Chiatura ist ein ehemaliges Bergarbeiterstädtchen, in dem vor der Wende Mangan abgebaut wurde. Es liegt in einem engen Tal und der ÖPNV bestand früher zum größten Teil aus Seilbahnen. Ein paar wenige sind noch in Betrieb, das Streckennetz und die Fahrzeuge wurden aber vor einigen Jahren modernisiert. Wir wissen also bereits, dass wir nicht mehr mit den alten „Metallsärgen“ fahren können, wir wissen aber noch nicht, dass wir heute gar nicht fahren werden. Es ist keine einzige fahrende Gondel zu sehen und an der zentralen Talstation auch keine potentiellen Fahrgäste. Allerdings hängen an mehreren Stellen Zettel. Zwar wieder nur auf Georgisch, aber die yandex-App verrät uns recht schnell, dass heute kein Seilbahnbetrieb stattfindet. Wegen Stromausfall. Die Idee, einen Tag zu vergammeln, und am nächsten Tag zu fahren wird ziemlich schnell verworfen.
Wir machen uns stattdessen daran, verschiedene Fotospots, die man gut über das Internet recherchieren kann, abzuklappern. Nach einem vergammelten Eisenbahnwaggon und einer verlassenen Seilbahnstation, in deren Nähe sich auch ein Spielplatz und ein kleiner Tabletka-Friedhof befinden, fahren wir zum Chiatura Cross. Das steht oben am Rande des Tales und ist nur über eine Schotterpiste, vorbei an Wohnblocks, von denen teilweise nur noch das Gerippe übrig ist, zu erreichen. Das Gelände um den Aussichtspunkt ist eingezäunt, das Tor verschlossen. Mit einem kleinen Schritt für einen Menschen kommen wir aber trotzdem in den Genuss der Aussicht. Es geht auf demselben Weg zurück und wieder im Tal zum Temur Maghradze Stadion. Welches, wer wüsste das nicht, die Heimspielstätte des FC Magaroeli (deutsch: Bergmann), des Georgischen Sowjetischen Meisters von 1975 ist. Inzwischen ist man aber nur noch fünftklassig. Diesem Verfall haben sich die Stadiontribünen ebenfalls angeschlossen. Nach allem, was wir auf unserer Reise bislang erlebt haben gehen wir aber fest davon aus, dass das gesamte Stadion noch genutzt wird. Der Platz wird es in jedem Fall: während wir auf der Tribüne Fotos machen trainieren Kinder auf dem Rasen.
Für Ida ist es eher langweilig und sie genießt es viel mehr, zurück im Auto, ihre Hörspiele zu hören. Wir wollen noch in die Nähe unseres Abflugortes Kutaisi gelangen und nehmen dann am frühen Abend noch das zum Weltkulturerbe der Unesco zählende Kloster Gelati mit. Trotz der frühen Abendstunde steht noch ein Typ mit Warnweste rum, der 3 Lari Parkgebühren kassiert. Die Besichtigung selber kostet natürlich nichts, wird aber durch die derzeit stattfindenden Baumaßnahmen stark eingeschränkt. Selbst im Inneren der Kathedrale muss man sich durch einen Wust von Gerüstteilen schlängeln.
Wir suchen uns dann noch einen Übernachtungsplatz mit einer ziemlich ambitionierten (sprich: beschissenen) Anfahrt, in dessen Nähe es aber eine Badestelle geben soll. Was zumindest für Susi Grund genug ist, sich eine halbe Stunde lang eine ziemlich steile und schmale Schotterpiste hinaufzuquälen. Es ist sehr ruhig, erst als ich meinen Adoniskörper zu Wasser lasse kommen zuerst ein paar Fußgänger und wenige Augenblicke später ein Mitsubishi Delica (DIE Allrad-Waffe schlechthin, was den Personentransport in Georgischen Gebirgen betrifft) vorbei. Zum Abendessen gibt es Khinkali, die 14 Stück, die wir im Supermarkt gekauft haben, haben etwa 1 € gekostet und machen uns alle pappesatt.