Vamos a la playa

Wir werden am nächsten Morgen vom Trommeln der Regentropfen aufs Dach geweckt und verwerfen nach dem Studium diverser Wetter-Apps die Pläne für eine Wanderung. Stattdessen geht es anfangs aussichtsreich von oben zum Hafen von La Spezia und später trist und bei teilweise Starkregen zum erklärten Primärziel des Urlaubs, der Toskana. Um genau zu sein erstmal nach Livorno. Und um ganz genau zu sein eigentlich erstmal nur ins Einkaufszentrum Parco Levante. Hier entdeckt Ida neben ihrer bereits bekannten Vorliebe zu Spielplätzen auch die Freuden von (kostenverursachenden) Kinderfahrgeschäften. Dazu gibt es nach Ablauf des einen Euros kostenlos Geschrei und Bodenwerfen. Günstiger wird es anschließend bei Decathlon (Temperaturmessung beim Betreten!), wo sie verschiedene Laufräder ausgiebig testet und auch mit dem Einkaufskorb durch den halben Laden rennt, während Mama und Papa vergeblich hoffen, dass das Kind doch irgendwann mal anfängt, nach ihnen zu suchen…
Zum Schluss geht es noch zum Lebensmittelkauf. Der Erwähnung wert ist lediglich noch, dass beim abendlichen Verzehr der von der Mama ausgesuchten Surimisticks ( die mit einer McDonaldssauce gereicht werden, die vermutlich noch im Streifenwagen den Weg in die Kühlbox gefunden hatte) das Kind einen strengen Blick der Mama mit „Ich hampel nich!“ beantwortet. Worauf es ungelogen keine drei Sekunden dauert, bis es im Rahmen einer unverständlichen Körperbewegung mit dem Fuß die süß-saure Sauce durchs halbe Auto und gleichmäßig über Boden, Sitze, Rucksack und Mama verteilt.

In unseren gemeinsamen Urlauben kehren wir ja oft an Orte zurück, die einer von uns irgendwann schon mal besucht hat. Ida mal ausgeschlossen, auch wenn sie behauptet, im Juni mit Andi und Andrea schon in Italien gewesen zu sein… Am nächsten Tag ist es der weiße Strand von Vada, an dem ich erstmals 2002 meinen Adoniskörper der italienischen Sonne darbot. Statt das Auto halbwild an der Straße abzustellen kann man inzwischen einen Parkplatz nutzen, an dem es auch einen Kiosk gibt. Nur der Weg zum Strand ist immer noch so weit und die fliegenden Händler sind auch noch da. Nur verkaufen sie inzwischen statt Tamagochis (?) Bluetoothlautsprecher. Es ist wie oft etwas windig und ich bin froh, mich beim Aufbau der Strandmuschel nicht völlig zum Ei zu machen, aus Sicherheitsgründen wird aber angeordnet, dass die Muschel ständig mit mindestens einer Person zu besetzen ist. Ida ist das Meer suspekt, sie spielt lieber mit Sand und Steinen. Ein von uns nicht bedachtes Problem gilt es anschließend zu lösen, das Fehlen von Duschen. Mit elektronischer Fernunterstützung der Mitreisenden von 2002 und etwas eigener Sucherei finden wir in Cecina di Mare noch eine kostenlose Brause. Nur die Essenszeiten der Italiener haben sich in den letzten 20 Jahren nicht geändert und so ist gegen 17:30 Uhr noch nirgendwo was Warmes zu bekommen. Weswegen es Tagliatelle al Ragù vom Gaskocher gibt.

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