Ich bin der letzte Kunde
Man will ja niemandem Unrecht tun… aber nachdem das Thema Wandervögel abgefrühstückt war, begann unser eigentlicher Urlaub.
Wie schon in den letzten Jahren hatte ich versucht, in die Planung irgendwelche Fußballspiele aufzunehmen. Die Betonung liegt deutlich auf „irgendwelche“. Dank der neuen Vermarktungsidee der UEFA namens Nations League, schied das zweite Urlaubswochenende leider komplett aus, übrig blieb eigentlich nur der Sonntag, an dem die Überführungsetappe nach Budapest anstand. Bis zur Abfahrt aus D hatte sich nur ein Spiel wirklich angeboten, ein Heimspiel von Budafoki MTE in der zweiten ungarischen Liga. Ticketpreise von etwa 2,65€ ließen Gegenargumenten wenig Spielraum. Am Vorabend unserer Abreise aus der Slowakei entdeckte ich aber ein Sonntagsspiel , Ferencvaros gegen Vidi (ehemals Videoton) das sowohl von den Mannschaftsnamen als auch der Tabellenkonstellation her doch sehr ansprechend aussah.
Bei der Abreise gab uns Milan noch Tipps für die Weiterfahrt mit auf den Weg, wären wir nicht irgendwann schnell weggerannt, als e sich mal kurz umdrehte, hätte er vermutlich unsere ganze restliche Reise neu geplant. So beließen wir es bei einem kleinen Schlenker über das sonnige Eger, in dem allerdings das Minarett (mit eingebauter Aussichtsplattform) wegen Bauarbeiten gesperrt war. Als Alternativerlebnis versorgten wir uns am Geldautomaten mit einer Dezimillion. Forint… Kurz vor Auffahrt auf die Autobahn wurde per Handy noch die Maut gelöst (nicht billig, aber verblüffend unkompliziert) und dann waren wir auch schon in Budapest.
Bei der Hotel- und Parkhaussuche machte sich spätestens beim dritten Anlauf leichte Nervosität breit. Im Nachhinein betrachtet ist es zwar nicht schlecht, mit zwei Navis zu arbeiten, beide mit unterschiedlichen Zielen zu füttern schon. Hotel und Parkhaus waren zwar nicht weit voneinander entfernt, die Anfahrten aber grundverschieden. Die lichte Höhe des Parkhauses von 2,05m bereitete mir hingegen kein Kopfzerbrechen, der Streifenwagen ist ja schließlich nur 2,02m.
Im Hotel erklärte uns der Hotelmensch noch schnell den Weg zum Stadion (rechts rum, links rum, Metro M3, bis Nepliget-> Stadion) und wir machten uns nach kurzer Erfrischung auf den Weg. Die Metro M3 war zwar schnell gefunden, sie fuhr aber nicht und es gab stattdessen Schienenersatzverkehr. Vor dem Stadion gab es eine lange Schlange sowie verschiedene Menschenknäuel zu sehen, es versprach zumindest ein gut besuchtes Spiel zu werden. Ich wusste, dass wir uns vor dem Kartenkauf registrieren mussten, wusste nach wenigen Minuten, dass wir uns dafür in die einzelne lange Schlange einreihen mussten, ahnte aber noch nicht ansatzweise, dass sich Fort-Schritt in den nächsten 80 Minuten gefühlt fast ausschließlich aufgrund entnervt Aufgebender im Wartekollektiv weiter vorn ergeben sollte. Bis zum Anpfiff tat sich eigentlich gar nichts, danach war es eigentlich nur Susis Starrsinn zu verdanken, dass ich mich nicht irgendwo in der Innenstadt ungarischem Bier widmen konnte. Nach dem wir, schon in der Halbzeit, endlich an der Reihe waren, konnten wir erahnen, warum es so langsam vorwärts ging: die erkennungsdienstliche Behandlung hätte der Homeland Security zur Ehre gereicht.
Kurz vor Beginn der 2. Halbzeit waren wir auf unseren Plätzen, Ferencvaros hatte schon zwei Tore erzielt, was uns durch Bildschirme hinterm Zaun und die Geräuschkulisse nicht entgangen war. Vidi war aber auch noch der Anschlusstreffer gelungen. In der zweiten Halbzeit gab es ein zumindest unterhaltsames Spiel zu sehen, in dem die Heimmannschaft beste Chancen ausließ und der Gast spät zum Ausgleich kam.