… keeps the Zeitdruck away. Oder auch gerade nicht…
Wir fahren wie geplant am 9.April los, allerdings nicht, wie ich es mir insgeheim erhoffe, am Vormittag sondern um 14:48 Uhr. Aus dem geplanten Frühstück bei Daniel`s in Bitterfeld (es gilt, einen Gutschein einzulösen) wird so eher ein Vesper, bei dem wir das Abendessen gleich noch miterwerben. Nächstes Ziel ist die Filiale des Campingausrüsters Fritz Berger in Wiedemar, da ein Test am Vorabend der Abfahrt ergeben hat, dass unsere mobile Dusche im Betrieb bräunliche Schwaden absondert. (Eine genauere Inspektion ergab, dass der Motor der Pumpe völlig unzureichend gegen Wassereintritt abgesichert ist und fröhlich vor sich hin korrodiert.) Dann geht es aber quasi richtig los und wir fahren auf der deutschen und der polnischen A4 bis in die Nähe von Opole, wo wir auf einem Wanderparkplatz übernachten. Am Abend schlage ich Susi noch vor, am nächsten Tag nach Auschwitz zu fahren und zumindest Birkenau anzuschauen. Da ich 2015 dienstlich mehrere Wochen in Schlesien war und es damals schon besucht hatte, halte ich es für unnötig nochmal genauer zu recherchieren. Außerdem bucht uns Susi für den nächsten Abend noch eine Unterkunft in Sumiac. Bei Milan, dem lustigsten, verrücktesten und besten Gastgeber der Slowakei.
Am nächsten Tag gibt es in Auschwitz -Birkenau erstmal einen kostenpflichtigen Parkplatz, der zuletzt noch nicht da war. Zudem sollen wir für den Besuch Birkenaus ein Ticket beim Auschwitz Museum (dem ursprünglichen Lager im Ort) kaufen. Dank Shuttlebus kommen wir dort auch gut, schnell und günstig hin, erfahren allerdings zu unserem großen Unverständnis, dass Individualbesucher Birkenau erst wieder ab 16:00 Uhr besuchen können. Da ist es etwa halb eins. Also geht es mit dem Shuttlebus zurück und wir laufen außerhalb des Zaunes entlang, um einen Eindruck der schieren Größe des Lagers zu bekommen. Sehr vereinfacht versuchen wir Ida zu erklären, was hier geschehen ist, und warum man immer daran denken soll, als uns auf dem Rückweg zum Parkplatz ein dynamischer, jugendlicher Autofahrer aus allen Erklärungsnöten befreit: in einer S-Kurve kommt er uns mit quietschenden Reifen entgegen. Und während wir uns noch kopfschüttelnd anschauen hören wir, wie es hinter uns scheppert. Der Kollege hat seinen Passat sauber im Straßengraben abgelegt, rennt glücklicherweise aber schon nach wenigen Sekunden mit dem Handy in der Hand ums Auto rum. Idas Nummer-1-Thema für die nächsten Tage ist gefunden. Alles hat einen Zweck…
Nach einer Fahrt durch die hohe Tatra treffen wir uns in Sumiac mit unserem Vermieter Milan bei Restaurantbetreiber und e-Bike-Vermieter Petr, den Milan seit einer Dreiviertelstunde davon abgehalten hat, “Pod Lipou“ (Unter der Linde) zu schließen. Es gibt ein großes Hallo mit dem ein oder anderen Pilsner Urquell, Susi ist schließlich zum dritten und ich sogar zum vierten Mal hier. Sowohl bei Milan als auch bei Petr. Ziemlich erstaunt erfahren wir, dass es im Ort inzwischen fünf e-Bike-Vermietungen mit insgesamt 200 Rädern gibt. Das sei laut Milan aber kein Wunder, da der 2000m hohe Kralova Hola, an dessen Fuße Sumiac liegt, der höchste Berg Mitteleuropas sei, auf den man mit dem Fahrrad fahren könnte. Zumindest den zweiten Teil der Aussage kann ich bestätigen…
Auch der Programmpunkt am nächsten Tag gehört zum Standardrepertoire: der Aufstieg durch die Schlucht Sucha Bela ins Slowakische Paradies. Ida zieht gut durch, sowohl Leitern als auch Stege stellen sie vor keine großen physischen und psychischen Probleme. Lediglich die Wegfindung im Bachbett stellt sich als zeitraubend heraus, sodass wir wohl einen neuen Langsamkeitsrekord aufstellen. Erst am späten Nachmittag sind wir wieder am Auto, mit dem wir aber noch über die ungarische Grenze fahren wollen (da ja sonst die Überschrift nicht funktionieren würde…). Abendessen inklusive Zahnpflege gibt es an einer slowakischen Autobahnraststätte, auf der wir auch penetrant von Roma angebettelt werden. Glücklicherweise folgen sie Susis Argumentation, und lehnen das angebotene Essen ab, obwohl der Aufhänger eigentlich das hungrige, mitgezerrte Kind war.
Nach der ungarischen Grenze sind wir zwar fast direkt am nächsten möglichen Reiseziel, verplempern aber noch locker anderthalb Stunden mit der Suche nach einem Stellplatz. Daher geht es am nächsten Morgen wieder zurück Richtung Grenze, wo wir im Zemplen Kalandpark Sommerrodelbahn und dann Sessellift fahren und am Nachmittag, völlig klar, wieder zu unserem Übernachtungsplatz, da sich etwa einen Kilometer weiter Megyer-hegyi „Tengerszem“ befindet. Das ist ein Kratersee auf einer Hügelkuppe, über dem man mehrere Klettersteige machen kann. Zudem gibt es einen Aussichtsturm und (im Sommer) einen Kiosk.
Unsere Serie reist und wir übernachten ein weiteres Mal in Ungarn. In der Nähe des Ortes Vasarosnameny am Ufer des Flusses Tisza.