Senk ju vor träwelling

Am nächsten Morgen waren die Spanier zwischen der ersten und zweiten nächtlichen/morgendlichen Futterpause des Kindes abgereist, wodurch wir drei riesige Picknickbänke für uns allein hatten. Daneben gab es noch ein Rohr, aus dem man das Wasser des vorbeifließenden Baches entnehmen konnte. Das hatte ich abends im Dunkeln leider nicht gefunden und war mehrfach mit Stirnlampe zum Bach hinuntergeklettert. „Gestört“ wurde unser, wie meistens aus Nescafe Gold (Polnische Arme-Leute-Edition), Toast, Butter, Käse, Globuswurstgläsern und Nußnougatcreme (Aldi. Musste erst aufgegessen werden, bevor das kürzlich erworbene Ovomaltine Crunchy ins Spiel kam) bestehendes Frühstück durch eine sich nähernde Horde Wanderer. Die sich aber bei näherer Betrachtung als die „Jeunesse Chalais“ entpuppte, die, mit Müllsäcken bewaffnet, dabei war, den Picknickplatz und auch den Wanderweg (der wohl zu einem Wasserfall führte) von Unrat aller Art zu befreien.

Heute stand der zweite „Signature“ Berg auf dem Programm. Wir fuhren nach Täsch, das ist der letzte für normale Verkehrsteilnehmer erreichbare Ort, wenn man nach Zermatt und/oder zum Matterhorn möchte. Ab da geht es nur mit dem Zug weiter, kostenpflichtige Parkmöglichkeiten werden selbstverständlich in ausreichender Menge vorgehalten. Da die Schweizer nicht blöd sind, haben sie das Matterhorn so hingebaut (oder das Tal so gelegt, je nachdem, wem man Glauben schenkt), dass man es von Täsch aus nicht sieht. Mit dem Shuttlezug ging es also erst nach Zermatt und dann mit einer Standseilbahn (unterirdisch) zur Sunegga-Alm auf knapp 2300 m. Auf dem Weg zur Bahn entgleisten der Mutter mal kurz die Gesichtszüge, da sie die kühlhausähnlichen Temperaturen Böses ahnen ließen. Oben herrschten aber moderate Temperaturen mit Sonne, etwas Wind und etwas Nieselregen. Das Aussichtspech blieb uns leider wie schon am Eiger treu und wir erhaschten nur ein paar kurze Blicke auf das Matterhorn. Die meiste Zeit zeigte es sich als wolkenverhangener dunkler Schemen. Unsere kleine Wanderung zu zwei Seen (in denen sich der Berg bei guten Bedingungen spiegelt) war daher fototechnisch nicht sehr ergiebig.

Wir wurden gefragt, wie alt denn das Baby bei mir im Brustbeutel sei, und ob es denn seine „höchste“ Erfahrung wäre. Bei letzterem konnten wir lässig abwinken und auf den Eigergletscher verweisen. Nach knapp anderthalb Stunden fuhren wir zurück ins mondäne Zermatt, wo sich das Matterhorn selbstverständlich ohne Wolken präsentierte…

Zurück im Parkhaus wurde erstmal der Babybrei zubereitet (mit 12V-Fläschchenwärmer) und ich hatte die blöde Idee, mich auf der Toilette mit Einwegrasierern zu Rasieren. Das Ergebnis war nicht nur blutig sondern erhöhte unsere Gesamtparkzeit auf 4:06 h was wiederum mit dreieinhalb Franken mehr zu Buche schlug als es vier Stunden getan hätten.

Im Vorfeld hatte ich ein wenig mit einem Parkplatz geliebäugelt, der von allen wegen der Aussicht gelobt wurde, die Meereshöhe von 2200 Metern war aber nicht vermittelbar. Deswegen fuhren wir noch über den 2005m hohen Simplonpass und fanden auf italienischer Seite in der Nähe von Domodossola einen Parkplatz an einem Kletterfelsen, den wir ganz für uns allein hatten.

Wer hat´s erfunden?

Die abendliche Parkplatzsuche dauerte, wie inzwischen fast üblich,  mal wieder länger. Die von mir bei park4night favorisierte Kategorie „Umgeben von Natur“ neigt gerade im bergigen Terrain dazu, eine zeitraubende Anfahrt zu haben und sich in höheren Lagen zu befinden. Was dann wiederum dazu führt, dass die Nachtschlaftemperaturüberwachungsbeauftragte namens Mutter mit ihrem Veto dazwischengrätscht. Diesmal lag allerdings der erste winzige Platz nur etwa 50 Meter von einem offenbar bewohnten Gebäude entfernt, der zweite war schlicht und ergreifend voll. Also fuhren wir wieder, abwechselnd im ersten und zweiten Gang, die Serpentinen hinab und stellten uns auf einem Parkplatz, der wohl zu einem Skigebiet gehört. Am Morgen entdeckten wir zudem in wenigen Metern Entfernung den Weiher von Rathvel. Der dürfte den Amphibienkundlern unter uns ja ein Begriff sein, da er laut der aufgestellten Schilder ein geradezu herausragendes Paradies für sich vermehrende Amphibien ist. Das konnten wir nicht nachprüfen, die angegebene Länge der Uferlinie von 220 Metern bei einem kleinen Morgenspaziergang schon.

Ebenfalls anhand von Schildern, Ortseingangsschildern nämlich, stellten wir fest, dass wir inzwischen offenbar im französischsprachigen Teil des Landes angekommen waren. Aus dem Generell über der 50, die über jeder dieser Tafeln angebracht ist, war ein Limite générale geworden. Allgemein scheint der Eidgenosse ja gern und oft und überall Hinweis- und fast noch lieber Verbotsschilder mit möglichst viel Text anzubringen. Was mir bei meiner ersten Reise in die Schweiz noch als die Paranoia eines sich möglicherweise zu oft in sauerstoffarmer Luft aufhaltenden Hüttenwirtes erschienen war ( selbst im Waschraum, der im Prinzip nur aus Waschbecken, Kaltwasserhähnen und irgendeiner Kühlbox bestand, gab es drei oder vier Zettel oder Schilder, was alles nicht erlaubt war. Das Umrücken der Tische im Gastraum übrigens auch nicht…)  scheint bei genauerer Betrachtung ja eher eine nationale Attitüde zu sein.

Jedenfalls suchten wir gewohnheitsmäßig erstmal eine goldene Möwe zwecks Toilettengang und Internetverbindung. Durch Ignorieren des Kleingedruckten und ohne groß weiteres Zutun hatte ich die Obergrenze meiner Handyrechnung erreicht (10kB -> 7 Cent) und auch der Wechsel der Tarifoption schien nicht zu greifen. Mobildatentechnisch war Ebbe. Die Planung des kommenden Übernachtungortes musste also gleich mit erfolgen. Öffentliche Hotspots sind in der Schweiz nach meinem Empfinden eher rar, wenn man einen hat muss man sich fast immer mit der Mobilfunknummer registrieren. Nur mal zum Thema Digitale Servicewüste Deutschland. Wir fanden einen Parkplatz in der Nähe eines Badestrandes und notierten einige Übernachtungsmöglichkeiten.

Den Nachmittag verbrachten wir an einem Badestrand am Genfer See in der Nähe von Lausanne, meiner Meinung nach dem klarsten der allesamt sehr klaren Schweizer Seen. Der Weg dorthin führte malerisch durch Weinberge und direkt am See entlang. Wir durchquerten auch die Ortschaft Chardonne, die allerdings trotz Weinbergen in Hülle und Fülle nicht namentlich mit Chardonnay in Verbindung zu bringen ist.

Nach dem Baden wurde auf dem Parkplatz noch Brei gekocht und ins Kind eingefüllt. Dann wurde noch etwas Richtung Osten gefahren und schon der zweite Platz in der Nähe von Sion erregte unseren Wohlgefallen. Außer unserem auch den einer Gruppe Spanier, die sich den Abend mit Produkten vertrieb, die man gemeinhin mit Holland in Verbindung bringt. Es handelte sich aber weder um Tulpenzwiebeln noch um Holzschuhe….

Der Berg ruft

Gegen zehn Uhr am Morgen wurden wir von mehreren lauten Geräuschen geweckt. Als erfahrene Soldaten dachten wir an Schüsse, hielten es aber zunächst für ausgeschlossen. Als Micha dann in der nähren Umgebung eine Bushaltestelle mit der Aufschrift Schießplatz entdeckte, war uns allen klar, wo wir da übernachtet hatten und was uns geweckt hat.

Nachdem wir die letzten Tage entspannt und die schönen Seen genossen hatten, ging es nun Richtung Berge weiter. Genauer gesagt zum wohl bekanntesten Berg dank Benno Fürmann (kleiner Spaß), dem Eiger.

Zunächst schauten wir uns nach einem geeigneten Schlafplatz für die Nacht um. Park4Night schlug uns was Nettes in der Höhe mit schönem Blick vor, leider war dieser Platz schwer zu erreichen und der Weg dahin war von etlichen Verbotsschildern gezeichnet. Am Ende war der Platz nicht zum Schlafen geeignet. Aber für die Zubereitung des Hafer Dinkel Schmelzflocken Brei mit Blick auf den Eiger war er super. Zum Glück waren wir bereits am frühen Nachmittag in Grindelwald Grund (hier startet die Zahnradbahn zum Eiger) angelangt. Grindelwald Grund war zur Zeit eine riesige Baustelle, dies stellte sich später noch als Glück für uns heraus. Micha war jedoch ziemlich genervt von der vergeblichen Parkplatzsuche. Sonst sahen wir immer Gleichgesinnte aber diesmal sahen wir nur unsere chinesischen Freude. Wir waren gedanklich bereits soweit uns auf den örtlichen Campingplatz zu stellen, bis wir den Parkplatz der Baufahrzeuge mit der Aufschrift Parkplätze zum Übernachten entdeckten. Sicherlich meinten sie nicht die Art von Übernachtung die wir planten, aber da stand zum Übernachten. So taten wir dies auch. Wir tarnten den Streifenwagen, verdunkelten ihn und versuchten uns leise zu verhalten, abgesehen von Ida. Alles verlief super und ohne Störungen. Das ist einer der Vorteile keinen Wohnwagen oder Wohnmobil zu besitzen.

Am nächsten Morgen fuhren wir mit der Bahn auf ca. 2300 m und entdeckten während der Bahnfahrt das Strohhotel. Hier hatte Micha 2015 mit den Erfurter Wandervögeln übernachtet und bereits den Eiger erkundet. Manch einer von ihnen, hat dort so gut wie nie zuvor geschlafen. Wir hatten uns für heute den Eiger Trail zum Wandern ausgesucht. Eine leichte Wanderung bergab entlang der Nordwand. Nach gut zwei Stunden und sechs km erreichten wir die Gastwirtschaft Alpiglen und belohnten uns mit einem deftigen Mahl. Nach der Bergabfahrt ging es frisch gestärkt und bei strahlendem Sonnenschein sowie besten Blick auf die Eiger Nordwand weiter Richtung Genfer See.

36 Grad und es geht noch heißer…

Durch die anhaltende Hitze und nichtfunktionstüchtige Klimaanlage im Streifenwagen strichen wir alle Städte in Deutschland von der Planung und suchten stattdessen Badegewässer auf. Anstatt uns Nürnberg anzuschauen, badeten wir in einem kleinen See bei Ellwangen. Hier kamen wir auch in den Genuss der neuen Jugendsprache, zwei Pupertiere warfen sich im Wasser einen kleinen Ball zu und feierten sich ständig mit den Worten: War der close Alter…, der war voll Premium…‘ Armes Deutschland.

Voll Premium fuhren wir am späten Nachmittag noch Richtung Schaffhausen und suchten uns wie die Nacht davor ein schönes Plätzchen im Wald mit Park4Night.

So konnten wir die Nächte ruhig und etwas kühl schlafen und worden am Morgen nicht durch die Sonne in aller Früh  aus den Federn geworfen.

Übrigens schlief Ida in der ersten Nacht im Streifenwagen fünf Stunden am Stück, das hat sie das letzte Mal in Stavanger gemacht. Sie ist halt ein richtiger Camper;)!

Am Dienstag stand der Rheinfall auf dem Programm. Ich war bereits 2013 mit der Sachsen-Anhalt Reisegruppe dort, Micha jedoch noch nie. Aber auch ein zweiter Besuch war lohnenswert und kein Reinfall! Zudem entdeckte ich auf der Parkplatztoilette noch eine Dusche, welche wir auch gleich nutzten.

Frisch geduscht ging es zum Greifensee um noch etwas zu entspannen. Da Ida seit kurzem Abendbrei zu sich nimmt, kochten wir hier noch einen leckeren Hafer-Dinkel-Schmelzflocken Brei. Mmmh wie lecker. 

Zum Abschluss des Tages besichtigten wir Zürich. Wir schlenderten am Hafen entlang und etwas durch die Altstadt. Auch Ida schien das ehr relaxte Zürich zu gefallen, sie lachte uns aus dem Kinderwagen heraus an und war das glücklichste Baby der Welt.

Ich glaub es geht schon wieder los…

Nach zweieinhalb Wochen zuhause sowie arbeiten für Micha gehts nun ab in den Urlaub, diesmal nur 14 Tage. Ist ja auch Urlaub und keine Elternzeit.

In den letzten Wochen haben alle Daniels unter Hochdruck an ihren Projekten gearbeitet. 

Micha bei der DB und dem Umbau des Streifenwagens. 

Ida bei der Umsetzung von Nachtschicht sowie der Einführung von Brei und ich mit dem Schlafmangel.

Diesmal geht die Reise in den Süden, da es nur 14 Tage sind, wollen wir nicht so weit fahren. Außerdem sollen die Nachttemperaturen nicht unter 10 Grad sinken. 

Da es der Wettergott jetzt schon sehr gut mit uns meint, werden wir erst gegen Abend starten und nochmal den Gröberner See besuchen. Denn ohne Klima ist es im Streifenwagen unerträglich.

Alles weiter folgt wie immer 😉