klare Empfehlung. Die erste Nacht verbrachten wir am ersten Li-See (Running Gag incoming!), dem (Kleinen) Lienewitzsee in der Nähe von Michendorf. Am nächsten Tag kam wieder unser Wanderbuch zum Einsatz, das uns zum unweit gelegenen Blankensee führte. Der Bohlensteg als Highlight der Tour war zwar im Buch äußerst vorteilhaft fotografiert, unsere kleine Runde mit Ida, diesmal im Rucksack, und einem Besuch eines Cafes im beschaulichen gleichnamigen Ort waren aber sehr angenehm. Ein weiteres touristisches Highlight war die (kostenlose) öffentliche Toilette, in der ein Zettel mahnte, das Fenster geschlossen zu halten, da draußen stark riechende Käfer wohnen würden. Ob die Käfer einen ähnlichen Zettel aufgehangen hatten ist nicht bekannt. Die Parkplatzsuche führte uns im dritten Anlauf dann auf eine große Wiese in Teltow.

Eigentlich wollten wir Berlin im Uhrzeigersinn umrunden. Bei Sarah und Tobi war aber Geburtstagsfestwoche angesagt, weswegen wir unsere beiden Übernachtungsmöglichkeiten mit Dusche tauschten und erstmal weiter Richtung Osten fuhren. Als Tagsüber-Ziel hatten wir Sanssouci ausgewählt, wo wir zu Fuß und Ida im Hänger bei stark wechselhaftem Wetter vor allem Strecke machten. Das lag aber nicht nur an unserer kulturellen Ignoranz sondern auch an coronabedingten Schließungen. Die Preise im Restaurant Zur Mühle, in dem wir uns nach getaner Spazierarbeit kurz stärkten, ließen unser schlechtes Gewissen bezüglich des nicht entrichteten freiwilligen Eintrittes für den Park schnell verstummen. Gespeist, geduscht und genächtigt wurde nach ewigem Gegurke durch zig Baustellen bei der lieben Verwandschaft in Hellersdorf. Ein kleiner Teil der mittlerweile dort lebenden Menschen erklärte sich am nächsten Tag auch bereit, mit uns zum nächsten Li-See, dem Liepnitzsee, zu fahren. Ursprünglicher Gedanke war gewesen, mal die Waldsiedlung in Wandlitz zu besuchen, wir erfuhren aber, dass es dort nichts (mehr) zu sehen gäbe. Und, dass der Liepnitzsee, ganz in der Nähe gelegen, sehr schön sein soll. Wußte auch unser Wanderbuch und so wurde „einer der schönsten Klarwasserseen Brandenburgs“ auf einer etwa 9 km langen Schleife umrundet. Dass die Verwandschaft mit nur wenig professionell anmutendem Wanderequipment ausgestattet war wollen wir an dieser Stelle mal nicht weiter thematisieren… Nach der Verabschiedung stellten wir beim Blick auf die Kartenapp des Handys fest, dass sich ganz in der Nähe noch das Haus Bogensee, die ehemalige Jugendhochschule der FDJ, befand; das nächste Ziel war gefunden. Es gab nicht allzu viel zu sehen, aber wir hatten das gute Gefühl, etwas in der Vergangenheit gestöbert zu haben und machten auch noch ein paar Fotos. Auf dem Rückweg schaffte es Ida, auf meinen Schultern sitzend, sich ihren Hausschuh auszuziehen und wegzuwerfen. Der Hausschuh war lila-pink, die infrage kommende Strecke bestand am Boden aus grauen Pflastersteinen und am Rand aus Rasen und Sträuchern und war etwa 70 m lang. Beide Elternteile schafften es in der nächsten Dreiviertelstunde nicht, den Hausschuh wiederzufinden. Die möglicherweise erzielte Jahresweltbestleistung im Hausschuhweitwurf in der Altersklasse U2 wurde in keinster Weise gewürdigt.

Unseren Platz für die Nacht fanden wir recht schnell, am Finow-Kanal unweit von Niederfinow.