Dass wir Estland, Lettland und Litauen zusammenfassen hat weniger was mit Geringschätzung zu tun als vielmehr mit der wenigen Zeit, die wir hier verbracht haben. Das Geld für die Fähre zu sparen (als wir geschaut haben, knapp 900€) war erst mal prima, es waren aber dafür aber auch über 1600 km zu fahren. Ich kannte, kreuzfahrtvorbelastet, zwar ein paar Hotspots, Susi aber nur Polen. Der Beschluss wurde also mit 2:0 Stimmen durchgewunken.
Unsere Fähre, auf der wir wie angedeutet, auch getaxfreeshopt hatten, erreichte Tallinn pünktlich um 22:00 Uhr, um 22:03 Uhr wussten wir am zweiten estnischen Kreisverkehr aber auch schon nicht mehr, wo lang… Das lag einesteils mal wieder am Navi, zum anderen daran, dass viele (Finnen?) das Schiff gar nicht erst verließen, um ungestört die ganze Nacht weiterzufeiern, wodurch nur geschätzte 10% der PKWs überhaupt von der Fähre runterfuhren. Tallinn wurde nur nachts per Auto „besichtigt“ um etwas Zeit zu gewinnen, Hingucker war auf jeden Fall die Tallinn Mall mit eingebautem Riesenrad. Den Platz für die Übernachtung hatten wir uns dank Free WiFi auf der Fähre schon im Vorfeld ausgeguckt, es handelte sich um einen Platz des RMK. Das ist, soweit ich das verstanden habe, der estnische Forstverband, der diese meistens sehr gut ausgestatteten (in unserem Fall Sitzgruppen, Feuerstellen, Pumpe, Trockentoilette) und auch meistens kostenlosen Plätze unterhält. Dementsprechend voll war es, aber für unser Pygmäen-WoMo war zum Glück noch genug Platz. Am Morgen waren wir die ersten, die weiterfuhren, was uns in Kombination mit „als letzte angekommen“ auch noch nicht passiert war.
Die nachts noch überschaubar gefüllte Straße war inzwischen proppenvoll, sie verbindet Riga und Tallinn auch auf fast kürzestem Weg. Mit der beschaulichen Fahrweise der Skandinavier war es ebenfalls vorbei, gegenseitige Rücksichtnahme ist vermutlich noch nicht übersetzt worden.
In Riga angekommen bezogen wir unser mäßig sauberes airbnb-Domizil und gingen anschließend einkaufen. Für einen Stadtrundgang fehlte uns die rechte Lust zudem lockte die Dachterrasse mit Grill und die dreckigen Schlüpfer wollten ja auch noch alle gewaschen werden.
Daher gab es am nächsten Tag noch mal ein Novum: zwei Hauptstädte an einem Tag. Gegen Mittag Riga, dessen Zentralmarkt Susi ziemlich gut gefiel und am Abend Vilnius, dessen e-Scooter-Fahrer uns bald in den Wahnsinn trieben. Aber das mit dem Fahrstil hatten wir ja schon. Zu Riga ist noch zu erwähnen, dass es die Navi-App des Handys schaffte, uns zweimal in den vermutlich größten Kreisverkehr der Stadt zu lotsen, an dem aber aufgrund von Bauarbeiten nur ein Viertel der Spuren zur Verfügung standen. Die Erfurter Partnerstadt Vilnius wusste ansonsten auch zu gefallen, lediglich, dass das Kind etwa 90 Sekunden nach Bezahlen am Parkautomat seine Windel vollsch… erzeugte hintenraus etwas Zeitdruck. Der Stellplatz für die Nacht war dann nochmal etwa 60 km weiter Richtung Polen (Susi hatte den ersten Parkplatz wegen zu starker Dunkelheit im Wald abgelehnt) und bot als Unterhaltungsprogramm feiernde Menschen am Lagerfeuer. Machte uns aber nichts aus, wir sind schließlich Angeln zu Pfingsten am Reihersee bei Mittelhausen gewöhnt.