Vom Fahren und von Fahrenheit

Die beste Idee des Vorabends war es gewesen, den Inhalt unserer Kühlbox (abzüglich der Biere für den abendlichen Eigenbedarf) in Ermangelung eines Kühlschranks ins Auto zu packen. Am folgenden Morgen zeigte das Thermometer nämlich gerade mal 30 Grad. Fahrenheit.

Da der Tag mit den meisten Meilen auf dem Zettel stand und es im Hotel eh mal wieder kein Frühstück gab, waren wir um 07:25 auf der Piste. Snacks hatten wir noch in der Kühlbox, Kaffee (oder das, was man hier dafür hält) zu beschaffen ist glücklicherweise kein Problem.

In Seligman wurde der Tank nachgefüllt und auch von der kürzesten und schnellsten Verbindung abgebogen um wie beim letzten Mal etwas Route 66 zu fahren. Unerwarteterweise ist das noch genauso langweilig zu fahren wie damals ( man muss auf 60 Meilen ca. dreimal lenken…) aber neben der Strecke sieht man halt die die witzigsten (kultigsten, kitschigsten,… bitte auswählen!) Sachen. Ein auf die Straße gemaltes Logo wurde wieder vergessen zu fotografieren, dafür wurde den Sinnsprüchen entlang der Strecke ungeteilte Aufmerksamkeit entgegen gebracht.

Am Hackberry General Store wurde wieder gerastet, leider stand die Corvette nicht vor der Tür. Stattdessen gab eine Dame ebenfalls älteren Baujahrs zu ihrem Keyboard Coverversionen von Alltime Gassenhauern zum Besten.

Dann, kurz vor Vegas, schlug endlich Susis große Stunde. Der Besuch eines 99 Cent Shops! Außer dem üblichen Krimskram im Nanu-Nana-Style gab es hier aber auch Lebensmittel, Getränke, Tiefkühlprodukte,… Für 26$ wurde der Einkaufskorb aber mal so richtig voll gemacht!

Nachdem ich mich in Vegas (gefühlt) wieder am selben Autobahnkreuz wie vor sechs Jahren verfahren hatte, da das blöde Navigon offenbar nur mit deutschen Standard-Kleeblatt-Kreuzen klarkommt, ging es weiter Richtung Death Valley. Um den Folgetag etwas zu entzerren, hatte ich mir überlegt, da doch heute mal kurz reinzuschauen.

Der anfangs noch recht frische Tag hatte es inzwischen auf 30 Grad gebracht. Celsius.

Während zweier kurzer Fotostopps wurde ich zweimal nach dem Weg gefragt. Als ich einem älteren Herrn offenbar inländischer Herkunft den Weg nach Pahrump (richtig!!) erklärte, sah er mich erst zweifelnd an und winkte dann ab, da er den von mir erklärten Weg nicht fahren wolle…

Im Death Valley schauten wir uns Dantes View und den Zabriskie Point an und sorgten mit Erledigung unserer Notdurft dafür, dass das Death Valley auch weiterhin tot bleibt.

Inzwischen hatte die Dämmerung eingesetzt, der immer stärker werdende Wind, der jede Menge Staub aufwirbelte sorgte für eine leicht gespenstische Stimmung, zumal wir auf den letzten zwanzig Meilen auch keinem anderen Auto mehr begegneten.

Nach ziemlich genau 12 Stunden und auch ziemlich genau 500 Meilen checkten wir im Atomic Inn in Beatty ein, der mit 70$ zweitgünstigsten Unterkunft der Reise. Dafür gab es einen nicht funktionierenden Fernseher, ein fast nicht funktionierendes WLAN und ein durchgelegenes Bett. Aber eine Mikrowelle, mit der wir uns ein lecker Fertiggericht aus dem 99 Cent Shop zubereiteten. Es bekam sogar jeder eines!

The Big Grand Canyon

Nach einer Nacht unter Deckendieben und WC Gängern startet unser Tag mit dem Sonnenaufgang um genau 6:23 a.m. und Starbucks Coffee and Tea auf unserer Hotel Terrasse.

Danach starteten wir unsere knapp 4 stündige Autofahrt Richtung Grand Canyon und lauschten aufmerksam Teil 3 unseres Hörbuchs Adam und Evelyn (geht um die Flucht aus der DDR über Ungarn 1989…), war mein Hörbuchwunsch.

Endlich gegen Mittag am „Big Grand Canyon“ angekommen schnürten wir unsere Wanderschuhe und starten am South Kaibab Trail abwärts in den Grand Canyon. Überall las man Hinweisschilder den Trail nicht an einem Tag ab – und wieder aufzusteigen (1.500 m Höhenunterschied). Obwohl ich das Gefühl hatte, das genau das Michi faszinierte und er es gerne ausprobiert hätte. Aber zum Glück hatte er ja mich im Schlepptau.

So suchten wir uns eine ca. 3,5 stündige Tour zum Cedar Ridge aus.

Der Abstieg ging ohne Probleme und nach dem ersten Aussichtspunkt Ooh Aah Point schüttelten wir auch die meisten Touris und chinesischen Freunde ab. Nach ca. 45 Minuten waren wir an unserem Wendepunkt Cedar Ridge angekommen. Runter ging ja ganz gut aber das ganze wieder hoch zu latschen bzw. ehr zu kriechen macht mir schon etwas Bange und ich sah mich schon wieder mit hochroten Kopf und keuchend.

Aber es half ja nix und so ging es los die 380 m wieder hoch. Schritt für Schritt wurde es erstaunlicher Weise besser, und so lief es doch ganz gut und wir waren nach ca. 1 Stunde wieder am Ausgangspunkt zufrieden aber etwas erschöpft angekommen.

Der Tag endete schließlich in unserem Hotel mit Brot, Wienern und Fisch in Senfsoße. Mal was andres als immer Fast Food.

Ergänzung: Die Susanne hat leider vergessen, auch aufzuschreiben, wie wir  am Yaki Point (unfreiwillige) Zeugen eines Heiratsantrages wurden, und mich gebeten, das nachzuholen. Das war ja sooo schön.

 

Come to where the flavor is oder Fotos, Fotos, Fotos

Der heutige Tag war der erste von dreien mit fest gebuchten Terminen. Da aber heute auch für mich alles Neuland war, konnte ich hinterher wenigstens nicht wieder meckern, dass früher alles besser war.

Nach dem, für amerikanische Verhältnisse annehmbaren Frühstück fuhren wir zu Ken´s Tours in den Lower Antelope Canyon. Den Standort hatten wir gestern Abend noch ausgekundschaftet, bei Tageslicht besehen hätten wir uns das aber schenken können. Einfach da hin, wo die ganzen Autos stehen…

Die Reservierung war wohl nicht die allerschlechteste Idee, den ohne  selbige angereisten Franzosen vor uns in der Schlange bot man eine Tour für 13:00 Uhr an. Da war es etwa 08:25. Wir kauften schnell ein Souvenir, das erste der Reise, und wollten uns gerade zum Rumlungern in den Wartebereich begeben, als man uns freie Plätze in der Tour vor uns (20 Minuten eher) anbot. Wir schlugen natürlich zu und begaben uns dann mit indianischem Guide zum Warten am Einstieg in den Canyon. Der Hillary-Step ist ein Scheißdreck dagegen… Wir warteten ca. eine halbe Stunde, bis auch wir die steilen Treppen nach unten nehmen durften, laut Aussage des Guides kann es nachmittags aber auch dreimal so viel sein.

Der Canyon selber ist über alle Zweifel erhaben, dank Unterstützung durch die Guides gelingen auch Fotografielegasthenikern brauchbare Bilder. Unschön ist, dass man mit 70% der auf der Erde lebenden Chinesen gleichzeitig dort durchgeschoben wird.

Nach Auffüllen der Benzin- und Bargeldvorräte fuhren wir anschließend Richtung Monument Valley. Auch für diese Strecke hatte ich mir für unterwegs etwas rausgesucht, wo es zumindest wohl keine Chinesenpolonaise geben würde. Ursprünglich wollten wir zum Eggshell Arch wandern. Die Beschreibung der Anfahrtsstrecke lautet sinngemäß: wir haben an Punkt X geparkt, man kann aber auch noch bis Punkt Y weiterfahren. Da wir ja seit langem (gestern) um die überragenden Offroadfähigkeiten unseres Mietwagens wussten, sahen wir darin die perfekte Möglichkeit, die Wanderstrecke zu verkürzen.

Eigentlich gab es nur zwei Gefahren: im Sand stecken zu bleiben oder auf einem Felsen aufzusetzen.

Bei uns (bzw. mir!) wurde es dann schließlich der Sand…

Beim Überfahren einer (ich würde ja jetzt gerne schreiben: Düne) Kante war ich zu zögerlich und blieb stecken. Außer spektakulär anzusehenden hochspritzenden Sandfontänen passierte nix. Da man an unserem Spielzeugallradantrieb nix einstellen kann (Abschalten der Traktionskontrolle brachte auch nix) musste nach geeigneten Hilfsmitteln gesucht werden. Beim kreisförmigen Ausschwärmen fanden wir nach etwa sechs Metern eine Art Sauerkrautplatte. Was für ein Zufall. Mit ihrer Hilfe, dem schnellen Hin- und Herschalten zwischen Vorwärts und Rückwärts und etwas Gebrülle kam das Auto schließlich wieder frei. Zur Belohnung leuchtete im Display Service AWD auf.

Solcherart geerdet beschlossen wir,  auf den Eggshell Arch zu verzichten. Stattdessen führten wir an Ort und Stelle eine kleine Wanderung durch, bisher nur wenigen Insidern als Vollgekackter-Felsen-Trail bekannt.

Ins Monument Valley kamen wir dann relativ ereignislos, Susi setzte sich zum ersten mal ans Steuer. Wir fuhren auch hier den Scenic Loop, der aber, beispielsweise als Gegensatz zum Red Rock Canyon, komplett unbefestigt ist.

Den Rest des Tages verbrachte ich mit fotografieren. Ok, wir gingen auch noch kurz was essen, Susi hatte Chili Stew und ich Navajo Burger. War beides ziemlich ok. Nicht so ok war, dass es nur alkoholfreies Bier gab. Aber wir sind ja zum Glück auch Selbstversorger.

Straßen der Erinnerung

Ok, nie war der Titel so geklaut wie heute. Aber da ich mehrfach nicht daran vorbeikam, Vergleiche zur letzten USA-Reise zu ziehen, bot es sich halt an.

Der Tag begann unerwartet kühl, mit nur 7 oder 8 Grad Celsius. Nachdem wir uns von unserem ebenso coolen wie herzlichen Vermieter Ron verabschiedet, und dieser uns noch ein paar Tipps mit auf den Weg gegeben hatte, machten wir uns auf selbigen nach Page.

Die erste Pause gab es, um von einem Parkplatz direkt an der Straße die 0,8 mi zu den Toadstool Hoodoos zu laufen. Das sind durch Erosion entstandene Felsformationen, die im Prinzip wie riesengroße Steinmännchen aussehen. Naja, so ungefähr… Nicht oberspektakulär, aber man will ja nicht den ganzen Tag nur sitzen.

In Page angekommen versuchten wir eine von Ron beschriebene Stelle zu finden, was uns aber nicht ganz gelang. Wir parkten aber vermutlich in der Nähe und fanden einen kleinen Rundwanderweg, der uns schöne Aussichten auf den Lake Powell gewährte.

Über eine Dirtroad wollte ich dann eigentlich noch zu einem Aussichtspunkt namens Alstrom Point fahren. Meine kartographische Vorbereitung war aber recht mangelhaft. Immerhin schafften wir es, nach halbstündigem Gerumpel durch ein ausgetrocknetes Flussbett, und nachdem uns das Navi schon geraume Zeit eine Position im See anzeigte, eine schöne Stelle zum Baden zu finden. Das Wasser war definitiv wärmer als im Gröberner See!

Zurück in Page sollte es noch zum Horseshoe Bend gehen, für mich mit Abstand die Stelle, die mich beim letzten Mal am meisten geflasht hatte. In der Abenddämmerung hatten damals außer uns vielleicht noch acht oder neun Leute einen Blick in die Schlucht gewagt. Was hier inzwischen los ist spottet jeder Beschreibung. Das einzig nette war, das ich etwas mit einem New Yorker Fotografen plauderte, der bei der Schilderung unseres bisherigen Reiseverlaufs fragte, ob wir extra wegen des Shootings nach Vegas gekommen wären…

Abends ging es auf Anraten meines Kollegen Jürgen, der zur Zeit ebenfalls durch Amiland tuckert, zu einem Mexikaner, nur um dort festzustellen, dass es der selbe war, zu dem er uns damals schon gelockt hatte. Diesmal war aber alles nach Wunsch und wir konnten glücklich und zufrieden mit schmerzenden Bäuchen einschlafen. (Deswegen gab es auch keinen Blogeintrag mehr…)

Leaving Las Vegas

Durch die Zeitverschiebung werde ich immer noch sehr früh wach, wodurch einem frühzeitigen Start in den Tag  nichts im Wege steht. Nur Susi, die die Zeitverschiebung einfach ignoriert…

Wir waren trotzdem einigermaßen zeitig auf der Piste und mussten dann auch gleich mal tanken, obwohl wir ja eigentlich bisher „nur“ in und um Vegas unterwegs gewesen waren. Hier kam es für mich zu einem Novum, da die Zapfsäule unerwarteterweise meine Kreditkarte und die Fantasiepostleitzahl 99999 (Tipp ausm Netz… B-) ) akzeptierte. Möglicherweise wusste man aber auch, wer wir sind, die Tankstelle hieß nämlich LOVE…

Nach Erwerb eines mittleren Kaffees (so groß wie beim Mäkkes bei uns ne große Cola) ging es weiter und durch bis zum Zion Nationalpark. Wie im Netz beschrieben und dann auch auf Schildern zu lesen war der Parkplatz im Park voll. Da wir die Schilder aber erstmal, wie üblich, ignorierten waren wir trotzdem bis Höhe Parkeingang vorgedrungen, als wir uns für einen Parkplatz im Ort entschieden, der die Reisekasse um 20$ erleichterte. Ich redete mir einfach ein, dass wir die Kohle verzockt hätten.

Den Zion kann man nicht mit dem Auto befahren, stattdessen gibt es einen sehr gut funktionierenden Shuttlebusservice. Als  wir uns in die Warteschlange einreihten leider gleich ein großer Schock: ein Schild mit der Aufschrift Angel´s Landing Closed! Ohne Übertreibung war das die Wanderung, auf die ich mich vorher am meisten gefreut hatte. Wir hätten jetzt zwar umdisponieren können, die Narrows (Canyoning) sollen ja auch schön sein. Dazu hätten wir aber zurück gemusst um uns Ausrüstung zu leihen, außerdem verhießen Horden von Asiaten mit Stöcken und Neoprenschuhen auch hinsichtlich der Auslastung nichts Gutes.

Also beließen wir es beim ursprünglichen Plan und wollten einfach schauen, wie weit wir kommen. Das letzte, ausgesetzte Stück der Strecke ist zwar wegen Bauarbeiten gesperrt, wir kamen aber entlang des West Rim Trails trotzdem auf genügend Höhe, um spektakuläre Aussichten zu bewundern. Der Kauf der Trinkblase war definitiv eine meiner besseren Ideen!

Die Trails scheinen allgemein gut ausgebaut und gewartet zu sein, allerdings geht langes Laufen auf Beton mit Wanderschuhen auch richtig auf die Füße.

Wieder im Tal belohnten wir uns mit einem Eis, bevor wir uns auf die halbstündige Fahrt zur Unterkunft im kleinen Örtchen Glendale, Utah machten. Trotz Vier-Augen-Prinzip und abgeschaltetem Radio schafften wir es, viermal an ihr vorbei zu fahren . Der Buffalo Bungalow ist ein echt willkommener Gegensatz zu den unpersönlichen Hotels in Vegas, eine Übernachtung (es gibt nur zwei Zimmer) haben wir nur dadurch ergattern können, dass wir unsere Tour nochmal umplanen mussten.

Um was für Abendessen und Frühstück zu bekommen fuhren wir nach dem Duschen noch ins benachbarte Orderville in den örtlichen Grocery Store, Terry´s Food & Drug. Riesengroße Pick-Ups vor der Tür, am Eisspender ein riesen Aufkleber, warum Waffen doch so nützlich sind. Klischees gibt´s… Aber wir fanden, wonach wir in verschiedenen Läden bislang vergeblich gesucht hatten: einen Reiseadapter