Alles hat ein Ende

Den letzten nutzbaren Tag unserer Reise wollen wir in Kutaisi ausklingen lassen. Ein zentrumsnaher Parkplatz ist einigermaßen schnell gefunden, aber auch hier muss man wohl irgendwie (kleines Geld) zahlen. Ich erbitte mir ein paar Minuten Versuchszeit, in der Susi erstmal unseren Müll entsorgt. Es ist eine andere Website als beim letzten Mal aber wieder nur auf Georgisch. Als ich schon weiterfahren will sieht meine Frau zwei Damen an einem telefonzellenähnlichen Gebilde stehen und schickt mich auch in die Spur. Es ist wieder eines dieser Multizweckeinzahlungsterminals und man kann tatsächlich auch Parkgebühren bezahlen. Der erste Versuch scheitert zwar daran, dass der blöde Automat keine Münzen kleiner 1 Lari annimmt, ich aber diese nicht mehr in ausreichender Anzahl in der Tasche habe. Die bereits bezahlte Münze kommt nach Abbruch der Transaktion natürlich nicht wieder raus… Nach einem Gang zur Wechselstube können wir uns aber ruhigen Gewissens zum Stadtrundgang aufmachen.

Dieser führt uns zuerst über den Grünen Markt, wo wir für die Daheimgebliebenen ein paar Gewürze und ein paar Churchkelas (mit eingedicktem Traubensaft überzogene auf eine Schnur gefädelte Nüsse) kaufen. Da Ida dann plötzlich k…. muss, kommt auch die „Toilette“ im Bus zu ihrem ersten und einzigen Einsatz. Wir checken die Preise bei McDonalds (genau wie hier) und machen uns dann zum Restaurant unserer Wahl, dem Lilestan auf. Die Imeretische Platte für zwei Personen schaffen wir auch mit hungrigem Kind nicht ganz, der gewählte Rotwein schmeckt mir besser als der Amber in Tbilisi. Von einem Nebentisch winkt uns die junge Frau zu, die wir ein paar Tage zuvor beim Wandern im Borjomi-Kharagauli-Nationalpark gesehen haben. Nicht das letzte Deja-vu des Tages…

Beim anschließenden Verdauungsspaziergang kommen wir, auch dank des von mir fehlerhaft angepeilten Zieles, an einem Postamt vorbei. Wir entschließen uns, noch zwei weitere Karten zu verschicken (an wen wird nicht verraten…). Die Auswahl ist extrem beschränkt und die Karten sehen auch aus, als ob sie schon zu Zeiten der Grusinischen Sozialistischen Sowjetrepublik hier gehangen hätten. Trotzdem werden zwei Exemplare vollgekritzelt. Die Frage nach einem Briefkasten wird mit einem Kopfschütteln der beiden Angestellten beantwortet, wir können ihnen aber die Karten dalassen. Wie schon erwähnt: das Georgische Postwesen ist völlig am A….

Mit schon etwas rauchenden Socken kommen wir schließlich in einem kleinen Park an der Weißen Brücke (über den sich durch die Stadt schlängelnden Fluss Rioni) an. Dort gibt es auch eine Seilbahn, die noch mit Gondeln aus längst vergangenen Zeiten betrieben wird. Wohin sie fährt ist uns erstmal egal, für insgesamt 6 Lari lösen wir dreimal Hin-und-Rück. Vor allem zu Idas großer Freude befindet sich am anderen Ende (des 89 Sekunden dauernden Transfers) ein kleiner Rummelplatz. Die Fahrgeschäfte sind zum größten Teil auf Kinder ausgelegt und zum Teil ( zu Susis großer Freude) sogar kostenlos. Für die, die was kosten, muss man sich die Tickets irgendwo besorgen. Zu meiner nicht unerheblichen Verwirrung bei der Frau, die auch die Seilbahntickets verkauft, es ist lediglich ein anderer Preis aufgestempelt. Die Fahrgeschäfte sind zum Teil, vorsichtig ausgedrückt, etwas in die Jahre gekommen, trotzdem lässt es sich meine Frau nicht nehmen, eine Runde mit dem Riesenrad zu fahren. Obwohl sich ihre Gondel nicht mal mit der Kette verschließen lässt.

Da der Tag wieder sehr warm war, wünscht Susi noch ein kurzes Bad zu nehmen. Auf der Rückfahrt vom Gelati-Kloster hatten wir am Vortag irgendwo vermeintlich Menschen in einem Fluss baden sehen. Es stellt sich heraus, dass dies fast am Kloster selber war (welches ein paar Kilometer außerhalb liegt) und die badenden Menschen offenbar hauptsächlich angelnde Männer waren. Wir ziehen also diesmal sogar Badesachen an, etwas weiter hinten ist es ruhiger und es badet auch eine Frau mit Kind. Nach ein paar Minuten kommt ein Auto angefahren, das quasi direkt neben unseren Handtüchern stehen bleibt und aus dem zu lauter Musik vier zum Teil schon recht fröhliche Herren aussteigen. Einer davon kommt mir irgendwie bekannt vor. Er denkt offenbar dasselbe über uns, bei ihm fällt der Groschen (oder die 3 Lari) aber etwas schneller: Es ist der Typ mit der Warnweste, der auf dem Klosterparkplatz wohl die Touris abzockt. Er macht daraus aber keinen großen Hehl und schreit die ganze Zeit „ Yesterday, Monaster! Parking three Lari! Hahahaha…“ Nachdem wir etwa sieben Mal abgeklatscht haben lässt er mich aber ziehen und widmet sich mit seinen Kumpels einem ferngesteuerten Boot. Das hat aber möglicherweise leichte technische Defizite, denn noch bevor wir den Ort verlassen haben muss es von einem der Angler fußläufig dem Besitzer zurückgebracht werden.

Ohne weitere Androhung von Repressalien übernachten wir zum zweiten Mal an der alten Landebahn und übergeben am anderen Morgen um kurz nach 5 die Sprinterschlüssel zurück an Joni, unseren „Gastgeber“.

Rust ’n‘ Roll

Chiatura ist ein ehemaliges Bergarbeiterstädtchen, in dem vor der Wende Mangan abgebaut wurde. Es liegt in einem engen Tal und der ÖPNV bestand früher zum größten Teil aus Seilbahnen. Ein paar wenige sind noch in Betrieb, das Streckennetz und die Fahrzeuge wurden aber vor einigen Jahren modernisiert. Wir wissen also bereits, dass wir nicht mehr mit den alten „Metallsärgen“ fahren können, wir wissen aber noch nicht, dass wir heute gar nicht fahren werden. Es ist keine einzige fahrende Gondel zu sehen und an der zentralen Talstation auch keine potentiellen Fahrgäste. Allerdings hängen an mehreren Stellen Zettel. Zwar wieder nur auf Georgisch, aber die yandex-App verrät uns recht schnell, dass heute kein Seilbahnbetrieb stattfindet. Wegen Stromausfall. Die Idee, einen Tag zu vergammeln, und am nächsten Tag zu fahren wird ziemlich schnell verworfen.

Wir machen uns stattdessen daran, verschiedene Fotospots, die man gut über das Internet recherchieren kann, abzuklappern. Nach einem vergammelten Eisenbahnwaggon und einer verlassenen Seilbahnstation, in deren Nähe sich auch ein Spielplatz und ein kleiner Tabletka-Friedhof befinden, fahren wir zum Chiatura Cross. Das steht oben am Rande des Tales und ist nur über eine Schotterpiste, vorbei an Wohnblocks, von denen teilweise nur noch das Gerippe übrig ist, zu erreichen. Das Gelände um den Aussichtspunkt ist eingezäunt, das Tor verschlossen. Mit einem kleinen Schritt für einen Menschen kommen wir aber trotzdem in den Genuss der Aussicht. Es geht auf demselben Weg zurück und wieder im Tal zum Temur Maghradze Stadion. Welches, wer wüsste das nicht, die Heimspielstätte des FC Magaroeli (deutsch: Bergmann), des Georgischen Sowjetischen Meisters von 1975 ist. Inzwischen ist man aber nur noch fünftklassig. Diesem Verfall haben sich die Stadiontribünen ebenfalls angeschlossen. Nach allem, was wir auf unserer Reise bislang erlebt haben gehen wir aber fest davon aus, dass das gesamte Stadion noch genutzt wird. Der Platz wird es in jedem Fall: während wir auf der Tribüne Fotos machen trainieren Kinder auf dem Rasen.

Für Ida ist es eher langweilig und sie genießt es viel mehr, zurück im Auto, ihre Hörspiele zu hören. Wir wollen noch in die Nähe unseres Abflugortes Kutaisi gelangen und nehmen dann am frühen Abend noch das zum Weltkulturerbe der Unesco zählende Kloster Gelati mit. Trotz der frühen Abendstunde steht noch ein Typ mit Warnweste rum, der 3 Lari Parkgebühren kassiert. Die Besichtigung selber kostet natürlich nichts, wird aber durch die derzeit stattfindenden Baumaßnahmen stark eingeschränkt. Selbst im Inneren der Kathedrale muss man sich durch einen Wust von Gerüstteilen schlängeln.

Wir suchen uns dann noch einen Übernachtungsplatz mit einer ziemlich ambitionierten (sprich: beschissenen) Anfahrt, in dessen Nähe es aber eine Badestelle geben soll. Was zumindest für Susi Grund genug ist, sich eine halbe Stunde lang eine ziemlich steile und schmale Schotterpiste hinaufzuquälen. Es ist sehr ruhig, erst als ich meinen Adoniskörper zu Wasser lasse kommen zuerst ein paar Fußgänger und wenige Augenblicke später ein Mitsubishi Delica (DIE Allrad-Waffe schlechthin, was den Personentransport in Georgischen Gebirgen betrifft) vorbei. Zum Abendessen gibt es Khinkali, die 14 Stück, die wir im Supermarkt gekauft haben, haben etwa 1 € gekostet und machen uns alle pappesatt.

Klosterspaziergang

Wir haben die Nacht außerhalb und oberhalb von Akhaltsikhe verbracht und können unsere Frischwasservorräte ergänzen. Im Gegensatz zum Marco Polo (10L) haben wir einen 100-L-Frischwassertank dabei, der dann doch eine ganze Weile reicht. Abwasserbehälter übrigens 0 Liter…

Nachdem ich aufgrund der zu erwartenden massiven Fahrerei Davit Gareja vom Plan gestrichen habe will ich aber nun wenigstens das Höhlenkloster Vardzia sehen, das auch sehr weit im Süden, kurz vor der türkischen Grenze liegt. Bei zum Glück etwas wechselhaftem Wetter verbringen wir über drei Stunden „am Berg“. Da wir gut vorbereitet sind (sprich: eine Stirnlampe dabeihaben) lässt auch bei Ida die Freude am Treppensteigen so schnell nicht nach. Dass sie eine der Höhlen als Toilette benutzt ist hingegen nur ein Gerücht…

Nachdem wir beim Abstieg erfolgreich eine kleine Gruppe Asiaten am schnellen Vorankommen hindern belohnen wir uns auf einem Parkplatz gegenüber der Anlage noch mit einer selbstgekochten Nudelpfanne. Es geht dann zurück nach Akhaltsikhe, wo es wie gestern zu regnen anfängt, und weiter nach Borjomi. Im nichttouristischen Teil kaufen wir auf dem Markt noch etwas Gemüse und Käse und gönnen uns dann noch ein(en?) Shaurma (oder auch Shawarma, man findet beide Bezeichnungen). Da jetzt auch hier der Himmel alle Schleusen öffnet darf ich mit vollem Magen zurück zum Auto sprinten um anschließend die Damen abzuholen. Wir fahren wieder in die Richtung, aus der wir eigentlich gekommen sind, da sich dort wohl ein brauchbarer Stellplatz befinden soll. Die Flussdurchfahrt kurz vor dem Ziel wäre mit jedem Auto machbar… Ist sie tatsächlich, und von dem Typ, der hier angeblich 5 Lari pro Nacht kassiert ist weit und breit nichts zu sehen. Auch nicht am Morgen, als wir uns zu einer Wanderung aufmachen wollen, die zwar nicht über die Nationalparkwebsite (wir befinden uns im Borjomi-Kharagauli-Nationalpark, dem größten zusammenhangenden Waldgebiet Europas) aber über eine von mir bis dato nicht genutzte App und auch auf einer Schautafel zu finden war. Der Likani Valley Black Trail. Nicht weit vom Auto steht ein rauchender Typ, der etwas rangermäßig ausschaut und uns ungeachtet mangelnder Englischkenntnisse anquatscht. Nach kurzem Gesten-hin-und-her wählt er eine Nummer auf dem Handy und reicht dann das Gerät an mich weiter. Am anderen Ende ist jemand vom Nationalpark, der sehr gut Englisch spricht, kein Geld von uns will, aber anmahnt, dass wir uns vor dem Besuch hätten registrieren müssen. Das geht zum Glück auch jetzt noch, indem der Raucher unsere Ausweise fotografiert. Die geplante Runde soll 8,5 km lang sein (bei mir 10, bei Susi 11) und führt uns erst moderat, später etwas steiler über Serpentinen von 900 auf 1450m zu einer ganz netten Aussicht. Wir sehen unterwegs drei Herren und eine Dame, es ist also etwas entspannter als auf dem Rennsteig. Ida wird bei Laune und Tempo gehalten, indem sie zum Guide bestimmt wird: Sie hält Ausschau nach den Wegemarkierungen an den Bäumen und bricht immer wieder aufs Neue in Begeisterung aus, wenn sie die nächste entdeckt hat. Nach ausführlicher Gipfelrast gehen wir den kürzeren aber steileren Weg zurück, nicht unbedingt die beste Entscheidung, da schon wieder aufziehende Regenwolken uns etwas unter Druck setzen und nicht nur Ida etliche Male fast stürzt. Wir bleiben aber trocken und treffen zurück am Auto auf drei Männer: den Raucher, den Typ, der die 5 Lari kassiert (bekommt er rückwirkend) und einen jüngereren Mann. Der heißt Waza, spricht uns auf Englisch an und freut sich, dass er auch etwas von seinem Deutsch probieren kann, dass er von einer Freundin lernt. Die Aussage des Herrn aus Samara wird etwas entkräftet, da der 5-Lari-Mann behauptet, dass bei ihm hauptsächlich Deutsche und Holländer stehen.

Wir fahren noch bis ins ehemalige Bergarbeiterstädtchen Chiatura, dessen Besichtigung erst für den nächsten Tag geplant ist. Da (offensichtlich?) Kindertag gefeiert wird gibt es eine große Veranstaltung mit Livemusik, Hüpfburgen und Fahrgeschäften. Ida dreht zwar ein Ründchen, hat aber genau wie ich nach dem langen Tag keinen wirklichen Bock mehr auf Trubel. Wir machen uns noch auf die Suche nach einem Snack, was hier durchaus ambitioniert ist, da es keine „Übersetzungen“ mit lateinischen Buchstaben gibt. Trotzdem schaffen wir es, in einem kleinen Laden ein Khachapuri zu bestellen, das wir uns am Übernachtungsplatz mit Blick auf das Khatskhikloster schmecken lassen.

Ab in den Süden

Unser erstes Ziel des Tages ist die Svetitskhovelikathedrale in Mtskheta, der ehemaligen Hauptstadt des Landes. Sie ist die zweitgrößte Kirche Georgiens und nach nur fünf Minuten Fahrt erreicht. Sie ist offenbar nicht ganz unbeliebt, denn es gibt sogar kostenpflichtige Parkplätze. Nach kurzem Kirchen- und Spielplatzaufenthalt fahren wir weiter nach Westen, Richtung Gori. Dabei erleben wir einen Schreckmoment, als beim Auffahren auf die Autobahn die schräg hinter uns fahrende Polizei ihre Festbeleuchtung und auch ihr Lalülala anwirft. Zudem ruft sie uns beim Überholen irgendwas über Außenlautsprecher zu. Bitte Folgen! ist es schon mal nicht, denn sie donnern einfach weiter. Wir vermuten, dass unsere eine Hecktür beim Fahren immer etwas flattert und den Anschein erweckt, aufzugehen. (Macht sie aber nicht! Habe schließlich bei der Zweiminuteneinweisung gut zugehört und checke immer alles gewissenhaft). Vielleicht war die Polizei aber auch nur irritiert, dass wir den Blinker benutzt haben. Macht hier sonst kaum einer. Wir erreichen Gori, parken wie immer für umme zentrumsnah und besuchen dann das Stalin-Museum. Er wurde hier geboren, im Museum, das hauptsächlich seine Jugend und seine Entwicklung zum Revolutionär abfeiert gibt es etwa fünf Ausstellungsräume und man kann im Außengelände sein (umgesetztes) Geburtshaus und seinen persönlichen, gepanzerten Reisezugwagen besichtigen. Beim Warten darauf, dass dieser für uns geöffnet wird, quatscht uns ein Taxifahrer an, der uns für einen guten Preis zum Höhlenkloster nach Uplistsikhe fahren möchte. Ich erkläre ihm, dass wir selber ein Auto haben, er erklärt mir, dass es damit aber nicht so schnell geht wie mit ihm. Da ich hartnäckig bleibe, fragt er noch nach dem Woher und Wohin und es stellt sich raus, dass er von 75-77 in Magdeburg gedient hat und Leipzig (dass wir der Einfachheit halber immer als Heimatort angeben) auch kennt. Zum Abschied erwähnt er nochmal seinen wirklich guten Preis.

Gestärkt mit einem Eis, dessen Preis alles andere als wirklich gut war, machen wir uns noch daran, die Burg zu erklimmen. Wobei Burg eher falsch ist, auf einem Hügel mitten in der Stadt gibt es eine dicke Burgmauer, in ihrem ovalen Inneren aber nur Gras und ein kostenloses Fernrohr. Bewacht wird das ganze von drei Wachleuten.

Verschwitzt fahren wir dann weiter nach Borjomi, wo das bekannteste Heilwasser des Landes sprudelt, das aber gar nicht so merkwürdig schmeckt wie teilweise berichtet wird. Wie 30 Grad warmes Mineralwasser eben.  Eigentlich soll der Eintritt in den Kurpark, der gleichzeitig ein kleiner Vergnügungspark ist, 5 Lari kosten. Da wir aber nur Heilwasser zapfen wollen (das im weiteren Verlauf der Reise aber hauptsächlich zur Körperpflege verwendet wird…), was man an unserem leeren Dreiliterkanister zweifelsfrei erkennen kann, latschen wir einfach durch. Es behelligt uns niemand, die Strafe folgt aber etwas später in Form eines völlig überteuerten Orangensafts, den das Kind zu trinken wünscht.

Nochmal fahren wir weiter, Richtung südlichster Punkt der Reise. Wir wollen noch ein paar Sachen einkaufen, werden aber von einem Wolkenbruch überrascht. Das Problem ist nicht das Wasser von oben, sondern die offenbar fehlende Kanalisation, die vorausschauendes Parken erfordert, um trockenen Fußes das Lädchen zu erreichen.

Wetter, Wetter, Wetter

Wie uns Zaza (der deutschsprechende Georgier des Vorabends) schon mitgeteilt hatte, ist die Straße nach Stepantsminda nicht so fürchterlich wie jene nach Mestia. Da geringer Termindruck herrscht genehmigen wir uns eine Badepause am Ananuri-Stausee. Wir sind allerdings die einzigen Badenden zwischen vielen Anglern und wenigen Sonnenanbetern. Bei der Kleiderordnung wird gegen georgisches Recht verstoßen…

Die Georgische Heerstraße windet sich dann im mittleren Teil über etliche Serpentinen nach oben zum Wintersportort Gudauri, der aber eher einer Baustelle gleicht. Zügiges Vorankommen wird durch die unzähligen LKWs unterbunden, die auf dieser Transitstrecke unterwegs sind, wir treffen dann am frühen Abend in der Nähe von Stepantsminda ein. Es nieselt ein wenig, hört auch die ganze Nacht nicht auf, am Morgen ist alles wolkenverhangen mit wenig Aussicht auf Besserung. Ein oder zwei Tage vorher hatte ich mich zu der Bemerkung hinreißen lassen, dass wir dieses Jahr ja offenbar Glück mit dem Wetter hätten, jetzt überlege ich ernsthaft, die Wanderung zur Gergeti-Dreifaltigkeitskirche um einen Tag nach hinten zu schieben. Aber wir wandern natürlich los und haben auch während fast des gesamten Aufstiegs angenehme Bedingungen. Bisschen Sonne, bisschen Nieselregen, bisschen Wind. Nur kurz vor der Kirche fängt es dann stark zu regnen an und wir setzen zu einem olympiareifen Schlussspurt an. Die nächsten 45 Minuten verbringen wir mit 467 Asiaten in einer Ecke des Torhauses, auf Wetterbesserung hoffend. Nachdem das Rudel der Gäste aus Fernost von der Kirche zurückkommt huschen auch wir die paar Schritte zum Eingang hinüber. Wir zünden drei Kerzen an und selbstverständlich hat es (kurz!) aufgehört zu regnen, als wir die Kirche wieder verlassen. Wir entscheiden uns einstimmig dafür, für den Rückweg die Straße zu nehmen, die wohl etwas länger aber wohl auch nicht so schlammig ist. Angeblich gab es mal ein Seilbahn zur Kirche hoch, die aber aufgrund nicht völlig gewaltloser Proteste der Einheimischen, die der Meinung waren, man solle doch zu einem Wallfahrtsort gefälligst laufen, irgendwann wieder abgerissen wurde. Um dann durch eine Straße und einen riesigen Parkplatz ersetzt zu werden…

Auf der Rückfahrt fahren wir irgendwann rechts ran, um für ein Stündchen den Entspannungsbereich im hinteren Teil des Autos zu nutzen. Als wir wieder erwachen riecht es nach Grill und wir besuchen kurzentschlossen das Restaurant 50 Meter weiter. Um diese Zeit ist noch nicht viel los, es halten hauptsächlich Kleinbusse, deren Besatzungen zur Toilette müssen. Wir bestellen uns Khinkali, Schaschlik und eingelegte Auberginen. Die Einheimischen an den beiden anderen besetzten Tischen erhalten die selben Hauptgerichte, sind uns lediglich bei der Khinkali-Esstechnik etwa voraus.

Wir fahren bis nördlich von Tbilissi und übernachten auf einem… Picknickgelände(?). An einem Waldrand gibt es etliche Sitzgruppen und man sieht auch vereinzelte Zelte zwischen den Bäumen stehen. Nachdem wir stehen mache ich mich mit Ida zu Fuß auf, nach einem etwas ebeneren Platz zu suchen. Den finden wir zwar nicht, dafür aber eine russische Familie aus Samara, mit der wir uns prompt in wildem Englisch-Russisch-Kauderwelsch verquatschen. Man tauscht sich über Stellplatz- und Übersetzungsapps, selbstgebaute Miniküchen fürs Auto und lohnenswerte Reiseziele aus. Als wir fast eine halbe Stunde später zur Mutti zurückkehren, hat diese schon vor geraumer Zeit das Auto fluchtartig verlassen. „Da piept was!!!“ Es ist aber nicht der Selbstzerstörungsmechanismus, sondern nur der Batteriewächter des Wechselrichters (den ich vergessen habe abzuschalten).