Die abendliche Parkplatzsuche dauerte, wie inzwischen fast üblich, mal wieder länger. Die von mir bei park4night favorisierte Kategorie „Umgeben von Natur“ neigt gerade im bergigen Terrain dazu, eine zeitraubende Anfahrt zu haben und sich in höheren Lagen zu befinden. Was dann wiederum dazu führt, dass die Nachtschlaftemperaturüberwachungsbeauftragte namens Mutter mit ihrem Veto dazwischengrätscht. Diesmal lag allerdings der erste winzige Platz nur etwa 50 Meter von einem offenbar bewohnten Gebäude entfernt, der zweite war schlicht und ergreifend voll. Also fuhren wir wieder, abwechselnd im ersten und zweiten Gang, die Serpentinen hinab und stellten uns auf einem Parkplatz, der wohl zu einem Skigebiet gehört. Am Morgen entdeckten wir zudem in wenigen Metern Entfernung den Weiher von Rathvel. Der dürfte den Amphibienkundlern unter uns ja ein Begriff sein, da er laut der aufgestellten Schilder ein geradezu herausragendes Paradies für sich vermehrende Amphibien ist. Das konnten wir nicht nachprüfen, die angegebene Länge der Uferlinie von 220 Metern bei einem kleinen Morgenspaziergang schon.
Ebenfalls anhand von Schildern, Ortseingangsschildern nämlich, stellten wir fest, dass wir inzwischen offenbar im französischsprachigen Teil des Landes angekommen waren. Aus dem Generell über der 50, die über jeder dieser Tafeln angebracht ist, war ein Limite générale geworden. Allgemein scheint der Eidgenosse ja gern und oft und überall Hinweis- und fast noch lieber Verbotsschilder mit möglichst viel Text anzubringen. Was mir bei meiner ersten Reise in die Schweiz noch als die Paranoia eines sich möglicherweise zu oft in sauerstoffarmer Luft aufhaltenden Hüttenwirtes erschienen war ( selbst im Waschraum, der im Prinzip nur aus Waschbecken, Kaltwasserhähnen und irgendeiner Kühlbox bestand, gab es drei oder vier Zettel oder Schilder, was alles nicht erlaubt war. Das Umrücken der Tische im Gastraum übrigens auch nicht…) scheint bei genauerer Betrachtung ja eher eine nationale Attitüde zu sein.
Jedenfalls suchten wir gewohnheitsmäßig erstmal eine goldene Möwe zwecks Toilettengang und Internetverbindung. Durch Ignorieren des Kleingedruckten und ohne groß weiteres Zutun hatte ich die Obergrenze meiner Handyrechnung erreicht (10kB -> 7 Cent) und auch der Wechsel der Tarifoption schien nicht zu greifen. Mobildatentechnisch war Ebbe. Die Planung des kommenden Übernachtungortes musste also gleich mit erfolgen. Öffentliche Hotspots sind in der Schweiz nach meinem Empfinden eher rar, wenn man einen hat muss man sich fast immer mit der Mobilfunknummer registrieren. Nur mal zum Thema Digitale Servicewüste Deutschland. Wir fanden einen Parkplatz in der Nähe eines Badestrandes und notierten einige Übernachtungsmöglichkeiten.
Den Nachmittag verbrachten wir an einem Badestrand am Genfer See in der Nähe von Lausanne, meiner Meinung nach dem klarsten der allesamt sehr klaren Schweizer Seen. Der Weg dorthin führte malerisch durch Weinberge und direkt am See entlang. Wir durchquerten auch die Ortschaft Chardonne, die allerdings trotz Weinbergen in Hülle und Fülle nicht namentlich mit Chardonnay in Verbindung zu bringen ist.
Nach dem Baden wurde auf dem Parkplatz noch Brei gekocht und ins Kind eingefüllt. Dann wurde noch etwas Richtung Osten gefahren und schon der zweite Platz in der Nähe von Sion erregte unseren Wohlgefallen. Außer unserem auch den einer Gruppe Spanier, die sich den Abend mit Produkten vertrieb, die man gemeinhin mit Holland in Verbindung bringt. Es handelte sich aber weder um Tulpenzwiebeln noch um Holzschuhe….