Unsere ersten Kilometer mit dem eigenen Auto auf georgischem Boden beginnen auf echt üblen Straßen und gleich mal mit einem Stau. Es hat einen Unfall gegeben, aber nach kurzer Zeit drängeln sich von beiden Seiten PKW durch und auch wir reihen uns ein.
Das Wetter bleibt, wie in den letzten Tagen, ziemlich regnerisch. Daher versuchen wir eher kleinere Programmpunkte in die Route einzubauen. Unser im Vorjahr als aktuell erworbener Reiseführer aus dem Trescher-Verlag empfiehlt, in Dashbashi von der Kapelle in die Schlucht abzusteigen und dort bis zum Wasserfall zu wandern. Wir finden zwar zur Kapelle, allerdings ist die Schlucht inzwischen komplett eingezäunt und es gibt eine Hängebrücke, eine Zipline und direkt gegenüber ein Ferienressort. Zumindest können wir im WLAN des Ressorts unsere eSIM aktivieren.
Die Fahrt geht weiter nach Bolnisi (deutsch: Katharinenfeld ), das wohl Mitte des 19. Jahrhunderts von schwäbischen Auswanderern gegründet wurde. Es gibt tatsächlich eine georgisch-deutsche Ausschilderung, einige Häuser vom Beginn des 20. Jahrhunderts sind noch recht gut erhalten (gibt’s in Gröbern aber auch…).
Mit ziemlich viel Luft im Tank fahren wir am nächsten Tag zum Höhlenkloster David Gareja, ein Ort den wir aus Zeitgründen im Vorjahr nicht geschafft hatten. Eine Sackgasse führt uns fast 50km Richtung aserbaidschanische Grenze. Unterwegs scheitert der Versuch der Bargeldbeschaffung kläglich. Da, wo Google Maps einen Geldautomat vermutet, ist nur eine Art Handyshop. Oder vielleicht auch ein Büro der Wasserwirtschaft… Letztlich sind diese Sorgen aber unbegründet, da man keinen Eintritt verlangt. Leider ist aber (inzwischen?!) nur noch das Kloster Lawra zu besichtigen, den Weg zu den weiter oben liegenden Höhlen und Kapellen verwehren zwischen den Büschen sitzende georgische Grenzpolizisten. Und dabei hatte der Reiseführer eigentlich eher vor aserbaidschanischen Ordnungshütern bei unsachgemäßer Nutzung des Grenzgeländers(!!) auf dem Bergrücken gewarnt.
Dermaßen wandermäßig unterfordert führt uns der Rückweg zunächst an eine Tankstelle (69L für 65€ bei 70-L-Tank) und dann ins Kloster Bodbe. Hier sollen die Gebeine von Nino, der Schutzheiligen Georgiens, liegen. Leider ist auch hier ein Teil der Anlage wegen Bauarbeiten gesperrt. Das Kloster Bodbe gehört zur Stadt Signagi, die einige hundert Meter weiter oben auf dem Berg liegt. Oder wenige Kilometer bergab und wieder bergauf, wenn man, wie wir, falsch abbiegt. Im Reiseführer als Ort mit mediterranem Flair angepriesen, entpuppt es sich als nettes, aber seeeehr touristisches Örtchen mit zugegebenermaßen grandioser Aussicht auf den Großen Kaukasus. Susis Zuneigung zu Georgien erhält eine weitere kleine Delle, als sich der einzahnige Drachen hinter dem Schiebefensterchen einer öffentlichen Toilette partout nicht darauf einlassen will, dass nur eine Person zahlt, da ja nur das Kind zu Toilette muss. Two Lari!! Ida stört es nicht, dass sie fünf Meter weiter abgehalten wird.
Den Osten Georgiens, in dem wir uns befinden, haben wir ja im letzten Jahr gar nicht gesehen, daher soll auch noch eine Wanderung in einem der beiden größeren Nationalparks absolviert werden. Wir entscheiden uns für den Lagodekhi-Nationalpark und das Wetter sich gegen uns. Nicht nur wegen unserer beschränkten Trocknungsmöglichkeiten ist an Wandern im strömenden Regen nicht zu denken. Da erhöhter Wäschewaschbedarf besteht und wir nur in der Hauptstadt entsprechende Etablissements finden führt unsere Route zurück nach Tbilisi. Über den Umweg Telavi, dem unser Reiseführer zumindest drei Sehenswürdigkeiten zugesteht. Sowohl die Cholokashvili-Street mit den Häusern mit den Holzbalkonen als auch der Basar sind recht zügig gefunden. Im wieder stärker werdenden Regen muss sich die fast 900-jährige Platane aber mit einem Drive-by zufriedengeben.
In Tbilisi ergattern wir einen der letzten Plätze auf DEM park4night-Hotspot direkt an der Sameba-Kathedrale. Dann begehen wir mehrere Fehler: wir gehen erst essen, wir bestellen viel zu viel, ich bestelle ein zweites Bier. Danach suchen wir den Waschsalon auf, aufgrund der geringen Auslastung werde ich zum Auto zurückbeordert, um auch noch die Bettwäsche zu holen. Anderthalb Kilometer und auch noch den Berg hoch sind mit vollem Bauch nicht ganz so schön, zumal mir die Strecke auch noch ein weiteres Mal bevorsteht. Am Auto sind dann alle (bis vielleicht auf das Kind) völlig im Eimer. Die Nacht in der frisch gewaschenen Bettwäsche entschädigt aber durchaus.
Auf unserer Einkaufsliste gibt es ein paar Langzeitpatienten, einen davon, ein Ladekabel für Susis Smartwatch können wir am nächsten Tag in einer Shopping Mall eliminieren. Zudem gibt’s für Susi zehn Minuten Massagesessel, während Vater und Kind durch die angeschlossene Kinderspielhölle schleichen, ohne eine geeignete Attraktion zu finden.
Auf unserem Weg entlang der georgischen Heerstraße nach Norden geben wir unsere vermeintlich letzten Laris für Kaffee und Autowäsche aus. Hätten wir uns beides sparen können, da der Kaffee eher wässrig schmeckt und das Auto nach wenigen Kilometern wieder genauso dreckig ist wie vorher. Wir übernachten kurz vor Gudauri, dem wohl bekanntesten Wintersportort Georgiens, in dem wir am nächsten Tag einen kurzen Stopp einlegen. Der Preis für den Tagesskipass in der Nebensaison beträgt etwa 17€. Da das Wetter schon den zweiten Tag fast gänzlich ohne Regen auskommt ziehen wir noch mal die Wanderschuhe an. Der Reiseführer empfiehlt das Truso-Tal und zumindest der Startpunkt ist auch leicht zu finden. Der Weg dann auch, allerdings sind noch viele Stellen durch Erdrutsche oder Schneeverwehungen blockiert. Hier kommen die kürzesten Beine im Team an ihre Grenzen und nach einem außerplanmäßigen Strumpfwechsel entscheiden wir, umzukehren. Es war trotzdem sehr schön, und vielleicht wagen wir ja auf dem Rückweg einen zweiten Versuch. Mit der aufgesparten Energie wandern wir noch (das letzte Stück) zur Gergeti Trinty Church hinauf. Proportional zur Anzahl der Sonnenstrahlen (verglichen mit unserem letztjährigen Besuch) ist aber auch die Anzahl der Besucher gestiegen. Wir übernachten am selbem Platz wie im Vorjahr und erreichen am nächsten Tag um 10:00 Uhr die georgisch-russische Grenze. (Zeit mal merken…)