Go North

Endlich, endlich, endlich geht es nach Schottland. Die gewohnt umfangreichen Vorbereitungen sind abgeschlossen (Reiseführer für Schottland und Irland gekauft, Fähre gebucht (Calais-Dover den Vorzug gegenüber Ijmuiden-Newcastle gegeben, was im ersten Moment folgerichtig erscheint, sich dann aber etwas relativiert…)), die technischen Neuerungen im Auto eingebaut. Zum einen ein selbstgebautes Möbel mit dem Arbeitstitel Hundertwasser-Schrank (kein einziger rechter Winkel) außerdem wurde unsere alte Matratze, die bisher immer irgendwie hingeknietscht wurde mit Hilfe eines Cuttermessers zur Klappmatratze modifiziert, nachdem wir die Preise für Klappmatratzen im Internetz gesehen hatten.
Wir fahren wie geplant direkt nach Abholung des Mittagskindes los, essen als abendlichen Snack Bitterballen in Holland (wobei sich die Einschätzung der Mutter: wir essen jeder einmal Bitterballen und Ida eine Portion Pommes als grundfalsch erweist), telefonieren noch mit dem Geburtstagskind des Tages, während unser Kind laut singend in Strümpfen über holländische Kleinstadtmarktplätze marschiert und nächtigen schließlich in Belgien am Ufer eines kleinen Kanals.
Am nächsten Morgen fahren wir die restlichen 180 km nach Calais, haben allerdings aufgrund unseres Wunsches, den Zeitvorgaben der Reederei zu entsprechen keine Zeit mehr zum Tanken. Die Abfertigung verläuft reibungslos, beim Anblick von Idas Bild im Kinderreisepass können die britischen Grenzbeamten allerdings ihr Lachen nicht zurückhalten. Auf der Fähre (Cote des Flandres) ist es so voll wie in den Zügen der DB während der ersten Coronawelle, Ida kann viel herumlaufen und es gibt auch Fish´N´Chips.
Auf der Insel müssen wir uns als erstes dem Linksverkehr stellen, was aber ganz gut läuft, da man ja erstmal allen anderen hinterherfährt. Unerwarteterweise finde ich inzwischen Kreisverkehre unproblematisch, nur beim Rechtsabbiegen muss ich immer dreimal überlegen. Hilfreich ist auch, dass man größtenteils recht gesittet fährt.
Es gibt dann eine unerwartete Extrarunde, als der Tank immer lauter nach Nachschub schreit, gleichzeitig aber der (gebührenpflichtige) Dartford Crossing Tunnel im Weg ist, dessen Zahlungsmöglichkeiten auf die Schnelle nicht zu recherchieren sind. 150 € (für 989 km) und eine Aktualisierung der Banking-App später ist aber alles wieder in Butter und es geht weiter. Wir machen Pause in Milton Keynes und finden am Willen Lake ein, ich sag jetzt mal: Naherholungsgebiet, das seinesgleichen sucht. Ida ist hin und weg und möchte am liebsten gar nicht wieder ins Auto.
Da sich schon abzeichnet, dass man nicht mal so eben schnell durch England hoch nach Schottland gefahren ist, wollen wir hier doch auch die eine oder andere Ecke mitnehmen. Die erste Ecke ist der Peak District National Park (der übrigens in der Liste der zehn schönsten Nationalparks Englands gar nicht erst auftaucht) und der jetzt nicht direkt unseren Vorstellungen eines Nationalparks entspricht. Wir finden aber mit Appunterstützung dann doch noch was und besteigen den 524m hohen Mam Tor. Ida ist zwar von den vielen rüstigen Rentnern etwas irritiert, läuft aber die komplette Strecke selber und hat offensichtlich auch Spaß dabei. Danach werden noch kurz Lebensmittel eingekauft, die Einstufung von b&m unter Lebensmittel bei google ist aber diskussionswürdig… Der ausgewählte Übernachtungsplatz am Warton Crag, nördlich von Lancaster, bietet einen kleinen Rundwanderweg und Ida läuft auch diese knapp 3 km noch ohne zu murren, bevor es zum Abendessen eine ordentliche Portion Nudeln gibt.

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