Goldbärchen

Was ich schon länger befürchtet hatte wurde heute leider wahr: der letzte Tag der Reise brach an.

Da wir gestern quasi alle Sehenswürdigkeiten in San Francisco gesehen hatten (O-Ton Susi) wussten wir heute gar nicht so recht, wie wir die Zeit bis zum gebuchten Football-Spiel rumkriegen sollten. Also schliefen wir erst mal bis 11:30 aus.

Da unser Hotel zwar in der Lombard Street liegt, aber wir den berühmten und kurvenreichen Teil der Strasse noch nicht besichtigt hatten, beschlossen wir, die knapp anderthalb Meilen dorthin zu Fuß zurückzulegen. Angekommen wurde fleißig posiert und fotografiert.

Auf dem Rückweg (andere Straßenseite, man will ja auch mal neue Perspektiven haben) kehrten wir in Mel´s Drive In, einem Diner im 50er Jahre Stil ein. Das Essen war gut, aber nicht wirklich preiswert, etwas abtörnend war, dass an noch mindestens zwei anderen Tischen Deutsche saßen.

Auf den übrigen paar Metern zum Hotel erlebten wir das erste coole Highlight des Tages: auf einer Kreuzung hatte es einen Unfall gegeben, eines der Autos war vor eine Ampel geknallt und hatte dabei einen Hydranten abrasiert, die dadurch entstandene Fontäne war recht erstaunlich. (Ich dachte immer sowas gibts nur in Autorennspielen…) Die Feuerwehr war mit dem Stoppen der Blutung, Verzeihung, Sprudelung etwas überfordert. Erst ein Typ von den Stadtwerken (?) hatte das richtige Werkzeug und konnte die filmreife Szene entschärfen.

Wieder im Hotel wurden Vorbereitungen für die Abreise getroffen, danach machten wir uns mit einem kleinen Umweg an den „Painted Ladies“ vorbei nach Berkeley. Mein Plan hatte gedacht, Hinfahren, Parken und noch etwas die Gegend erkunden. San Francisco hatte gedacht: Och, mach ich doch erstmal Stau…

Mit etwa 50 Minuten Verspätung trafen wir auf der anderen Seite der Bucht ein und durften uns nun mit dem Problem der Parkplatzfindung auseinandersetzen. Das Netz hatte gesagt, fahrt bloß nicht mit dem Auto, da gibts kaum Parkplätze. Und wenn, dann teuer. Wie so oft hatte das Netz ein bisschen geschwindelt. Am ersten Parkhaus fuhren wir zwar weiter, da die angegebene Maximalhöhe von 6 6″ uns nicht vertrauenerweckend genug war, ergatterten aber ein kleines Stückchen weiter einen ebenerdigen Parkplatz für 20$. Damit waren wir deutlich unter dem Schnitt aller anderen gesehenen Parkmöglichkeiten.

Der Weg vom Auto zum Stadion und retour war irgendwie der eigentliche Star des Abends. In unmittelbarer Umgebung des Stadions befinden sich fast nur Häuser von Studentenverbindungen, von denen es offenbar Hunderte zu geben scheint. Der Rest sind Kneipen, Bars, Restaurants. Alle sind unterwegs, man versteht aufgrund des Geräuschpegels kaum sein eigenes Wort. Man möchte nochmal jung sein, und die Eltern haben, die einem hier ein Studium ermöglichen…

Das Stadion selber erinnert stark an das alte Leipziger Zentralstadion, ist aber etwas kleiner. Irgendein Vollidiot hielt es wohl für eine prima Idee, sämtliche Sitzgelegenheiten aus goldfarben eloxiertem Aluminium zu machen. Stichwort: Wärme(und Kälte-)leitfähigkeit.

Mit einem 24-Unzen-Becher Diet Dr. Pepper (6$) und Popcorn (5$) hatten wir unsere Plätze recht schnell gefunden. Einen Flyover gab es leider nicht, dafür eine Gedenkminute (drei Sekunden) für die Opfer der (hier!) allgegenwärtigen Waldbrände. Und dann gings auch schon los.

Zum Spiel nur soviel: Die Heimmannschaft hatte die die letzten drei Spiele verloren, die Gastmannschaft die letzten sechs gewonnen, war außerdem gerankt (also theoretisch irgendwie besser…) Die Spielanlage der Gäste (übrigens in schickes rot und weiß gewandet) sah auch besser aus. Nichtsdestotrotz gewann das Heimteam deutlich mit 37:3, hatte aber auch (nach meiner bescheidenen Meinung) die Schiedsrichter bei kritischen Entscheidungen eher auf seiner Seite. Da es immer kühler wurde machten wir uns zu Beginn des letzten Viertels, und nachdem die Golden Bears mit diesem geilen Touchdown mit 26:3 in Führung gegangen waren auf den Heimweg.

Dabei kam das Navi nur um ein Haar drumrum, aus dem Fenster geschmissen zu werden. Erst als parallel ein Konkurrenzprodukt in Betrieb genommen wurde, bequemte es sich dazu, uns den Weg zu weisen.

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