Auf den Spuren Bunjakus

Ich hatte während unseres Wohnungsaufenthaltes nicht nur einen Beitrag online gesetzt, sondern auch nicht unerhebliche Zeit auf die Auswahl eines Übernachtungsplätzchens mit Bademöglichkeit aufgewendet. Es sollte der Skutarisee sein, der auf montenegrinischer Seite Natur- und Artenschutzgebiet ist, auf albanischer gar nichts. Der Weg dahin war schon leicht abenteuerlich, nicht wegen des Grenzübertritts, sondern wegen der doch ganz anderen Interpretation des Miteinanders im Straßenverkehr der Albaner. Alles, was ich bisher in Italien erlebt habe, selbst in Neapel, ist da Pupmannskram dagegen. Der Platz am See war (wie erwartet) einigermaßen vermüllt, ziemlich flach und mit schönem Ausblick auf die umliegenden Berge. Durch den niedrigen Wasserstand des Sees war das Ufer komplett verschlammt und mit abgestorbenen Wasserpflanzen bedeckt, Baden fiel schon mal aus. Als es beim Öffnen der Autotür dann auch noch fröhlich summte hatte es sich für Susi sowieso erledigt. Leicht vergnatzt drückte ich ihr das Handy in die Hand um was anderes rauszusuchen. Sie lotste uns ans Meer zum Strand von Shëngjin. Es gab mehrere Möglichkeiten zum Parken, teilweise direkt am dunklen Sandstrand, an dem auch schon Fischer zugange waren. Laut Reiseführer ist der Bereich im Sommer eine Touristenhochburg, was wir uns gar nicht recht vorstellen konnten, da einerseits unheimlich viel gebaut wird, es aber gleichzeitig auch total verwahrloste, verlassene Ecken und Gebäude gibt. Wir fuhren also nach kurzer Pause wieder weiter und entschieden uns dann für einen Schotterplatz in der Lagune von Patok. Ich hatte noch kurz die Möglichkeit zum Angeln bevor wir einen schönen (und wie immer kurzen) Sonnenuntergang bewundern durften. Gefangen habe ich nichts, dafür aber jede Menge Krabben gesehen, für deren Fang und eventuelle Zubereitung mir aber Kenntnisse und Werkzeuge fehlten.
Wie schon zuletzt, wenn die Platzsuche mal wieder länger dauerte, waren nicht nur wir, sondern auch das Kind deutlich gestresst. Einzige Möglichkeit um etwas Ruhe auf die Rückbank zu bekommen ist dann Singen der Mutter. Was dann aber weiter an meinen Nerven zerrt. Nicht, weil sie mal einen Ton nicht trifft, eher wegen des, sagen wir mal, überschaubaren Repertoires.
Am nächsten Tag ging es nach Tirana, das nur noch eine gute halbe Stunde entfernt war. Bis dahin war Albanien zwar keine Enttäuschung gewesen aber eben doch anders als wir es uns vorgestellt hatten. Einzelne Orte gibt es, gerade am Meer, faktisch nicht. Alles geht ineinander über, schon eine ruhige Stelle für eine kleine Pause zu finden ist schwer. Da man ja mit seinen Aufgaben wächst, schlängelte ich mich schon fast in Einheimischenmanier durchs Gewühl und wurde auch mehrfach angehupt. Das ist hier ein Zeichen der Anerkennung und hört man ständig.
Nach den recht chaotischen Außenbezirken (an großen Kreisverkehren regelt die Polizei den Verkehr) wurde es im Zentrum etwas entspannter und wir fanden eine Shoppingmall mit Tiefgarage. Von hier aus drehten wir eine größere Runde mit dem Kinderwagen und speisten auch sehr gut und sehr günstig im SpaghettiWestern .
Am Nachmittag ging es noch knapp 100 km nach Norden, wo wir in der Nähe der Stadt Kukës auf einer kleinen Bergkuppe übernachteten. Gegen Mitternacht machte ich fast das, was sonst nur Ida macht, als direkt neben unserem Auto ein Hund losbellte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert