Glasgow und nach unten

Da dem Internetz nur bedingt zu trauen ist, übernachten wir in der Nähe des Fährhafens Armadale und stellen uns am anderen Morgen nochmal persönlich bei Caledonian MacBrayne vor. Man teilt uns mit, dass prinzipiell für 10:30 nichts mehr frei ist, 11:45 ausfällt und 13:00 aber noch Tickets verfügbar sind. Wir könnten aber für 10:30 auf Standby gehen, falls noch jemand abspringt. (Halten wir für Quark, vermutlich zu Recht). 17,20 £ riskieren wir, da nur noch etwa eine halbe Stunde zu warten ist und der Toilettengang ja eh noch aussteht. Ein You’re going on! teilt uns mit, dass wir dabei sind, wie es sich gehört fahren wir auch als erstes auf die Fähre (deren Namen ich leider vergessen habe zu ermitteln). Ida vertreibt sich die halbstündige Überfahrt mit dem Hoch- und Runterklappen von Plastiksitzen, wir mit Hinterherrennen. In Fort William (Ja, da waren wir schonmal…) findet Ida einen kleinen, in die Jahre gekommenen Spielplatz, auf dem sie bei leichtem Nieselregen und 12 Grad das einzige Kind mit Jacke und Mütze ist. Es gibt noch ein kurzes Picknick auf dem Spielplatz bevor wir dem Loch Lomond und Trossachs Nationalpark noch eine Chance geben, und in der Nähe von Crianlarich den unteren Teil des Aufstiegs zu An Caisteal, Munro Nr. 147, wandern. Den Bemühungen, den Hügel Sron Gharbh zu erreichen wird allerdings durch den sumpfigen Untergrund und damit verbundene feuchte Füße alsbald ein Ende gesetzt.
Wir genießen trotzdem die erwanderte Aussicht und werfen auf dem Rückweg weitere 3-400 Steine in irgendwelche Pfützen/Bäche.
Am nächsten Tag geht es dann endlich nach Glasgow. Wir haben uns für Hop On Hop Off entschieden, da wir mit „Busfahren“ Ida ziemlich schnell überzeugen konnten. Unerwartetes Highlight ist die Fahrt über die Schnellstraße. Selbstredend im Cabrioteil des Oberdecks und bei leichtem Nieselregen. Solchermaßen gut durchgefroren machen wir uns anschließend auf die Suche nach Verköstigung im Innenbereich, die wir bei Sloans (älteste Bar der Stadt) auch finden. Leider lassen es sich einige Teilnehmer der Reisegruppe etwas zu gut schmecken. Nur so ist zu erklären, dass sich beim folgenden Aufspüren der vielen Murals der Stadt alsbald Lustlosigkeit breitmacht. Also geht es nach einer Visite des Hauptbahnhofs (der Piano Garden hat uns super gefallen) zurück zur Buchanan Gallery, wo die Kutsche für 6 Stunden für schlanke 13£ abgestellt wurde. Ein weiteres Familienmitglied lässt sich hier fast nur mit körperlicher Gewalt davon abbringen, noch zwei Stunden Rolltreppe zu fahren.
Den späten Abend verbringe ich dann noch damit, den nächsten Tag fast komplett durchzutakten.
Zuerst geht es zur Glengoyne Distillery, um an Tour und Verkostung teilzunehmen. Das wollte meine liebe Frau mir eigentlich zum Geburtstag schenken. Ich hatte mehrfach versucht, bei verschiedenen Brennereien für den nächsten Tag was zu buchen, das war aber nie möglich. Talisker auf Skye (wo ich gern hingegangen wäre, da mir Skye so gut gefallen hat) bietet wegen Umbaus momentan keine Touren an. Also hatte ich mich eigentlich schon von dem Gedanken verabschiedet. Aber auf der Fahrt zum Übernachtungsplatz hatten wir die Brennerei gesehen und das Internetz hatte auch noch Timeslots für den nächsten Tag…
Glengoyne ist die südlichste Brennerei der Highlands, zudem steht das Warehouse in den Lowlands. Man hat sich auf die Fahnen geschrieben, alles entspannt anzugehen, und möchte einen Single Malt mit viel Süße produzieren. Rundum sympathisch! Na für mich wenigstens… Ida wird für den Besuch von 3 auf 2 eingekürzt (um 5 £ zu sparen) dafür wird anschließend im Laden selbstredend ordentlich eingekauft. Da in mir ein Pfadfinder schlummert renne ich noch dem Engländer (?) hinterher, der auf dem Parkplatz seine ebenfalls gut gefüllte Einkaufstüte hat stehen lassen… Ich Depp! Direkt vom Parkplatz der Destille machen wir uns dann auch auf, den 435m hohen Dumgoyne zu besteigen. Leider macht uns das Wetter einen Strich in Form eines Hagelschauers durch die Rechnung und wir beschließen einigermaßen durchnässt und nicht ganz einvernehmlich, dass ich erstmal alleine weitergehe und Mutter und Kind folgen. Das tun sie mit Bravour bis auf etwa 380m, auf dem Rückweg ereilt uns ein weiterer aber nicht annähernd so heftiger Schauer. Am Nachmittag fahren wir noch zum Falkirk Wheel, wo es auch Kaffee, Klo und Kinderspielplatz gibt.

… up, up to the Skye

Die Nacht war nicht nur windig sondern auch recht kühl, das im Auto lose rumliegende Bier ist mindestens genauso kalt wie das in der Kühlbox. Der Kastenwagen, den ich nachts beim Pullern noch gesehen hatte ist verschwunden, stattdessen rollen im Minutentakt PKWs heran, die jede Menge Wanderer ausspucken. Der Grund offenbart sich nach kurzer Recherche: von hier aus können ambitionierte Wanderer gleich drei Munros (>3000 ft) am Stück machen. Da das Wetter aber schon hier in 300m Höhe recht mistig ist, gibt es mit Kind keine Chance, sich einzureihen. Mir blutet das Herzchen… Während aus der Heimat die ersten Suffki-Männertagsbilder per Whatsapp-Status eintrudeln machen wir uns auf den Weg zum nur wenige Minuten entfernten Highland Wildlife Park. Ida ist in den letzten Tagen etwas zu kurz gekommen und soll mal wieder mehr kindgerechten Urlaub machen. Der nette Kassierer am Eingang hakt nochmal nach, ob Ida wirklich schon 3 ist, und es nicht vielleicht doch erst morgen wird. Wir bejahen und sparen 14 Pfund. Zuerst schauen wir uns safarimäßig einige Tiere aus dem Auto an, anschließend geht es zu Fuß (von Regenschauern unterbrochen) weiter. Leibliches Wohl und Toilettengang werden natürlich auch nicht ausgespart, bevor wir am frühen Nachmittag wieder nur ein paar Minuten (die aber Mutter + Kind für einen Powernap nutzen) zum Glenmore Forest Park fahren. Hier macht das weiterhin kühle und wechselhafte Wetter meinen Gipfelträumen wiederum ein jähes Ende, wir wandern aber mit Kind im Rucksack zum An Lochan Uaine (dem Grünen See) der seine Farbe daher hat, dass die Feen hier immer ihre Mäntelchen auswaschen… Um warm zu werden läuft Ida einen Teil des Rückwegs und versucht, mit uns gemeinsam die zehn Fragen des Eichhörnchenquiz‘ am Weg zu beantworten. Teilweise scheitert das aber an den Sprachkenntnissen der Eltern in Kombination mit nicht vorhandenem Mobilfunkempfang. Wer weiß denn schon, was deciduous heißt?? Am Abend fahren wir, von einem Regenschauer in den nächsten, Richtung Westen. Die panoramareiche A87 (Baedeker) lässt aber nur vermuten, dass sie diesen Namen zu Recht trägt. Es hört nicht auf zu regnen, bis wir, wie von der Mutti gewünscht, das Eilean Donan Castle in der Dämmerung erreichen, um coole Bilder des angestrahlten Schlosses zu machen. Wir sind aber immer noch nicht am Ziel und fahren noch12 Meilen weiter bis zu einem Parkplatz, der gegen Bezahlung Toiletten, Duschen und Waschmaschinen bietet.

Letztere sind dann auch das Tageshighlight der Mutti (als alter Camperfuchs weiß sie, dass man Wäsche vor dem Waschen erst zweimal trocknet… 😉), bei mir eher das Hochbeet fünf Meter weiter, in das spätnachts ein Kastenwagenfranzose und am regnerischen Vormittag ein Womobrite rückwarts reindonnern.    

Tatsächlich lässt, wie gewünscht, der Regen nach, sobald wir auf Skye sind. Wir schauen uns das übersichtliche Hafenstädtchen Portree an und essen im Auto (Venison Burger mit Black Pudding/ Panko Chicken Burger) da im ausgewählten Lädchen die obere Etage mit den Sitzgelegenheiten gerade renoviert wird. Am frühen Abend wandern wir noch zur Felsnadel Old Man of Storr hinauf, wobei Ida mal wieder die Attraktion ist und von vielen Menschen angequatscht wird, die teilweise noch schlechter Englisch sprechen als wir. Wie auch die meisten Anweisungen ihrer Erziehungsberechtigten wird das von ihr eiskalt ignoriert.

Am nächsten Morgen wird nach spätem Start zunächst einmal gemütlich (anders lässt es die oft einspurige Straße auch nicht zu) die Halbinsel Trotternish umrundet und dabei die Aussicht genossen. Später und weiter südlich wird wieder etwas gewandert, diesmal zu den Fairy Pools. Die 4 km hoch und runter zieht Ida inzwischen durch wie nix. Danach fahren wir kurz zum Strand von Glen Brittle, Ida darf Schippe und Eimer mitnehmen und ist so abgelenkt vom Spielen, dass ihr ein kleines Malheur passiert. Uns wird erneut bewusst, dass wir doch mehr für sie interessante Sachen machen müssten. Das soll am nächsten Tag eine Überfahrt mit der Fähre sein, leider sind am Abend aber alle frühen Fähren online schon ausgebucht.

28 Pfund später

Unser erstes Ziel am nächsten Morgen ist nur etwa zwanzig Minuten entfernt, der Upper Car Park im Glen Nevis. Von hier aus führt ein etwa zwei Kilometer langer ziemlich holpriger Weg zu den Steall Falls, dem zweithöchsten Wasserfall Schottlands. Bergauf läuft Ida ziemlich zügig, obwohl die Wasserablaufrinnen, die hier in Stein statt in Holz ausgeführt, und bis zu 40cm breit sind definitiv nicht für Kinderbeine konzipiert wurden. Im letzten, flachen Teil der Strecke kommt dann schon Lustlosigkeit auf und als wir ihr erklären, dass es nicht möglich ist, dass sie allein oder wir mit ihr zusammen den Fluss auf einer Seilbrücke überqueren, wird erstmal hemmungslos gebockt. Der höchste Berg Großbritanniens, Ben Nevis hüllt leider die ganze Zeit seinen Gipfel in Wolken. Auf dem Rückweg muss Mentalcoach Mama dann wieder Überstunden machen. Für die Weiterfahrt holen wir uns noch Kaffee und Cookies bei McDonalds, wo die Kontaktlosfunktion meiner Visa wieder nicht funktioniert. Entlang des Caledonian Canal und Loch Ness fahren wir weiter nach Norden und fahren auf den Parkplatz von Urquhart Castle. Das fand ich im Reiseführer ganz interessant, die 250 anderen Deutschen, die da sind offenbar auch. Vor dem Ticketoffice wird schon wild diskutiert, ein Blick auf Uhr und Aushang zeigt, dass es 17:10 ist, das Gelände 18:00 schließt und der letzte Einlass 17:15 stattfindet. Also zügig angestellt und mit nicht funktionierender Kontaktlosfunktion der Kreditkarte aufgefallen. Der Kassenmann gibt noch zu Bedenken, dass es dringend erforderlich sei, um 17:30 wieder im Visitor Centre zu sein, nimmt unsere zweimal 14 Pfund trotzdem gern. Wir stürmen also über das Gelände wie seinerzeit der MacDonald Clan, sind pünktlich zurück und können noch die letzte Filmvorführung des Tages miterleben. An deren Ende fährt die Leinwand nach oben und die Vorhänge zur Seite. Durch ein Panoramafenster blickt man auf die Burg(-ruine), was schon ziemlich cool ist. Wir fahren dann noch bis Inverness und ein kleines Stück weiter auf die Black Isle. Die ist zwar nicht schwarz sondern grün, allerdings auch nur ein Halbinsel.
Der Übernachtungsplatz war definitiv der schlechteste bisher, einfach aufgrund der Nähe zur Straße. Diese war zwar nicht viel- aber dafür schnell befahren, was für ordentlich Geräuschpegel sorgte. Inverness hatte im Reiseführer ein Eselsohr bekommen, vermutlich aber nur wegen Schlachtfelds von Culloden. Dort fahren wir heute als erstes hin und legen auch hier 28 Pfund Eintritt auf den Tresen. Möglicherweise umsonst, da wohl nur das Museum kostet, wir aber hauptsächlich am Freigelände interessiert sind. Zumindest bewahrt uns das Museum davor, richtig nass zu werden (wie viele Andere) und wir legen noch einen Stopp in der Cafeteria ein bevor wir das gar nicht so große Gebiet zwischen den Frontlinien (gemessen daran, dass sich hier 12000 Mann gegenüberstanden) bei immer noch ordentlich Wind erwandern. Wie schon bei Urquhart Castle sind wir uns einig, dass man hier Geschichte sehr gut transportiert.
Bis in den Cairngorms National Park ist es gar nicht so weit, nach einem kurzen Stopp zum Getränkekauf in Aviemore fahren wir zum Loch an Eilein ganz in der Nähe. Es gibt einen Rundwanderweg von fünf Kilometern, den Ida mit dem Laufrad bewältigt. Meistens 50 Meter vor uns, unser „Stop!“, „Halt!“ oder „Langsam!“ ignorierend oder 50 Meter hinter uns, mit auf den Lenker gesunkenen Kopf, hadernd und jammernd.
Wir fahren noch ca. 25 Minuten und nehmen unser Abendessen an einem vom Straßenlärm meilenweit entfernten aber aufgrund des Windes ziemlich schaukeligem Stellplatz ein.

Nicht Glasgow, stattdessen nach Oban

Alles was heute schief gehen kann geht offenbar zunächst auch erstmal schief. Nachdem ich mein letztes morgendliches Läufchen vor genau einer Woche abbrechen musste, weil es in der Wade zog, will ich heute ein Stück laufen, da der Schmerz eigentlich nur noch latent vorhanden ist. Ich schaffe zwar zwei statt einem Kilometer, ab da kann ich aber wieder nur zurückhumpeln. Beim Frühstück vermeldet uns das Internetz, dass die Hip & Hop Busse in Glasgow heute leider nicht fahren. Viele Straßen sind aufgrund des Race for Life gesperrt, weswegen es uns auch wenig klug erscheint, mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Also wird Glasgow erst mal aufgeschoben und wir fahren weiter Richtung Loch Lomond. Wo es in Strömen regnet, weswegen wir hier auf eine Wanderung verzichten. Da wir die Tankstellen im Großraum Glasgow wegen vermeintlich zu hoher Preise ignoriert haben gewinnt außerdem das Tanken immer mehr an Priorität. Laut Navi ist bei 70 Meilen Reichweite die nächste Tanke nur noch 21 Meilen entfernt. Die am Loch Long gelegene Gulf akzeptiert aber dummerweise unsere Visa Debit Karten nicht (ein Problem, was sonst eigentlich nur an den Ladeterminals bei DB Casino auftritt), meine alte Kreditkarte scheint mittlerweile deaktiviert worden zu sein und andere Zahlungsmöglichkeiten gibt es nicht. Nächste Tanke am nächsten Ziel in Inveraray, nochmal knapp 20 Meilen. Das Auto zeigt inzwischen nur noch Bitte Tanken an, auf der Mercedes Me App gibt es noch etwas länger einen genauen Wert aber dann auch nur noch <50km. Müßig zu erzählen, dass an der einzigen Zapfsäule der Tankstelle in Inveraray ein durchweichtes Schild mit der Aufschrift Closed until Monday 8:00 am hängt…

Zu diesem Zeitpunkt ist es etwa Sonntag Mittag. Also laufen wir nach kurzer Stärkung durch das pittoreske Örtchen und erstehen für Ida bei Dewar’s Bootstore ein Mini Mac in a Sac. Die Farbe darf sie sich selber aussuchen. Gelb. („Ich bin ein Bauarbeiter!“) Solchermaßen gegen die Feuchtigkeit gewappnet laufen wir zuerst zum Schloß (das von Weitem ziemlich schick, von Nahem doch durchaus angegammelt aussieht) und weiter zum Aussichtspunkt Dun Na Cuaiche. Wo die Aussicht so ziemlich gegen Null tendiert. Dabei ringen wir mal wieder hauptsächlich mit der Motivation des Kindes. Die gefühlte Geschwindigkeit beträgt zeitweise 1 Minute Überzeugungsarbeit/ 10 Meter Laufen. Am Ende das Tages ist sie über 8,5 km gelaufen, dass ihr was wehtut oder sie nicht mehr kann haben wir übrigens kein einziges Mal vernommen. Am Abend wärmen wir uns ordentlich mit Hühnersuppe aus dem örtlichen Co-Op (daily 6:00 am -10.00 pm  leider kein Diesel im Sortiment) auf und hoffen auf Montagmorgen. Der Co-Op Parkplatz verbietet Overnightparking, wir haben also in einer dunklen Ecke des Ortes übernachtet. Um kein Risiko einzugehen, haben wir nochmal Bargeld geholt, allerdings umsonst, da die Tankstelle anstandslos Susis Visa Debitkarte akzeptiert. Wir fahren etwa 40 Meilen bis nach Oban, das laut Reiseführer als Tor zu den Hebriden gilt und laut selbstgemaltem Schild die Seafood Capital of Scotland ist. Ersteres lässt sich ziemlich gut bestätigen, da Ida mit mir das fast zeitgleiche Anlegen der Fähren Isle of Mull und Isle of Lewis beobachtet. Beim zweiten wird es schon etwas schwieriger, da gewisse Personen doch gern drinnen speisen möchten, was uns zu Wetherspoon führt. Wo nach unserem Platznehmen erst einmal gar nichts passiert und wir von allen Angestellten ignoriert werden. Ein erneuter Blick in die Speisekarte offenbart, dass man nur über die Website (QR-Code führt bei mir zu einem fehlerhaften Seitenaufruf) oder die App bestellen kann. Also wird die App installiert, kurz gerätselt, ob wir Tisch 6 oder 9 sind und die Bestellung direkt per PayPal bezahlt. Innerhalb einer Minute steht dann auch ein Pint of Carling vor mir. Nach dem Essen besuchen wir nochmal das Fährenterminal (saubere Toilette) wo Ida unser sämtliches Kleingeld in so einem Trichtergroschengrab zugunsten des 50. Dienstjubiläums irgendeines Küstenrettungsbootes versenkt. Euromünzen rollen teilweise richtig lange, Sterling rattert und plumpst ziemlich schnell ins Loch. Als Verdauungsspaziergang wählen wir noch eine kleine Runde zum colloseumsartig wirkenden McCaig´s Tower, einem Aussichtspunkt über der Stadt. Wir fahren weiter nach Norden und übernachten in der Nähe von Fort William.

Digitalisierung 2.0 – english version

Das neben uns übernachtende Gleitschirmfliegerpärchen ist beizeiten wach und hat nach einem Expressfrühstück schon den Platz verlassen, als wir uns noch dreimal umdrehen. Der Vivaro, mit dem sie unterwegs sind, weckt bei uns allerdings schon nostalgische Erinnerungen. Da nun noch mehr Platz ist darf Ida nach dem (größtenteils verschmähtem) Frühstück sich etwas mit dem Laufrad austoben.
Nach dem Zähneputzen geht es weiter Richtung Lake District, wo in Kendal bei McD eigentlich ein Toilettenstopp eingelegt werden soll. Das scheitert allerdings daran, dass sich besagtes Etablissement in der Innenstadt befindet und somit keine Parkplätze bietet. Das aufgeschobene Geschäft wird etwas später nachgeholt, das angepriesene Visitor Centre des Lake District National Park besteht aber offenbar nur aus einem Regal mit Werbe-Flyern. Aber es gibt einen Geldautomaten, der lustiges britisches Kunststoffgeld ausspuckt, dass uns aber in Kürze auch nicht weiterhelfen wird. Als nämlich der angestrebte Parkplatz in der Nähe von Keswick erreicht wird akzeptiert dieser nur Münzen. Keine Kreditkarte (wie bislang alle anderen Automaten) und auch keine Banknoten. Man kann nur vermuten, dass die vermeintliche Ü60-Zielgruppe des Lake District offenbar jederzeit eine Handvoll Klimpergeld mit sich führt. Der scharfsinnige Versuch, mit dem Erwerb von regionalen Köstlichkeiten (Salted Caramel Fudge, so Plombenzieherdinger, echt lecker) in den Besitz von Kleingeld zu kommen wird allerdings gnadenlos abgeschmettert. Also wird unter starken Schmerzen (die sich, nach aktuellem Stand, als völlig unbegründet herausstellen) einer der wenigen unbeschilderten Plätze neben der schmalen Straße aufgesucht und auch für die nächsten knapp drei Stunden verwendet.
Unser Wanderziel ist der (Aussichtsbuckel) King’s How, der 1,5 km und etwa 270hm entfernt ist. Auch ohne Mathematikstudium lässt sich erahnen, dass der Weg nicht gerade flach ist. Trotzdem zieht Ida bergauf durch und benötigt nur bei größeren Stufen unsere Hilfe. Am Gipfelchen erwartet uns ein recht nettes Panorama über das Derwent Water, das aber aufgrund semischönen Wetters etwas eingeschränkt ist. Gelohnt hat es sich aber in jedem Fall. Nach der Gipfelbrotzeit hat Ida allerdings leichte Motivationsprobleme, vor allem da der Wind uns inzwischen ziemlich laut um die Ohren pfeift. Mit gutem Zureden, leeren Versprechungen, leeren Drohungen und vor allem 50% Tragen schaffen wir es dann aber doch recht zügig zum Auto, das wundersamerweise weder geklaut, noch abgeschleppt, noch ausgeräumt noch plattgestochen ist…
Mit zwei kaputten, schlafenden Damen geht es erst kurz an die Küste und dann weiter nach Norden. In Maryport gibt es zwar massig Parkplätze aber sonst wenig Einladendes. Wir finden aber zufällig einen als Feen-Pfad ausgeschilderten und mit allerlei Kleinkram dekorierten Weg, den Ida mit großen Augen abläuft. Kurz vor der schottischen Grenze in Carlisle wird dann ein eigentlich als Pullerstopp geplanter Abstecher zum abendlichen Einkauf bei asda. Das frisch ausgeruhte Kind rennt schreiend durch den mit Globus vergleichbaren Supermarkt und packt haufenweise Marmeladen und Gelees in den Einkaufswagen. Den Salted Caramel Aufstrich nehmen wir dann auch mit…Da brauchbare Plätze eher rar sind, dauert es aber noch etwas, bis wir unsere endgültige Parkposition zwischen Lockerbie und Moffat erreicht haben.
Abends war es recht spät, also wird es das morgens auch, wir fahren erst kurz vor 11 Uhr los. Um nicht nur zu wandern soll heute auch mal etwas für die Bildung getan werden und wir besuchen das Weltkulturerbe New Lanark, in dem der Sozialreformer Robert Owen u.a. Anfang des 19. Jahrhunderts den ersten Kindergarten Großbritanniens einrichtete. Das ganze Areal ist großartig restauriert, es gibt neben den eigentlichen Museumsräumen auch einen Kinderspielplatz und einen Naturlehrpfad entlang des Clyde. Spielverderber mal wieder: das Wetter. Aber es gibt ja auch eine Kantine und wir lassen uns etwas typisch Schottisches schmecken: Pizza Hawaii. Also ich natürlich nicht, ich hatte Pizza Meat Feast. Anschließend halbieren wir noch die Entfernung nach Glasgow (1h->30min) und stellen uns auf den Parkplatz des Barons Haugh Nature Reserve. Den angekündigten kingfisher (Eisvogel) können wir auf unserem abendlichen Spaziergang leider nicht erspähen aber immerhin einen jungen Rehbock und 7000 braune Nacktschnecken.