Klosterspaziergang

Wir haben die Nacht außerhalb und oberhalb von Akhaltsikhe verbracht und können unsere Frischwasservorräte ergänzen. Im Gegensatz zum Marco Polo (10L) haben wir einen 100-L-Frischwassertank dabei, der dann doch eine ganze Weile reicht. Abwasserbehälter übrigens 0 Liter…

Nachdem ich aufgrund der zu erwartenden massiven Fahrerei Davit Gareja vom Plan gestrichen habe will ich aber nun wenigstens das Höhlenkloster Vardzia sehen, das auch sehr weit im Süden, kurz vor der türkischen Grenze liegt. Bei zum Glück etwas wechselhaftem Wetter verbringen wir über drei Stunden „am Berg“. Da wir gut vorbereitet sind (sprich: eine Stirnlampe dabeihaben) lässt auch bei Ida die Freude am Treppensteigen so schnell nicht nach. Dass sie eine der Höhlen als Toilette benutzt ist hingegen nur ein Gerücht…

Nachdem wir beim Abstieg erfolgreich eine kleine Gruppe Asiaten am schnellen Vorankommen hindern belohnen wir uns auf einem Parkplatz gegenüber der Anlage noch mit einer selbstgekochten Nudelpfanne. Es geht dann zurück nach Akhaltsikhe, wo es wie gestern zu regnen anfängt, und weiter nach Borjomi. Im nichttouristischen Teil kaufen wir auf dem Markt noch etwas Gemüse und Käse und gönnen uns dann noch ein(en?) Shaurma (oder auch Shawarma, man findet beide Bezeichnungen). Da jetzt auch hier der Himmel alle Schleusen öffnet darf ich mit vollem Magen zurück zum Auto sprinten um anschließend die Damen abzuholen. Wir fahren wieder in die Richtung, aus der wir eigentlich gekommen sind, da sich dort wohl ein brauchbarer Stellplatz befinden soll. Die Flussdurchfahrt kurz vor dem Ziel wäre mit jedem Auto machbar… Ist sie tatsächlich, und von dem Typ, der hier angeblich 5 Lari pro Nacht kassiert ist weit und breit nichts zu sehen. Auch nicht am Morgen, als wir uns zu einer Wanderung aufmachen wollen, die zwar nicht über die Nationalparkwebsite (wir befinden uns im Borjomi-Kharagauli-Nationalpark, dem größten zusammenhangenden Waldgebiet Europas) aber über eine von mir bis dato nicht genutzte App und auch auf einer Schautafel zu finden war. Der Likani Valley Black Trail. Nicht weit vom Auto steht ein rauchender Typ, der etwas rangermäßig ausschaut und uns ungeachtet mangelnder Englischkenntnisse anquatscht. Nach kurzem Gesten-hin-und-her wählt er eine Nummer auf dem Handy und reicht dann das Gerät an mich weiter. Am anderen Ende ist jemand vom Nationalpark, der sehr gut Englisch spricht, kein Geld von uns will, aber anmahnt, dass wir uns vor dem Besuch hätten registrieren müssen. Das geht zum Glück auch jetzt noch, indem der Raucher unsere Ausweise fotografiert. Die geplante Runde soll 8,5 km lang sein (bei mir 10, bei Susi 11) und führt uns erst moderat, später etwas steiler über Serpentinen von 900 auf 1450m zu einer ganz netten Aussicht. Wir sehen unterwegs drei Herren und eine Dame, es ist also etwas entspannter als auf dem Rennsteig. Ida wird bei Laune und Tempo gehalten, indem sie zum Guide bestimmt wird: Sie hält Ausschau nach den Wegemarkierungen an den Bäumen und bricht immer wieder aufs Neue in Begeisterung aus, wenn sie die nächste entdeckt hat. Nach ausführlicher Gipfelrast gehen wir den kürzeren aber steileren Weg zurück, nicht unbedingt die beste Entscheidung, da schon wieder aufziehende Regenwolken uns etwas unter Druck setzen und nicht nur Ida etliche Male fast stürzt. Wir bleiben aber trocken und treffen zurück am Auto auf drei Männer: den Raucher, den Typ, der die 5 Lari kassiert (bekommt er rückwirkend) und einen jüngereren Mann. Der heißt Waza, spricht uns auf Englisch an und freut sich, dass er auch etwas von seinem Deutsch probieren kann, dass er von einer Freundin lernt. Die Aussage des Herrn aus Samara wird etwas entkräftet, da der 5-Lari-Mann behauptet, dass bei ihm hauptsächlich Deutsche und Holländer stehen.

Wir fahren noch bis ins ehemalige Bergarbeiterstädtchen Chiatura, dessen Besichtigung erst für den nächsten Tag geplant ist. Da (offensichtlich?) Kindertag gefeiert wird gibt es eine große Veranstaltung mit Livemusik, Hüpfburgen und Fahrgeschäften. Ida dreht zwar ein Ründchen, hat aber genau wie ich nach dem langen Tag keinen wirklichen Bock mehr auf Trubel. Wir machen uns noch auf die Suche nach einem Snack, was hier durchaus ambitioniert ist, da es keine „Übersetzungen“ mit lateinischen Buchstaben gibt. Trotzdem schaffen wir es, in einem kleinen Laden ein Khachapuri zu bestellen, das wir uns am Übernachtungsplatz mit Blick auf das Khatskhikloster schmecken lassen.

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