Die zweite Einreise nach Usbekistan verläuft etwas schneller als die erste, allerdings sind diesmal 39.000 statt 17.000 Som zu zahlen. Und die Kontrolle des Autos erfolgt diesmal durch noch mehr Beamte. Der Grund scheint zu sein, dass über den Grenzübergang offenbar kaum Autos fahren, und man wohl froh über etwas Abwechslung ist. Meine interne Liste von Stellen, an denen noch kein Grenzer geschaut hat wird um ein paar Positionen kürzer. Großes Interesse erregt Idas TipToi Stift. Da ich die Funktion selbstverständlich demonstrieren muss, kann ich mir anschließend das Lachen kaum verkneifen, als zwei Beamte im Buch rumtippen und ganz gespannt ihre Ohren an den Stift halten.
Da das Wetter inzwischen zumindest für unsere Verhältnisse sehr sommerlich ist, schieben wir die Stadtbesichtigungen von Buchara und Samarkand jeweils auf den späten Nachmittag. Früh wird ja eh meistens getrödelt, zwischendurch fahren wir oder gehen höchstens mal einkaufen. Am Kindertag besucht Ida in Samarkand wieder ein Indoor-Spieleparadies, während wir auf dem Foodcourt (ein Pizzaladen und ein Kaffeestand) entspannen. Nach dem Besuch des Registan inklusive abendlicher Lichtershow bleiben wir auf dem Parkplatz in der Nähe gleich stehen. Es dauert ewig, die heiße Luft etwas aus dem Auto zu bekommen, und obwohl es eigentlich recht ruhig ist nervt uns die ganze Nacht das Scheppern einer Klimaanlage an einem Gebäude in der Nähe. Auch wenn Besichtigungstouren bei Ida kaum Begeisterung auslösen möchte ich mir in Samarkand und Umgebung gern noch ein, zwei Sachen anschauen. Daher fahren wir am (späten) Morgen noch zur wunderschönen Nekropole Shoizinda und dann weiter zur Geburtsstadt Timurs, Shahrisabz. Dazu müssen wir über einen knapp 1700m hohen Pass, die Straße ist nur für PKW zugelassen. Hatte unser Reiseführer auch so gesagt. Verschwiegen hatte er, dass die Straße entlang eines kleinen Flüsschens komplett mit kleinen Restaurants zugepflastert ist, welche von Einheimischen offenbar gerade am Wochenende exzessiv genutzt werden. Bei deutlich über 30 Grad drehen wir nur eine kurze Runde durch die sehr gepflegte Anlage mit Timur-Statue und den imposanten Resten des Palasttores, telefonieren dann lieber an einem schattigen Plätzchen mal mit der Heimat. Wir übernachten gegen kleine Gebühr mit spektakulärer Aussicht am Pass, bekommen echt leckeren Kefir geschenkt, den leider niemand verträgt und machen noch die Bekanntschaft eines Herrenquintetts aus Samarkand, das sich bei uns erst Becher borgt und mich dann zu Wodka mit Tomätchen und Gürkchen einlädt. Dabei wird, wie stets, die Reiseroute erörtert. Meinen Plan, sich in Taschkent erstmal einen neuen Reifen zu besorgen, und dann Richtung Kirgistan weiterzureisen hält man für eher doof. Der würde locker noch ein Jahr halten! Stattdessen sollten wir doch hier gleich nach Tadschikistan abbiegen. Meine Grimassen bezüglich einer weiteren Einreise nach Usbekistan sorgen aber immerhin für betretenes, zustimmendes Nicken. Dann sind die Herren ganz schnell wieder verschwunden und ich erbe eine halbe Flasche Wodka und eine kleine Tüte Gemüse.
Leider steht am nächsten Tag wieder das leidige Thema Dieselbeschaffung an, und da ich im usbekischen Diesel einen Grund für die leuchtende Motorkontrollleuchte sehe ist mir nicht so recht wohl. Am Vortag hatten wir schon zwei Tankstellen angefahren, an einer lag der Tankwart schlafend auf der Couch, an der anderen war niemand zu sehen, auch nicht nach mehrfachem Hupen. Es braucht drei Anläufe, um eine Tankstelle zu finden, die Diesel nicht nur an der Tafel stehen, sondern auch vorrätig hat. Mit meinen rudimentären Kenntnissen der Stochastik überlege ich mir, an verschiedenen Tankstellen immer nur ein bisschen zu tanken, um vielleicht nicht nur Dreckssprit zu bekommen. So kommt es kurze Zeit später zu einem weiterem Tankstopp, da eine Station doch tatsächlich mit Euro5-Diesel wirbt. Das reicht dann zumindest, um die Hauptstadt Taschkent zu erreichen, wo wir als erstes unsere Autoversicherung verlängern müssen. Dies geschieht nicht in einem Büdchen sondern einem Büro, der Versicherungsschein sieht fast genauso aus, der Preis beträgt aber nur ein Fünfundzwanzigstel. Vor dem Gebäude quatschen wir noch kurz mit einem Rudel Motorraddänen, die sind zumindest noch eingestaubter als wir. Um unseren Staub ein wenig abzuwaschen besteht die Mama darauf, den nahegelegenen Akva Park zu besuchen, zu unserer großen Freude scheint Ida ihre Wasserscheu langsam abzulegen. Wir übernachten eher zweckmäßig, fahren zu Mercedes, um unser Reifenproblem zu lösen. Mercedes selber kann uns gar nicht helfen, allerdings nutzt man offenbar sein Netzwerk. Wir landen letztlich bei einem Reifenhändler und lassen uns die Hinterachse neu beziehen. Man geht eher rustikal vor (da ich das befürchtet hatte, war ich eigentlich zu MB gefahren) aber am Ende ist trotz nicht vorhandenem Drehmomentschlüssel alles wie gewünscht. Lediglich den Luftdruck korrigiere ich später selbst. Da die Stadt auch nachts warm und stickig ist entscheiden wir uns für ein Hostel, zu Fuß erreichen wir noch ein Restaurant und später, wie am Vorabend die Metro. Diese ist günstig und interessant ( da alle Stationen unterschiedlich gestaltet sind), warum allerdings Tickets immer nur ab der Station verwendet werden dürfen, an der sie gekauft wurden, ist uns völlig unklar.
Wir fahren zum Charvak-Stausee, sieht auf der Karte gut aus, wird vom Reiseführer empfohlen. Ist aber leider für uns nicht zu gebrauchen, da man kaum unentgeltlich ans Ufer kommt. Nach ewigem Rumgesuche schaffen wir es dann doch, an Baden ist aber unter anderem aufgrund vieler Glasscherben nicht zu denken. Wir übernachten irgendwo auf dem Rückweg nach Taschkent, wo wir nochmal mit Eurodiesel volltanken, bevor wir Richtung Ferganabecken abbiegen. Auch das Fahrzeug wird nochmal gesäubert, dabei kommt es zu einem weiteren Verlust: Ich stehe auf einem Hinterrad, klammere mich an der Markise fest und versuche mit dem Hochdruckreiniger das Dach zu säubern. Da mir körperlich schwere Betätigungen eher fremd sind, bleibt die Waschlanze natürlich nicht da, wo sie soll sondern schlägt nach oben aus. Genau auf meinen Kopf, was nur halb so schlimm wäre, hätte ich nicht die Brille noch auf der Stirn. Selbige zerbirst und natürlich gibt es auch eine kleine blutende Wunde. Frau und Kind sind selbstverständlich nicht in der Nähe, da sie sich irgendwo im Schatten abducken. Zumindest Susi trägt dann aber auch noch zur Fahrzeuginnenreinigung bei, als sie auf der Weiterfahrt äußerst dynamisch eine Flasche Sprudel öffnet. In Margilon besichtigen wir gemeinsam mit zwei Polen und zwei Russen eine Seidenmanufaktur, in Rishton wollen wir eigentlich den Keramikmeistern im Internationalen Keramikcenter bei der Arbeit über die Schulter schauen. Am frühen Abend scheint dort aber kaum noch was los zu sein, und wir entscheiden uns dafür, am nächsten Tag nochmal wiederzukommen. Gegen 10 Uhr morgens ist der Anblick aber unverändert. Die Türen der Läden sind zwar geöffnet, zu sehen oder zu hören ist aber kaum jemand. Wir schlendern also lieber nochmal über den Markt und kaufen dann sogar noch unsere ersten Souvenirs der Reise, bevor wir zur tadschikischen Grenze fahren.