Kurs Nordnordwest

Nach dem Frühstück am nächsten Morgen und der extrem freundlichen Ermahnung des Ordnungsamtes, hier doch mal bitte nicht zu rumzucampen (war gerade dabei die Stühle wegzuräumen), machten wir uns auf den Weg Richtung Hauptstadt, wo die Verwandtschaft zum Grillfest gerufen hatte. Ort des Events war der schwiegerelterliche Garten, welcher mit Kinderspielzeug aller Art bestens ausgestattet war. Während die Alten noch am Kaffeetisch saßen, planschten und spielten die Kleinen schon im Babypool, dessen Wassertemperatur Steffi mit etlichen Ladungen Wasserkocherwasser auf den Eltern genehme Temperaturen gebracht hatte. Ida fühlte sich offenbar sehr geborgen, da sie ein Torpedo und eine kleine Seemine absetzte. Zur grenzenlosen Erheiterung aller Anderen und zur grenzenlosen Scham ihrer Eltern. Zwei beherzte Griffe des Papas später musste nur noch das Wasser getauscht werden…
Das Bratgut und der spätabends servierte Whisky waren wie erwartet über jeden Zweifel erhaben.
Tags darauf ging es dann weiter Richtung Nordwesten, da wir uns ganz gern mal Lübeck anschauen und meinen alten Fussballstammtischkumpel holsteiner21 (aka Relegationsdauerverkacker)) in Kiel besuchen wollten.
Wir übernachteten auf dem Parkplatz der Fähre Arneburg. Viel scheint an dem Tag nicht weiter passiert zu sein, da es außer Bildern des Übernachtungsplatzes nur noch eines von der Essenszubereitung im Auto gibt. In der Nähe der Elbe blieben wir auch am nächsten Tag, da Susi gern immer mal wieder entlang des „Grünen Bandes“ wandern möchte. Die ausgesuchte Hin-und-Zurückstrecke war allerdings abgesehen von ein paar möglicherweise ehemals von den Grenztruppen der DDR genutzten Gebäuden eher unspektakulär dafür aber umso insektenlastiger.
Auf einem Parkplatz ziemlich mitten im Ort verbrachten wir unsere nächste Nacht. In Zarrentin am Schaalsee war der Badestrand fußläufig, bzw. mit Buggy gut erreichbar und auch wieder geöffnet. Und Spielplatz, Eis und Bier gab es auch, wenngleich die Toiletten geschlossen waren.
Am nächsten Vormittag erreichten wir dann Lübeck, wo wir statt Marzipan frische Fischbrötchen erwarben und mit elektronischer Hilfe einen ausgedehnten Spaziergang machten, der auch in ruhigere Ecken abseits der Haupteinkaufsstraße führte.
Am Nachmittag brachen wir uns erst einen dabei ab, in Timmendorfer Strand einen Parkplatz zu finden und dann unseren geplanten Strandbesuch, da uns für einmal über den Sand laufen drei Euro Kurtaxe zu viel waren. Da Ida einen Spielplatz fand und wir noch einen Kaffee bekamen war aber niemand unzufrieden. Zumal wir einige Kilometer weiter, in Kalifornien, wo wir auch übernachteten (und vermutlich zu den 94% gehörten, die nur wegen des Namens da anhalten) unsere Käsefüsschen nochmal ins Ostseewasser tauchen konnten.

Unterwegs unter neuem Stern

Nach langer Pause soll es hier mal wieder was zu lesen geben, da zum einen die Inzidenz im Keller, zum anderen das gestapelte Geld aus dem Keller raus ist: Wir haben ein neues Auto. Auch deswegen, weil die private Autovermietung kurzfristig und ungeplant ihr Auto gern zurückhaben wollte.

Nach einer Probenacht am Geiseltalsee, die zumindest keine größeren Defizite offenbarte, ging es also trotz unfertiger Garage mal wieder auf Deutschlandtournee. Dass der Garagenbau und der Arbeitsstress doch Spuren hinterlassen hatten zeigte sich in den ersten Tagen: Susi, die eigentlich immer für drei denkt, hatte doch glatt die halbe Ausrüstung vergessen, einpacken zu lassen…

Nicht vergessen haben wir den Qeridoo, dieser passt nämlich nicht ins Auto, wenn die Schlaffunktion der Rückbank erhalten bleiben soll. Alternativ wurde ein alter Buggy reaktiviert, nach dem Ida immer mal wieder gefragt hatte, den wir aber vor ihr versteckt hatten. Den Programmpunkt Fläming Skate konnten wir also schon mal streichen.

 Die erste angedachte Richtung blieb aber erhalten, wir fuhren Richtung Spreewald und übernachteten an der Slawenburg bei Vetschau, der Stellplatz war von Bekannten empfohlen worden. Die vergessenen Auffahrkeile wurden zumindest hier noch nicht vermisst. Am nächsten Tag liefen wir entlang kleiner Fließe eine Runde von etwa 8 Kilometern, auf der ich gern meine kurze Wanderhose getragen hätte, die wir aber vergessen hatten. Meine Dolomiten- und Grand Canyon-erprobten Wanderschuhe gaben nach drei Vierteln der Strecke ihren Geist auf. Im Spreewald!! Erfreulicherweise war in Vetschau schon ein Teil der Außengastronomie wiedereröffnet und wir konnten uns ein Senfgurkensüppchen, ein Würzfleisch und Pommes schmecken lassen.

Am frühen Nachmittag ging es dann weiter zum Senftenberger See, der aber für zwei Drittel der Reisegesellschaft noch deutlich zu kühl war. Zum Planschen und Kuchenbacken war es aber eindeutig ok, zudem gab es kostenfreie und saubere öffentliche Toiletten. Es zeichnete sich auch ab, dass wir uns in den nächsten Tagen vermehrt auf die Suche nach Spielplätzen würden machen müssen.

Am nächsten Tag fuhren wir Richtung Lübben, unterwegs besuchten wir noch die F60, die größte Abraumförderbrücke der Welt. Idabedingt sparten wir uns die geführte Tour und begnügten uns damit, das Teil vom Boden aus zu bestaunen. Später dann in Lübben angekommen machten wir noch einen Rundgang durch die Stadt (wie so oft von der App outdooractive inspiriert) und über die echt tollen Spielplätze der Schlossinsel. Das Abendessen wurde erstmals im omnia-Ofen angefertigt. Der Geschmack war in Ordnung, die Konsistenz eher so mittel…

Ostdeutschland!

Dass die zurückliegende Nacht unsere letzte im Streifenwagen in der Natur war wussten wir am nächsten Morgen noch nicht. Was wir wussten, war, wo es heute hingehen sollte. Dem Haus Sonnenschein waren Freikarten für das Elefantendorf Platschow zugeschickt worden, um sie unter den Gästen zu verteilen. Da wir aber keinem unserer werten Gäste zumuten wollten, 270 km eine Richtung für eine Ersparnis von 10€ zu fahren, haben wir uns die Tickets kurzerhand selber gegriffen. Zusätzlich sollte dies auch ein kleiner Testballon bezüglich möglicher Zoobesuche mit Ida in der näheren Zukunft sein.

Ich hätte ja ehrlich gesagt erwartet, dass außer uns kaum jemand in der Coronakrise den Weg dorthin findet, am Parkplatz angekommen war aber schon klar, dass ich da falsch lag. Das Elefantendorf hatte komplett schließen müssen und erst vor Kurzem unter Auflagen wiedereröffnet. Eine war, dass es keine Shows geben dürfte, öffentliche Fütterungen hatte aber niemand untersagt… Alles in allem kann man den Hof für Familien mit kleineren Kindern empfehlen, die Preise sind moderat und es gibt eine Menge Tiere zu sehen. Kleines Highlight war die Seelöwenshow, Verzeihung!, -fütterung mit Itchy und Scratchy, die man wohl erst kürzlich günstig in Kalifornien erworben hatte. Am Abend übernachteten wir zwar nochmal im Streifenwagen, aber bei Sarah und Tobi in Falkensee vor deren Haustür. Im Preis eingeschlossen waren eine heiße Dusche, kaltes Bier und tote Tiere vom Grill. Sowie Vewirrung mit den I-A-Zwergen, Ria, Pia und Ida. Unser Kind war aber das einzige, das schon auf eigenen Füßen über irgendwelche Hindernisse stürzen konnte.

Am nächsten Morgen wurden wir von der Müllabfuhr geweckt, die hier die Mülltonnen vollautomatisch auflädt, entleert und wieder ablädt. Personal kommt an der Tonne nur zum Einsatz um einen Zettel dran zu pappen, wenn man so blöd war, die Tonne falschrum hinzustellen. Es lebe der Fortschritt! Für die kommende Nacht war unser Bett auch schon gebucht. Es stand auf einem Hausboot auf dem Plauer See bei Brandenburg an der Havel und war eigentlich gar kein Bett sondern eine umzubauende Sitzgruppe. Zustande kam die Übernachtung, da Finanzminister Susi nicht nur die Barmittel sondern auch sämtliche Gutscheine im Blick hat. Einer von mydays war vom Ablaufen bedroht und wurde daher kurzerhand in eine Übernachtung umgewandelt. Da bis zum Check-In (auf einem Campingplatz) noch Zeit war drehten wir noch eine kleine Runde in Brandenburg mit dem Aussichtspunkt „Optischer Telegraph Nr. 7 auf dem Marienberg“ als spontan festgelegtem Ziel. Die Parkanlagen rundherum waren recht ansehnlich, im Rahmen irgendeiner Gartenschau hatte man sich hier ordentlich ausgetobt.

Auf dem Campingplatz trafen wir dann auf unseren „Vermieter“, der uns sofort das Du anbot und einen auf Kumpel machte. Im Nachhinein betrachtet hätten wir da schon stutzig werden müssen. Das Gute an unserem „Boot“ (Blechplatten auf alte Fässer geschweißt und Bungalowfragmente darauf angebracht) waren die Lage in der ersten Reihe und eine megabunte Außenbeleuchtung. Der Rest war einfach nur eine Frechheit und nicht ansatzweise das Geld wert. Das Wetter, es begann abends zu regnen und hörte auch am nächsten Tag nicht wieder auf, tat ein übriges. Es sorgte auch dafür, dass wir am nächsten Tag nicht eine weitere Runde Fläming Skate fuhren sondern nach Hause, um den Streifenwagen für seine letzte Reise bereit zu machen.

Ost-,

Bevor es am nächsten Morgen weiter ging wurde noch kurz die nähere Umgebung erkundet. Die bestand neben dem Finow-Kanal vor allem aus einem verfallenen ehemaligen Firmengelände, Lost Place, wie der Brandenburger sagt. Was genau sich dort früher befand war aber nicht herauszufinden. Danach ging es zum Schiffshebewerk Niederfinow, wo ich meiner verschwommenen Erinnerung nach als Kind schon mal war, als wir meinen Vater in der Kur besuchten. Genauere Infos gab es erst, nachdem Mutti mein Statusbildchen gesehen hatte… Wir hatten weder am Vortag noch am Morgen auch nur ein Schiff auf dem Kanal gesehen und waren daher umso überraschter, dass wir tatsächlich ziemlich genau 20 Sekunden, nachdem wir an der Talstation angekommen waren ein Schiff beim Gehobenwerden bestaunen durften. Das neue Schiffshebewerk (nur wenige Meter entfernt) wurde ebenfalls noch kurz bestaunt. Aber wirklich nur kurz, da es technologisch dem alten sehr ähnlich scheint und es außerdem anfing zu regnen. Das nächste Ziel des Tages war Rheinsberg, wo unser Wanderbuch mal wieder eine tolle Route zu wissen glaubte. Da das Schloss nicht zu den Geheimtipps Brandenburgs zählt, waren für uns auch mal wieder Parkgebühren fällig. Mit Ida im Hänger liefen wir, am Schloss beginnend, eine ganze Weile durch Wald und Feld. Mein einzig wahres Ziel, der dritte Li-See namens Linowsee wurde leider deutlich verfehlt. In meinen Augen hauptsächlich wegen hoher Diskrepanz zwischen abfotografiertem Kartenmaterial und vorhandenem Wegenetz. Vielleicht aber auch wegen Kartenfehlinterpretation und ablaufender Parkzeit. Zu unserer Schande mussten die letzten Kilometer sogar auf Asphalt entlang einer Hauptstraße zurückgelegt werden. Der Abend sorgte dann auch noch für etwas Verärgerung, da der ausgesuchte Übernachtungsplatz mit selbstlaminierten Schildern versehen war, die auch ein Übernachten in „zur Übernachtung geeigneten Fahrzeugen“ verboten. Ein schilderloses, wenngleich auch nicht besonders einsames Plätzchen fanden wir dann ein Bundesland weiter am Ufer des Plätlinsees. (Li in der Mitte. Zählt das?)

Nach dem Frühstück zwischen vier anderen Sparfuchscampern fuhren wir weiter nach Waren (Müritz). Das Parken auf dem Parkplatz des Nationalparks war löblicherweise kostenfrei, obgleich man auch hier keine Übernachtungsgäste haben möchte. Die (ebenfalls mit unserem Wanderbuch geplante) Wanderrunde fanden wir problemlos, leider blieben uns Blicke auf den See die meiste Zeit verwehrt. Stattdessen sahen wir sehr lange die Bewohner und Unterkünfte eines benachbarten Campingplatzes. Das Internet pries diesen als toll und günstig an, Freunde, die etwas nach uns dort waren dementierten aber beides. Ein diesmal wirkliches kleines Schmankerl war der Bohlensteg an den Wienpietschseen, bei dem etliche Vetreter der Gattung Kriechtiere von Nahem beobachtet werden konnten. Lediglich das Fahren des Qeridoo gestaltete sich aufgrund der Enge etwas schwierig. Als Belohnung gönnten wir uns hinterher einen Eisbecher am Hafen in Waren. Für Verwunderung sorgten neben den gepfefferten Preisen auch die offenbar außer Kraft gesetzten Coronaregeln. Waren eine Woche zuvor in Bayern Personal und Gäste noch peinlichst bemüht, waren hier Masken bei manchen Kellnern das einzige Anzeichen für das Jahr 2020.

Die Nacht verbrachten wir am Preddöhler Stausee, der sich zwischen Pritzwalk und Parchim befindet.