Zum Übernachten sind wir auf die alte Landebahn des Flughafens Kutaisi gefahren, die weder abgesperrt noch mit irgendwelchen Schildern versehen ist. Da die Damen morgens nicht aus dem Bett kommen ziehe ich die Laufschuhe an und drehe ein paar Ründchen. Dabei werde ich zuerst von einem Pickup extrem langsam überholt, später aber noch angehalten und von einem Zivilisten mit etwa sechs Zähnen gestenreich darauf hingewiesen, dass ich, wenn ich da weiterlaufe erschossen, wenn nicht gar verhaftet werde.
Da sich schon andeutet, dass der Zeitplan mal wieder eng gestrickt ist, verzichten wir darauf, bis nach Batumi zu fahren, aber nicht darauf, wenigstens mal kurz ins Schwarze Meer zu hüpfen. Wir fahren zum Strand von Shekvetili, der aus schwarzem, magnetischen Sand besteht. Nach dem Baden wird noch selber gekocht und im Auto ein ausgiebiger Mittagsschlaf gehalten.
Es geht dann wieder nach Norden, zur Hafenstadt Poti. (Ob größter oder zweitgrößter Hafen des Landes- darüber streiten sich die Quellen). Hauptverschiffungsgut scheinen demolierte Autos zu sein. Wir wundern uns zwar die ganze Zeit, warum beim hier üblichen Fahrstil offenbar nur wenig passiert, werden aber noch am gleichen Tag eines Besseren belehrt, als wir einen SUV sehen, der offenbar gerade aus einem kleinen schlammigen Flüsschen geborgen wurde, in dem er kopfüber gelandet war. Im Stadtzentrum wird erst ein kleiner Spielplatz besucht (Spielgeräte vollkommen identisch mit denen vom Vortag), anschließend geht es zum Leuchtturm, der für lau bestiegen werden kann. Die Sicht ist leider nicht so besonders, da das Wetter schlechter wird und vor allem windiger. Wir befürchten ein Gewitter, weswegen mal wieder ein Übernachtungsplatz (auf einer Wiese) abgewählt wird.
Der morgendliche Elan bleibt weiter unterirdisch und ich darf heute Berganläufe trainieren. Werde aber diesmal nur von einem Pferd mit zusammengebundenen Vorderbeinen, das vermutlich schneller als ich ist, argwöhnisch beäugt.
Wir fahren nach Zugdidi, steigen am Dadiani Palast aus, verzichten darauf, 5 Lari für den Botanischen Garten auszugeben und laufen stattdessen Richtung Innenstadt. Wie allerorten wird für den anstehenden Unabhängigkeitstag geputzt, beflaggt, abgesperrt und aufgebaut. Nach einem Eis und einer verkehrtherum gelesenen Karte, die uns zu einer kleinen Extrarunde verhilft kehren wir erstmals in einem Restaurant ein. Im Diaroni lassen wir uns Gebzhalia, Elarji, Kharcho, Shqmeruli und gekochten Reis schmecken. Anschließend fahren wir zum Tabletka-Friedhof. So wurden die Krankenwagen UAZ 452 zu Sowjetzeiten genannt. Mehr als ein Dutzend gammelt am Rande eines Krankenhausparkplatzes vor sich hin und wartet darauf fotografiert zu werden.
Da ich bei meiner Grobplanung leider den Unabhängigkeitstag fälschlicherweise auf Samstag verortet habe herrscht Zeitnot und wir fahren noch (fast) die 130 Kilometer bis nach Mestia. Die angepeilten dreieinhalb Stunden schaffen wir nicht ganz, was nicht nur an der Straßenbeschaffenheit sondern auch an einem klitzekleinen Festfahren auf einer Wiese bei der Standplatzsuche liegt. Mit etwas zweckentfremdeten, aber eh nassen, Feuerholz kann glücklicherweise Abhilfe geschaffen werden. Die Aussicht ist den Ärger aber allemal wert.