Nicht Glasgow, stattdessen nach Oban

Alles was heute schief gehen kann geht offenbar zunächst auch erstmal schief. Nachdem ich mein letztes morgendliches Läufchen vor genau einer Woche abbrechen musste, weil es in der Wade zog, will ich heute ein Stück laufen, da der Schmerz eigentlich nur noch latent vorhanden ist. Ich schaffe zwar zwei statt einem Kilometer, ab da kann ich aber wieder nur zurückhumpeln. Beim Frühstück vermeldet uns das Internetz, dass die Hip & Hop Busse in Glasgow heute leider nicht fahren. Viele Straßen sind aufgrund des Race for Life gesperrt, weswegen es uns auch wenig klug erscheint, mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Also wird Glasgow erst mal aufgeschoben und wir fahren weiter Richtung Loch Lomond. Wo es in Strömen regnet, weswegen wir hier auf eine Wanderung verzichten. Da wir die Tankstellen im Großraum Glasgow wegen vermeintlich zu hoher Preise ignoriert haben gewinnt außerdem das Tanken immer mehr an Priorität. Laut Navi ist bei 70 Meilen Reichweite die nächste Tanke nur noch 21 Meilen entfernt. Die am Loch Long gelegene Gulf akzeptiert aber dummerweise unsere Visa Debit Karten nicht (ein Problem, was sonst eigentlich nur an den Ladeterminals bei DB Casino auftritt), meine alte Kreditkarte scheint mittlerweile deaktiviert worden zu sein und andere Zahlungsmöglichkeiten gibt es nicht. Nächste Tanke am nächsten Ziel in Inveraray, nochmal knapp 20 Meilen. Das Auto zeigt inzwischen nur noch Bitte Tanken an, auf der Mercedes Me App gibt es noch etwas länger einen genauen Wert aber dann auch nur noch <50km. Müßig zu erzählen, dass an der einzigen Zapfsäule der Tankstelle in Inveraray ein durchweichtes Schild mit der Aufschrift Closed until Monday 8:00 am hängt…

Zu diesem Zeitpunkt ist es etwa Sonntag Mittag. Also laufen wir nach kurzer Stärkung durch das pittoreske Örtchen und erstehen für Ida bei Dewar’s Bootstore ein Mini Mac in a Sac. Die Farbe darf sie sich selber aussuchen. Gelb. („Ich bin ein Bauarbeiter!“) Solchermaßen gegen die Feuchtigkeit gewappnet laufen wir zuerst zum Schloß (das von Weitem ziemlich schick, von Nahem doch durchaus angegammelt aussieht) und weiter zum Aussichtspunkt Dun Na Cuaiche. Wo die Aussicht so ziemlich gegen Null tendiert. Dabei ringen wir mal wieder hauptsächlich mit der Motivation des Kindes. Die gefühlte Geschwindigkeit beträgt zeitweise 1 Minute Überzeugungsarbeit/ 10 Meter Laufen. Am Ende das Tages ist sie über 8,5 km gelaufen, dass ihr was wehtut oder sie nicht mehr kann haben wir übrigens kein einziges Mal vernommen. Am Abend wärmen wir uns ordentlich mit Hühnersuppe aus dem örtlichen Co-Op (daily 6:00 am -10.00 pm  leider kein Diesel im Sortiment) auf und hoffen auf Montagmorgen. Der Co-Op Parkplatz verbietet Overnightparking, wir haben also in einer dunklen Ecke des Ortes übernachtet. Um kein Risiko einzugehen, haben wir nochmal Bargeld geholt, allerdings umsonst, da die Tankstelle anstandslos Susis Visa Debitkarte akzeptiert. Wir fahren etwa 40 Meilen bis nach Oban, das laut Reiseführer als Tor zu den Hebriden gilt und laut selbstgemaltem Schild die Seafood Capital of Scotland ist. Ersteres lässt sich ziemlich gut bestätigen, da Ida mit mir das fast zeitgleiche Anlegen der Fähren Isle of Mull und Isle of Lewis beobachtet. Beim zweiten wird es schon etwas schwieriger, da gewisse Personen doch gern drinnen speisen möchten, was uns zu Wetherspoon führt. Wo nach unserem Platznehmen erst einmal gar nichts passiert und wir von allen Angestellten ignoriert werden. Ein erneuter Blick in die Speisekarte offenbart, dass man nur über die Website (QR-Code führt bei mir zu einem fehlerhaften Seitenaufruf) oder die App bestellen kann. Also wird die App installiert, kurz gerätselt, ob wir Tisch 6 oder 9 sind und die Bestellung direkt per PayPal bezahlt. Innerhalb einer Minute steht dann auch ein Pint of Carling vor mir. Nach dem Essen besuchen wir nochmal das Fährenterminal (saubere Toilette) wo Ida unser sämtliches Kleingeld in so einem Trichtergroschengrab zugunsten des 50. Dienstjubiläums irgendeines Küstenrettungsbootes versenkt. Euromünzen rollen teilweise richtig lange, Sterling rattert und plumpst ziemlich schnell ins Loch. Als Verdauungsspaziergang wählen wir noch eine kleine Runde zum colloseumsartig wirkenden McCaig´s Tower, einem Aussichtspunkt über der Stadt. Wir fahren weiter nach Norden und übernachten in der Nähe von Fort William.

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