… im komplett verwahrlosten Streifenwagen quer durch Bayern

Eigentlich sollte es in diesem Jahr nach Schottland und Irland gehen. Aktuell sind wir aber eher froh, dass es überhaupt irgendwo hingeht und fangen mal mit Bayern an, das zumindest in puncto Sprachverständnis den beiden erstgenannten nur wenig nachsteht.
Das erste Ziel hatte Susi festgelegt. Mödlareuth. Das wir ja schon „kannten“, da wir die Serie Tannbach komplett geschaut hatten. Bei sonnigem Wetter verzichteten wir auf die Besichtigung des deutsch-deutschen Museums und suchten uns stattdessen auf einer Tafel im Ort (bayerischer Teil) eine kleine Wanderung aus. Ida sollte dazu im Qeridoo (Fahrradanhänger, der auch geschoben werden kann) sitzen. Das Ober- und Unterteil des Kinderwagens waren aus unserem Gepäck verschwunden, ebenso Babytrage, Milchpumpe und 12V-Fläschchenwärmer. Dafür waren nun der Qeridoo, eine Babyrückentrage, ein Hochstuhl, ein Anklemmstuhl, zwei Paar Inliner und ein Pipitopf dabei. Also noch weniger Platz….Nach etwa zehn Minuten hatte Ida keine Lust mehr, im Wagen zu sitzen und brachte dies auch lautstark und anhaltend zum Ausdruck. Da der Wagen in unserer Grobplanung keine unerhebliche Rolle spielte hob dies unsere Stimmung nicht gerade. Es konnte aber irgendwann weiter gehen und Ida lief auch einen Teil des Weges zum Dreifreistaatenstein. Dort verwirklichten wir unsere sensationell kreative Idee eines Fotos mit drei Personen in drei Bundesländern. Zwei Locals (Opa und Enkel, SOK-Kennzeichen am Auto) verrieten uns noch eine kürzere Route für den Rückweg, die wir ernsthaft nur deswegen hinwärts nicht gefunden hatten, weil ein (1!) Wegweiser fehlte. Der Enkel fragte ob unserer Unkenntnis, ob wir denn nicht von hier seien und ich antwortete „Aus Erfurt“. Worauf der Opa die Augenbrauen hochzog und ein „Aaaah, aus der Landeshauptstadt…“ von sich gab. Sachsenpack!
Wir übernachteten an einem Badesee bei Lichtenfels, waren froh, dass man bei McD wieder aufs Klo gehen kann und bestiegen dann den Staffelberg. Ida diesmal in der Rückentrage, was ihr aber offenbar super gefiel. Die (Aus-)Sicht war gut, der Biergarten geöffnet und die Menschen alle angenehm vernünftig und zurückhaltend. Lediglich das Kellerbier vertrug sich nicht so recht mit dem McDonalds-Cappuccino und/oder Schwiegermutters Frischmilch im morgendlichen Müsli. Ich machte jedenfalls im Verlaufe des Tages noch eine Solo-Wanderung auf bisher unbetretenen Pfaden in der Nähe eines bayerischen Bundesstraßenparkplatzes und später noch eine zur Araltankstelle, die sich gegenüber der nächsten Übernachtungsmöglichkeit befand. Wir waren bis Arrach im Bayerischen Wald gefahren. Der Platz befand sich am Seepark, Tagestemperaturen von 9° und Dauerregen ließen aber kein Baden zu. Daran hatte sich auch am nächsten Tag nicht viel geändert, wir fuhren aber trotzdem die paar Kilometer bis zum Arber und machten eine Wanderung zum Kleinen Arbersee und einmal drumherum. Eventuell trödelten wir beim Essen im Seehäusl etwas zu sehr, das Wetter, das ständig zwischen Sonne, Wind und Wolken wechselte, schenkte uns für den Aufstieg zurück zum Parkplatz noch einen ordentlichen Regenschauer, den Ida in ihrer Trage aber verschlief.
Ursprünglich wollten wir dem Bayerischen Wald ja etwas mehr Zeit einräumen, aufgrund der Temperaturen machten wir uns aber wieder auf den Weg Richtung Norden entlang der B22. In der Nähe von Weiden in der Oberpfalz gab es einen Waldspielplatz, auf dessen Parkplatz wir nach getanem Spiel auch gleich über Nacht stehen blieben.
Um Idas Wohlwollen gegenüber der Rückentrage nochmals zu testen, hatte ich aus meinem Wanderbuch eine etwa neun Kilometer lange Tour im Höllental in der Nähe von Naila ausgesucht. Bei der Passage „in dem 3,5 km langen Tal gibt es über 30 km ausgeschilderte Wanderwege“ hätte ich allerdings etwas mehr zwischen den Zeilen lesen müssen! Denn es gibt eine solche Vielzahl an Schildern und Markierungen, dass es stellenweise schon wieder verwirrend ist. Zudem stimmten auch die Bezeichnungen kaum mit meinem Buch (von 2015) überein. Kurioserweise passten die zurückgelegte Wegstrecke und die dafür benötigte Zeit aber fast genau. Und dabei konnten die doch eigentlich gar nicht wissen, wieviel Zeit wir für das Abfüllen des Höllensprudel-Mineralwassers benötigen… Ida blieb übrigens bis zum Schluss sehr entspannt und, mit letzter Kraft, wach.

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